Erziehung: «Vertrauen und Liebe stehen bei uns an erster Stelle»
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«Vertrauen und Liebe stehen bei uns an erster Stelle»

Lesedauer: 2 Minuten

Bianca Köller Looser und ihr Mann Silvan haben klare Werte, die ihnen in der Erziehung wichtig sind. Sie erlauben sich aber hin und wieder gerne, gegen die eigenen Prinzipien zu verstossen.

Aufgezeichnet von Sandra Markert
Bild: Lucas Ziegler / 13 Photo

Gegessen wird, was auf den Tisch kommt – das ist so ein Satz, den wir beide noch von unseren Eltern in den Ohren haben. Und den wir definitiv nicht mochten. Einmal gab es bei uns Bohnen, und die haben mir überhaupt nicht geschmeckt. Meine Mutter ist kurz raus aus der Küche, da habe ich den Teller genommen und die Bohnen ins Klo geschüttet, statt sie aufzuessen. Solchen Momenten wollen wir unsere Kinder nicht aussetzen.

Klar sollen sie auch mal neue Sachen probieren und nicht jeden Tag nur ihr Lieblingsgericht essen. Wir zwingen sie aber zu nichts. Dabei stellt uns Neel, unser Jüngster, ganz schön auf die Probe. Er isst kein Obst und kein Gemüse, wirklich gar nichts Grünes. Erstaunlicherweise sieht das aber selbst meine Mutter entspannt. Bei mir wäre sie früher nicht so tolerant gewesen.

Was wir auch beide aus unseren Elternhäusern mitgenommen haben, sind Werte wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Damit unsere grosse Familie mit zwei Jobs und all unseren Hobbys funktioniert, brauchen wir einfach ein gutes Zeitmanagement. So haben wir jetzt einen Ämtliplan, auf dem zu sehen ist, wer zum Beispiel an welchem Tag mit dem Hund rausgeht. Früher hatten wir da oft Diskussionen, das hat unnötig Zeit gekostet, die wir in der Früh nicht haben.

Die Kinder wissen auch selbständig, wann sie losmüssen, dass auch wir zur Arbeit müssen und vor allem nicht gern zu spät kommen. Aber gerade mit Kindern kommt es natürlich auch immer mal wieder vor, dass man nicht pünktlich ist. Einmal, als morgens auf dem Weg zum Kindergarten Schnee lag, haben die Kinder gespielt und die Zeit vertrödelt. Und ich habe es genossen, ihnen zuzuschauen. Auch wenn uns Lebensprämissen wie Pünktlichkeit im Alltag sehr helfen, kann es auch mal schön sein, sie zu durchbrechen.

Bei mir wäre meine Mutter früher nicht so tolerant gewesen, wie sie es nun gegenüber meinen Kindern ist.

Wenn wir uns darüber unterhalten, was uns bei der Erziehung wichtig ist, stehen Dinge wie Ehrlichkeit, Vertrauen und Liebe ganz oben. Das sollen unsere Kinder auch im manchmal hektischen Alltag spüren. Bestrafen möchten wir die drei eigentlich nie. Aber wenn sie sich gegenseitig mit Schimpfwörtern beleidigen oder handgreiflich werden, streichen wir schon auch mal einen Teil vom Sackgeld oder die Bildschirmzeit. Hier eine Lösung ohne Strafe zu finden, gelingt uns leider nicht immer.

Das Gleiche gilt für Belohnungen: Auch wir haben früher Zeugnisgeld bekommen. Ich fand das immer doof, weil meine Schwester viel bessere Noten hatte als ich und deshalb immer mehr bekommen hat. Darum haben wir das auch nicht eingeführt bei uns – wohl aber die Grosseltern. Aber immerhin bekommen die Kinder da jetzt alle gleich viel, egal, wie alt sie sind oder welche Noten sie haben.

Entscheidend ist nur, dass sie sich angestrengt haben. Silvan und ich versuchen, nie gezielt ein Kind zu belohnen, denn meist fühlen sich die anderen dann benachteiligt. Lieber heben wir hervor, wenn in einer Woche viele Dinge in der Familie gut geklappt haben, und belohnen uns dann alle, zum Beispiel mit einem schönen Ausflug.

Familie Köller Looser

Bianca Köller Looser, 44, lebt mit ihrem Mann Silvan, 43, sowie den drei Kindern Finn, 14, Svea, 12, und Neel, 10, in Chur. Sie arbeitet im Bereich Bildung und Entwicklung der Psychiatrie St. Gallen, er ist Geschäftsleiter eines Generationenhauses.

Sandra Markert
ist freie Journalistin und Mutter von drei Kindern im Kindergarten- und Primarschulalter. Sie lebt mit ihrer Familie am Bodensee.

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