Gesunder Darm – gesundes Kind - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Gesunder Darm – gesundes Kind

Lesedauer: 6 Minuten

Wie man seine Verdauung in Schuss hält, und warum das so wichtig ist.

Während beim Kleinkind noch jeder Pups kommentiert wird, gilt später: Verdauung hat man, man spricht nicht drüber. Eigentlich schade, denn was im Darm passiert, ist nicht nur spannend, sondern wirkt sich auf unsere gesamte Gesundheit aus.
Etwa ab dem fünften Lebensjahr ist der Darm vollständig entwickelt. Dann unterscheiden sich Kinder und Erwachsenendarm nicht mehr. Trotzdem sind gerade die Kinderjahre für die Entwicklung einer gesunden Darmflora sehr wichtig. Denn der Darm vergisst nicht. Was er mal gelernt hat, das prägt ihn fürs Leben. Und eine gesunde Darmflora ist eine wichtige Grundlage für das gesunde Dasein überhaupt. Damit Eltern wissen, was sie für einen gesunden Darm tun können, sollten sie wissen, wie die Verdauung funktioniert.

Gut gekaut ist halb verdaut

Reisen wir also mit unserem Essen in die Tiefe. Das Verdauungssystem erstreckt sich vom Mundraum über die Speiseröhre durch den Magen zum Darm. Auf der ganzen Strecke laufen verschiedene Verdauungsprozesse ab. Schon der Speichel leistet seinen Anteil: Er lässt das Essen besser durch den Rachen rutschen und killt erste Bakterien. Und hier kann der Mensch mithelfen: Wer gut kaut, durchmengt alles mit Speichel und hilft so, die Verdauung zu unterstützen. In kleinen Stücken purzelt das Essen in die Speiseröhre und wird dort von Muskeln weitertransportiert, um schliesslich in den Magen zu fallen – ein Auffangbecken mit einem Volumen von einem knappen Liter. Hier treffen die zerkauten Stücke auf die Magensäure. Sie enthält spezifische Verdauungsenzyme, die das Essen in noch kleinere Stücke zerteilen. Die Nahrungsstücke prallen von Magenwand zu Magenwand, bis sie die Grösse eines Sesamkorns erreicht haben.

Alles wirkt auf den Darm: Schmetterlinge im Bauch, Angst oder Stress.

Am Ende des Magens sitzt ein Muskel, der Pförtner genannt wird. Er prüft die Grösse der Stücke, bevor er sie für die Weiterreise freigibt. Dann gelangt das Essen endlich in den Darm. Mit 5 Metern Länge und 32 Quadratmetern Oberfläche ist er das grösste Verdauungsorgan. In ihm befinden sich die verschiedensten Mikroorganismen. Ihre Aufgabe ist es, ein stabiles Ökosystem im Körper aufrechtzuerhalten. Der Darm lernt dafür, zwischen normalen Einflüssen und Schädlingen zu unterscheiden, um Letztere zu bekämpfen.
Aber natürlich kann der Darm nur mit Dingen arbeiten, die er kennt. Viele Asiaten haben zum Beispiel eine Laktose-Intoleranz, weil sie nicht gewohnt sind, Milch zu trinken. Ihr Darm bildete darum die für deren Verdauung nötigen Enzyme nie aus. Die Darmflora eines Menschen aus dem asiatischen Raum sieht also anders aus als die eines Menschen aus Europa oder Amerika.
Genauso unterscheidet sich die Darmflora eines Menschen, der sich gesund ernährt, von jener eines Menschen, dessen Hauptnahrungsmittel Süssigkeiten sind.

Der Gesundheit-Alleskönner

Doch auch wenn der Darm ein Gewohnheitstier zu sein scheint: Durch eine gezielte Ernährungsumstellung können jederzeit positive Veränderungen erwirkt werden. Wer sich gesund ernährt, senkt das Risiko für Darmerkrankungen, Hämorrhoidalleiden, Darm- und eventuell Magenkrebs. Ausserdem werden Blutdruck und Cholesterinspiegel verbessert. Der Darm nimmt auch grossen Einfluss auf das Immunsystem und ist so Ursache für viele Krankheiten, die man nie mit ihm in Verbindung bringen würde. Zum Beispiel Allergien, Hauterkrankungen und Unverträglichkeiten. Zudem hat die Darmflora einen enormen Einfluss auf das Aussehen sowie das Körpergewicht.

Gefühle sind Darmsache

Das Gehirn ist das Organ mit den meisten Nervenzellen – und gleich danach kommt der Darm mit einer ganzen Million Nervenzellen. Emotionen beeinflussen die Darmfunktionen da, wo sie entstehen: im limbischen System, welches mit dem Darm verbunden ist. Dabei wirkt alles auf den Darm: Schmetterlinge im Bauch, Angst, Stress. Wenn Adrenalin ausgeschüttet wird, kann dies die Darmfunktion stören, Blähungen, Völlegefühl, Verstopfung sind die Folge. Andere Hormone, zum Beispiel Angsthormone, haben die gegenteilige Wirkung und der Darm schaltet auf Durchzug. Die Aussage «vor etwas Schiss haben» kommt also nicht von ungefähr. Umgekehrt wirkt der Darm auch auf die Gefühle: 95 Prozent der Glückshormone werden im Darm gebildet. Wer also glücklich sein will, muss seinen Darm in Schuss halten. Und andersherum gilt: Der Darm merkt sich psychische Probleme. Wer also einen gesunden Darm will, sollte möglichst häufig glücklich sein.

Tabuthema Stuhlgang

Bei all diesen Abhängigkeiten stellt sich natürlich die Frage: Wann ist der Darm gesund? Ob es dem Darm gut geht, sieht man gut an der Farbe und Konsistenz des Stuhlgangs. Wenn dieser aussieht wie eine braune Paste, ist alles in Ordnung. Bei kleinen dunklen Kügelchen, die das Gefühl hinterlassen, dass noch mehr gehen müsste, fängt der Darm an zu kranken. Wenn es weniger als dreimal pro Woche zu einer Entleerung kommt, dabei die Menge gering und der Stuhl hart ist, spricht man von einer Verstopfung. Hier sollte man aber nicht gleich zu Medikamenten greifen. Viel Flüssigkeit, eine ausgewogene Ernährung und viel Bewegung sowie ausreichend Entspannung sind ein gutes Gegenmittel. Wenn der Darm damit nicht wieder in Schwung kommt, sollte der Arzt aufgesucht werden. Wenn der Stuhl zu flüssig ist und sich kaum halten lässt, spricht man von Durchfall. Gefährlich dabei ist bei längerer Dauer der Flüssigkeitsverlust. Nach drei Tagen sollte darum ein Arzt kontaktiert werden.
Unabhängig von der Konsistenz des Stuhls sitzen die meisten von uns eigentlich falsch auf dem Klo: Für eine richtige Haltung sollten die Füsse leicht erhöht werden, so dass die Knie höher als das Becken sind. So rutscht der Stuhl besser und man muss ihn nicht mit Druck pressen. Das schont wiederum die Hämorrhoiden.

Lässt sich fertiger Fruchtsalat im Kühlschrank so einfach nehmen wie Schoggi, hat er eine Chance.

20 Mal Furzen pro Tag

Die Furzforschung – ja, so etwas gibt es tatsächlich – untersucht, wieso Flatulenzen so unterschiedlich riechen. 30 Tonnen Lebensmittel wandern im Leben durch den Darm, einige davon verursachen Blähungen, zum Beispiel bestimmte Zuckerarten, die in Kohl, Bohnen und Zwiebeln enthalten sind. Gase, die im Körper sind, müssen auch wieder heraus, und so furzt jeder Mensch etwa 20 Mal im Tag. Je länger Nahrung im Körper bleibt, desto mehr Gase können sich entwickeln. Um die Verdauung zu beschleunigen und so vielleicht weniger zu furzen, gilt also: nach dem Essen ruhen! Denn Verdauung ist für den Körper Höchstleistung. Und: Auch wenn es als unanständig gilt, zu rülpsen und zu furzen: Die Gase müssen heraus, sie verdauen sich auf keine andere Weise. Hält man sie zu lange zurück, kommt es zu Schmerzen. Wenn sie gar nicht entweichen können, zum Beispiel bei einem Darmverschluss, besteht die Gefahr, dass der Darm platzt.
Um zu verstehen, wie ein Furz entsteht, müssen wir nun noch einmal gedanklich in den Darm reisen. Zunächst gelangt der Essensbrei in den Dünndarm, wo er durchgeknetet wird – Zotten unterstützen diesen Vorgang. Über die Blutbahn werden die Nährstoffe abtransportiert und versorgen den Körper mit den nötigen Stoffen und Energie. Der Dünndarm schiebt alles Unverarbeitete als Brei weiter in den Dickdarm. Genau hier entstehen die Gase: Stickstoff, Wasserstoff, Kohlendioxid – der perfekte Furz. Enthält dieser Schwefelverbindungen von mindestens einem Prozent, riecht er. Schwefel findet sich in der Ernährung vor allem in tierischen Produkten wie Fleisch oder Eiern, aber auch in pflanzlichen Produkten wie Zwiebeln und Knoblauch. Die individuelle Darmflora entscheidet nun, was mit dem Schwefel passiert. Je nach Darmflora stinkt es bei einem Menschen nach dem Essen, während der andere geruchsfrei flatuliert. Bei starken Blähungen sollte man die Bestandteile der häufig verwendeten Nahrungsmittel prüfen. Vor allem Fertiggerichte oder Fast Food haben oft Zuckerbestandteile, die Blähungen fördern.

Ernährung von Jugendlichen

Gerade die blähende Fertignahrung ist es aber, die Kindern so gut schmeckt. Und je grösser sie werden, desto weniger Einfluss hat man auf ihr Essverhalten. Sie holen sich schnell mit Kollegen einen Burger beim amerikanischen Riesen oder verpflegen sich über Mittag in der Mensa, wo sie selten Salat wählen. Obwohl Jugendliche heutzutage viel über gesunde Ernährung und die Notwendigkeit von ausreichend Bewegung wissen, halten sie sich im Alltag selten daran: Pizza siegt über Gemüse, die Playstation über den Waldspaziergang. Doch Zwang und Druck helfen gerade in diesem Alter wenig. Sie vermiesen das Essen und die Stimmung. Bereits vor der Pubertät sollte man, dem Darm zuliebe, dem Kind ein gesundes Essverhalten vorleben und schmackhaft machen. Da der Mensch ein Gewohnheitstier ist, wird auch der Jugendliche nicht alles vergessen, auch wenn er gerne einmal einen Burger mit Freunden verdrückt. Pflegen Sie regelmässige Mahlzeiten mit der ganzen Familie, damit der Teenager auch Gesundes zu essen bekommt. Ideal wären pro Tag 30 Gramm Ballaststoffe, wenig Fett, viel Wasser und Bewegung.
Das regelmässige Familienessen ist zudem eine gute Möglichkeit, mit Jugendlichen im Gespräch zu bleiben, Anliegen loszuwerden und über wichtige Themen zu reden. Am Familientisch werden Probleme besprochen und Lösungen gefunden. Das wirkt sich positiv auf die Atmosphäre, aber auch auf den Darm aus.

7 Tipps für einen gesunden Darm

  • Ausgewogene Ernährung besteht aus vielen Ballaststoffen, Obst und Gemüse, Fleisch und kleinen Mengen Fett.
  • Die gesunde Nahrung von Anfang an auf dem Speiseplan haben und auch Jugendlichen möglichst leicht zugänglich machen. Wenn sich der fertige Fruchtsalat im Kühlschrank genauso einfach konsumieren lässt wie die Tafel Schoggi, hat er eine Chance.
  • Gut kauen und langsam essen – was Sie herunterschlingen, belastet hinterher den Darm.
  • Ausreichend Flüssigkeit nicht vergessen: Wasser, Tee, verdünnte Säfte sind gute Flüssigkeitslieferanten.
  • Bewegung hält den Menschen und seinen Darm in Schuss – lieber die Treppe als den Lift nehmen, auch ein Spaziergang, eine Radtour oder ein Fitnessabo helfen.
  • Nach dem Essen besser erst einmal ruhen – denn Verdauen ist für den Körper anstrengend.
  • Für genug Entspannung und gesunden Schlaf sorgen.

Sandra MatteottiDr. phil., ist studierte Germanistin und Philosophin. Sie forschte zu Themen der Literatur, Ethik und Moral und hat sich in Weiterbildungen mit dem menschlichen Körper und mit Ernährung befasst. Sie arbeitet als freie Journalistin und Künstlerin und ist Mutter eines Teenagers.
Sandra Matteotti
Dr. phil., ist studierte Germanistin und Philosophin. Sie forschte zu Themen der Literatur, Ethik und Moral und hat sich in Weiterbildungen mit dem menschlichen Körper und mit Ernährung befasst. Sie arbeitet als freie Journalistin und Künstlerin und ist Mutter eines Teenagers.