Gymi nicht erreicht – und nun?
Viele Jugendliche schaffen den Übertritt ins Gymnasium oder in die Kantonsschule nicht. Die Misserfolgsquote liegt im Kanton Zürich bei rund 50 Prozent, in St. Gallen und im Thurgau etwas unter 30 Prozent. Was brauchen die betroffenen Schülerinnen und Schüler?
Was tun die betroffenen rund 30 000 Mütter und Väter in einem solchen Fall? Wir wissen es nicht wirklich. Aus vielen Einzelfallbeispielen setzt sich ein Puzzle zusammen, das heterogener kaum sein könnte: Da sind einerseits Eltern, die sich kaum interessieren oder eher skeptisch sind, wenn Kinder sich ihren eigenen Bildungsweg ausdenken. Vielleicht gehören sie zu einer Generation, wo Maturaquoten von 10 Prozent die Regel waren, sei es, weil der Schulweg ins Gymnasium zu weit war oder familiäre Traditionen den gymnasialen Weg nicht vorsahen.
Andererseits gibt es Eltern, für die eine Welt zusammenbricht, wenn ihr Kind nicht ans Gymnasium aufgenommen wird. Sei es, weil sie selber diesen Weg gegangen sind oder es in ihrer Familientradition eine Selbstverständlichkeit ist. Und es gibt Eltern, die aus Ländern kommen, wo eine Maturaquote von 50 Prozent oder mehr üblich ist. So besuchen über 300 deutsche Jugendliche mit Wohnsitz in der Schweiz die Gymnasien im grenznahen deutschen Konstanz.
Alle Wege bleiben noch offen
Eltern sind als loyale Erwachsene gefragt, die ihr Kind in jeder Lage unterstützen, seine Ziele zu finden und zu realisieren.
Nicht hadern, vorwärtsblicken!
Eltern sind als loyale Erwachsene gefragt, die ihr Kind in jeder Lage unterstützen, seine Ziele zu finden und zu realisieren. Es lohnt sich, achtsam Interesse zu zeigen und ohne zu viel Druck das Gespräch zu suchen. Gerade in der Pubertät brauchen Jugendliche die Möglichkeit, die Distanz und Nähe zu den Eltern selber zu bestimmen. Kinder melden sich nicht nur, wenn sie Geld brauchen, sondern auch dann, wenn sie den Eindruck haben, Erwachsene könnten ihnen da oder dort Unterstützung geben. Den Zeitpunkt dafür müssen wir aber ihnen überlassen.
Eltern sollten im Voraus klären, welche finanzielle Unterstützung sie geben können und wollen, wozu sie verpflichtet sind und wo sie Grenzen setzen wollen. Bei klaren Ansagen können sich Jugendliche besser orientieren. Gerade wenn sich Eltern bei den beruflichen Möglichkeiten und im Berufsbildungssystem noch wenig auskennen, ergibt es Sinn, sich gut zu informieren und Jugendliche beim Besuch der Berufsberatung oder bei der Suche von Schnupperlehren zu unterstützen. Je besser ein Jugendlicher mit möglichst unterschiedlichen Kolleginnen und Kollegen vernetzt ist, desto einfacher wird es ihm fallen, eigene Lösungen mit Hilfe seiner Eltern und der Schule zu finden.