«Sie geht gern zur Schule – das hilft sehr fürs Lernen» - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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«Sie geht gern zur Schule – das hilft sehr fürs Lernen»

Lesedauer: 2 Minuten

Andrea Küpfer, 39, lebt mit ihrem Mann Philipp und ihren Kindern Carina, 9, und Nicolas, 5, in Wangen bei Olten. Die Hotel-Operations-Managerin ist froh darüber, dass Carina das Lernen Spass macht.

Text: Claudia Füssler
Bilder: Raffael Waldner  / 13 Photo

«Als wir neulich im Wald unterwegs waren, hat Carina oben in einem Baum die Bruthöhle eines Spechtes erspäht. Sie bat mich: ‹Mama, kannst du die Spechtwohnung fotografieren und für mich ausdrucken, damit ich das mit in die Schule nehmen kann?› Carina wollte ihren Mitschülerinnen und Mitschülern zeigen, dass das, worüber sie im Themenblock ‹Wald› gerade im Unterricht gesprochen hatten, tatsächlich draussen vor der Haustür zu finden ist.

Wir sind gerne und viel in der Natur unterwegs, und seit einiger Zeit lernen wir auf diesen Touren viel von Carina, die ihr Schulwissen in den Familienalltag trägt: Wie die kleine Blume auf der Wiese am Hang heisst, was der gelbe Schmetterling am liebsten frisst. Daheim üben wir Gewichte und Masse, zum Beispiel wenn Carina einen Liter Milch und ein Päckchen Butter aus dem Kühlschrank holt: Wie viel ist da drin? Carina ist grundsätzlich sehr neugierig und wissbegierig, sie wollte im zweiten Kindergartenjahr mit Lesen anfangen, wir mussten ihr die Buchstaben erklären. Der Start in der Schule fiel ihr leicht, sie hat alles aufgesaugt, was man ihr an Wissen angeboten hat. Die Hausaufgaben erledigte sie in der Hälfte der dafür vorgesehenen Zeit und eigenständig, ohne dass wir nachfragen oder intervenieren mussten. Wir waren da sehr dankbar, weil wir wissen, dass sich das auch anders gestalten kann.

‹Erklär du mir doch mal, wie ihr das rechnet.› Dieser Satz hat funktioniert.

Schreiben und Lesen mochte Carina von Anfang an, es fiel ihr leicht. Mathe nicht so ganz, da musste sie immer kurz überlegen. Dann wurden die Aufgaben komplexer und sie hatte binnen zwei Schuljahren drei verschiedene ­Mathelehrer, die ihr alle unterschiedliche Herangehensweisen zeigten. Das verwirrte sie, und schliesslich fiel der Satz: ‹Ich kann das nicht.› Ich habe angefangen, mit ihr zu üben. Das war auch für mich ein Lernprozess, ich habe gemerkt, dass sie die Sachen anders lernt in der Schule als ich früher. Dann habe ich gesagt: ‹Erklär du mir doch mal, wie ihr das rechnet.› Das hat funktioniert. Ich sass daneben, habe Carina aber allein rechnen lassen. Ich wollte präsent sein, ihr das Gefühl geben, dass sie mich gleich greifen kann, wenn sie eine Frage hat.

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Carina fühlt sich wohl in ihrer Klasse und der Schule, sie geht gern hin. Wie viel dieses Wohlfühlen für das Lernen ausmacht, haben wir während der Corona-Pandemie gemerkt. Wir hatten fünf Wochen lang Homeschooling, da war sie weniger motiviert. Manchmal mache ich mir Sorgen, weil Carina jetzt in der dritten Klasse schon dreimal Nachmittagsunterricht hat. So stark eingebunden zu sein in so jungen Jahren, erscheint mir anspruchsvoll. Dann wieder sehe ich, welchen Spass ihr das Lernen macht, und dass im Unterricht nicht nur neues Wissen vermittelt, sondern auch viel geübt wird. Zurzeit zum Beispiel das Einmaleins, das ich zur Sicherheit trotzdem regelmässig mit ihr durchgehe. Ich denke, die Mischung stimmt bei uns.»

Claudia Füssler
arbeitet als freie Wissenschaftsjournalistin. Am liebsten schreibt sie über Medizin, Biologie und Psychologie.

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