05. Oktober 2020
«Mich haben alle Mythen nachdenklich gemacht»
Interview: Florina Schwander
Lesedauer: 1 Minuten
Herr Schlickenrieder, die Stiftung Elternsein lancierte kürzlich eine Kampagne zum Thema Erziehungsmythen. Wie kamen Sie auf diese Idee?
Mit unserer neuen Kampagne richten wir uns an Eltern, die unsere Angebote noch nicht nutzen. Viele Mütter und Väter wenden – in der Absicht, das Beste für ihr Kind zu tun, davon bin ich überzeugt – dieselben Erziehungskonzepte bei ihren Kindern an, mit denen sie selbst erzogen wurden. Diese Eltern möchten wir zum Nachdenken einladen. Nach «Grossmutterart» mag zwar kulinarisch durchaus munden, in Erziehungs- und Schulfragen lohnt es sich jedoch, alte Weisheiten zu überdenken und sich an heutige Erkenntnisse zu halten. Zudem bietet die Umsetzung der Werbeagentur Jung von Matt auch einen gewissen Unterhaltungswert, der eine erfolgreiche Kampagne auszeichnet.
Welcher Mythos hat Sie am meisten erstaunt oder erzürnt?
Mich haben alle Mythen nachdenklich gemacht. Ich bin froh, dass gewisse Mythen heutzutage auch klar als solche erkennbar sind. Scheidungskinder waren etwa in der heilen Welt meiner Kindheit unvorstellbar. Und kannte man doch eines, wurde es stigmatisiert und ausgestossen. Das ist heute undenkbar. Andere Mythen halten sich leider hartnäckig. Welche das sind, sollen sich jede Mutter und jeder Vater gerne selber überlegen.
Welcher Tipp hat Ihnen in der Erziehung Ihrer eigenen Kinder am meisten geholfen?
Schenken Sie Ihren Kindern Liebe und ganz viel Zeit. Schliesslich sind die vielen Erinnerungen an schöne Momente und gemeinsame Erlebnisse auch das schönste Geschenk an uns Eltern. Kurz gesagt: Liebe und viel Zeit schenken, verbunden mit den Erkenntnissen, welche die Stiftung Elternsein vermittelt.
Alle Erziehungsmythen im Überblick:
Lesen Sie hier die Antworten auf 15 Erziehungsmythen:
- Gute Noten sollte man mit Geld belohnen
- Handy-Entzug als Strafe ist sinnvoll
- Ein Kind mit viel Freiheiten wird verantwortungsvoller
- Einzelkinder sind verwöhnt und können nicht teilen
- Raufende Kinder werden kriminell
- Wer mit seinen Kindern streitet macht sie streitsüchtig
- Kindern sollte man nichts verbieten, da sie sonst zu kleinen Rebellen werden
- Mit viel Spielzeug fühlt sich ein Kind geliebt
- Scheidungskinder sind beziehungsunfähig
- Trotzende Kinder brauchen härtere Erziehung
- 13-Jährige kann man nicht mehr erziehen
- Als Eltern sollte man auch beste Freunde seiner Kinder sein
- Ab der 1. Klasse sollte ein Kind ein Smartphone erhalten
- Früh geförderte Kinder werden erfolgreicher
Diese Kampagne ist in Zusammenarbeit mit Jung von Matt entstanden.