Der Handysegen hängt schief
Wie sollen Eltern mit dem hohen Handykonsum ihrer fast erwachsenen Kinder umgehen? Augen schliessen? Oder die Regeln per WhatsApp kommunizieren? Unsere Elternbloggerin Irma Aregger gibt Einblicke in ihren Familienalltag.
Handykonsum am Abend: Schachteldenken
Später appellierten wir an ihre Vernunft, was den Handykonsum betraf. Selber entscheiden, was gut und richtig ist. Ha, ha. Kleine Zombies sassen mit rot geränderten Augen am Frühstückstisch. Dass sie nicht Butter aufs iPhone schmierten, grenzte an ein Wunder. Eine Zeitlang funktionierte es, dann fing der Kampf von vorne an.
Inzwischen sind die Kinder 19 und 17. Sie wecken sich mit dem Handy, verabreden sich, chatten, schauen Filme, hören Musik, lesen, tauschen Fotos aus. Sie klären Unstimmigkeiten mit der Freundin, Gesundheitsprobleme der Grossmutter vom Freund. Alles blitzschnell getippt, oder per Sprachnachricht übermittelt. Ein Leben ohne Smartphone können sie sich nicht mehr vorstellen. Es ist angewachsen an ihren Händen. Wir Eltern haben noch nicht aufgegeben, wir streiten, diskutieren und hoffen.
Sind wir besser als unsere Kids?
Am Esstisch gilt Handyverbot
Dann melden sich die Grosseltern zum Sonntagsbesuch an. Sie mögen es nicht, wenn sie ihre Enkelkinder bloss mit gesenktem Kopf auf ein elektronisches Gerät starren sehen. «Kein Handy, wenn Oma und Opa hier sind!», spreche ich eindringlich auf Sohn und Tochter ein. Sie rollt die Augen, bei ihm bin ich nicht sicher, ob er mich überhaupt gehört hat.
Kaum sitzen wir am Tisch, brummt das Teil in Sohnemanns Hosentasche, surrt es bei der Tochter unterm Oberschenkel. Sie ignorieren es stoisch. Ich setze mich mit geradem Rücken hin und bin ziemlich stolz auf unsere Kids. Da zieht der Opa sein Smartphone aus der Jacke: «Schaut mal die Fotos von unseren Ferien!»
Übrigens: Steve Jobs Kinder hielten nur selten ein Apple Produkt in den Händen, er begrenzte die Zeit angeblich rigoros, die seine Kinder mit der Technik verbringen durften. Und Bill Gates Kinder hatten erst mit 14 ein Handy. Und abends fernsehen war bei Gates verboten. Ziemlich smart!
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