In der Untersuchung wurden zwei Stoffe gefunden, welche in den verwendeten Mengen zum Problem werden könnten: Octocrylen kommt in vielen hier erhältlichen Sonnencremes vor und kann Allergien auslösen. Wie viele Menschen darauf reagieren, ist schwer festzustellen, da sich nur wenige Menschen auf eine Allergie untersuchen lassen. «Wenn Hautreaktionen nach dem Sonnenbad auftreten, denken viele Menschen an eine Sonnenallergie, nicht aber daran, dass es auch eine allergische Reaktion auf die Sonnencreme sein könnte.» Dennoch melden immer mehr Dermatologen, dass sie Allergien gegen Octocrylen feststellen.
Der zweite umstrittene Stoff trägt den Ungetüm-Namen
Ethylhexylmethoxycinnamat, kurz EHMC. Ausgerechnet Kleinkinder sind dieser Substanz am stärksten ausgesetzt, weil sie in einigen Sonnenschutzprodukten vorkommt, die speziell für Kinder beworben werden. Ausserdem wird der Stoff häufig in Kosmetika und Gesichtscremes mit Lichtschutzfaktor verwendet – möglicherweise schlicht deshalb, weil der Stoff günstiger ist, als andere UV-Filter. EHMC wirkt allerdings hormonaktiv – kann also Einfluss auf den Hormonhaushalt haben. «Wenn das bei der Entwicklung des Embryos durcheinander gerät, können beispielsweise Hodenhochstand bei Kleinkindern und ein verfrühtes Einsetzen der Pubertät die Folge sein», sagt von Götz.
Bisher sei allerdings noch ungenügend untersucht, wie und wieviel der umstrittenen Substanzen aus den Cremes über die Haut in den Stoffwechsel gerät und was dort mit den Substanzen geschieht. Die Forschungsgruppe der ETH Zürich empfiehlt daher weitere Untersuchungen und eventuell auch die Grenzwerte für die Substanzen weiter zu senken.
Sollten Eltern derweil die Produkte mit Octocrylen und EHMC meiden? Von Götz gibt sich zurückhaltend, möchte Substanzen nicht grundsätzlich «verteufeln». Sie selbst nutze für sich und ihre Kinder ein Produkt, das auch den potentiell allergieauslösenden Stoff Octocrylen enthält. «Aber ich halte Mass und bin mir bewusst, dass Sonnencremes chemische Mittel sind, die eine Wirkung auf den Körper haben – das sollte man bei Kosmetika immer bedenken», sagt sie. Davon Kinder im Sommer einfach jeden Tag prophylaktisch einzucremen rät von Götz allerdings ganz klar ab (siehe Tipps unten).