In dieser Rubrik beantworten Expertinnen und Experten IHRE Fragen zu Erziehung und Alltag mit Kindern. Schreiben Sie eine E-Mail an: redaktion(at)fritzundfraenzi.ch
14. Juni 2021
«Hilfe, meine Tochter ist eine Chaotin!»
![frage-web-1130x500 «Hilfe](https://www.fritzundfraenzi.ch/uploads/2021/08/frage-web-1130x500-1.jpg)
Gregor, 48, Basel
Lesedauer: 2 Minuten
Eine Frage – drei Meinungen
Im Zimmer unserer Tochter, 9, herrscht oft ein furchtbares Chaos. Kleider, Spielzeug, sogar Essensreste liegen auf dem Boden. Wenn ich sie auffordere, sauber zu machen, sagt sie schnippisch: Du kannst ja selber aufräumen, wenn es dich stört. Wie soll ich mich verhalten? Welche Sanktionen fänden Sie angemessen?
Das sagt unser Expertenteam dazu:
![5b6e3197104030fa0e59c5179b6f2142.JPG Stefanie RietzlerAls verantwortungsbewusste Eltern bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als darauf zu achten, dass das Gamen Ihres Sohnes nicht überhandnimmt – auch auf die Gefahr hin, dass Sie seinen Zorn auf sich ziehen. Sollten Sie bei Ihrem Sohn Anzeichen einer Computerspielsucht beobachten, nehmen Sie bitte mit einer Fachperson Kontakt auf. Merkmale von Suchtverhalten sind exzessives Gamen, Verlust an anderen Interessen und Hobbys, Vernachlässigung von Freundschaften und Schule sowie Aggressionen, Reizbarkeit oder Nervosität, wann immer das Gamen nicht möglich ist.](https://www.fritzundfraenzi.ch/uploads/2021/08/5b6e3197104030fa0e59c5179b6f2142.jpg)
Stefanie Rietzler
Viele Kinder sind mit dem selbständigen Aufräumen überfordert. Am besten helfen Sie Ihrer Tochter dabei und legen dazu eine schöne Musik oder ein Hörbuch auf. Eine Alternative wären tägliche «Aufräumsprints» von fünf Minuten, zum Beispiel vor dem Zubettgehen: Gebrauchte Kleider auf den Stuhl oder in den Wäschekorb, Müll in den Eimer, Geschirr in die Küche – so bleibt es überschaubar. Die Aussage «Du kannst ja selbst aufräumen, wenn es dich stört» kann man als Frechheit auffassen – oder als gesunde Abgrenzung: «Wenn das wirklich mein Zimmer ist, dann darf ich es doch so gestalten, wie ich möchte. Hier Ordnung zu halten ist dein Bedürfnis, nicht meines.»
Viele Kinder sind mit dem selbständigen Aufräumen überfordert. Am besten helfen Sie Ihrer Tochter dabei und legen dazu eine schöne Musik oder ein Hörbuch auf. Eine Alternative wären tägliche «Aufräumsprints» von fünf Minuten, zum Beispiel vor dem Zubettgehen: Gebrauchte Kleider auf den Stuhl oder in den Wäschekorb, Müll in den Eimer, Geschirr in die Küche – so bleibt es überschaubar. Die Aussage «Du kannst ja selbst aufräumen, wenn es dich stört» kann man als Frechheit auffassen – oder als gesunde Abgrenzung: «Wenn das wirklich mein Zimmer ist, dann darf ich es doch so gestalten, wie ich möchte. Hier Ordnung zu halten ist dein Bedürfnis, nicht meines.»
![d85e189039451323440529bbda04989a.jpg Nicole AlthausMit Töchtern hat man viele Probleme, aber das exzessive Gamen gehört meistens nicht dazu. Ich kann also diese Frage nicht aus eigener Erfahrung beantworten. Von Vätern mit Söhnen weiss ich aber: Man kann die Bildschirmzeit auf Geräten technisch beschränken. Das ist die einfachste Lösung, um sicherzustellen, dass die Abmachung eingehalten wird. Wenn die schulischen Leistungen nicht darunter leiden und der Sohn auch Sport treibt und mit Kollegen Zeit verbringt, kann die Gamezeit immer wieder neu verhandelt werden.](https://www.fritzundfraenzi.ch/uploads/2021/08/d85e189039451323440529bbda04989a.jpg)
Nicole Althaus
Ganz ehrlich? Schauen Sie weg! Es ist das Einzige, was mir bei meinen beiden Töchtern geholfen hat. Ich habe ihr Zimmer konsequent nicht mehr geputzt, und auch die Kleider nicht gewaschen, die auf dem Boden lagen. Glauben Sie mir, spätestens wenn die Unterhosen ausgehen und nur noch Kleider im Schrank liegen, die grad nicht angesagt sind, wird Fräulein Tochter aufräumen. Mein Deal war: Ich wasche dir die Kleider, du räumst das Zimmer einmal die Woche ordentlich auf. Passiert das nicht, kümmere ich mich auch nicht um die Wäsche. Der Deal hat nicht zu einem blitzblanken Zimmer geführt, aber nach dreimal Waschen und Bügeln hat die Tochter realisiert, dass Aufräumen schneller geht.
Ganz ehrlich? Schauen Sie weg! Es ist das Einzige, was mir bei meinen beiden Töchtern geholfen hat. Ich habe ihr Zimmer konsequent nicht mehr geputzt, und auch die Kleider nicht gewaschen, die auf dem Boden lagen. Glauben Sie mir, spätestens wenn die Unterhosen ausgehen und nur noch Kleider im Schrank liegen, die grad nicht angesagt sind, wird Fräulein Tochter aufräumen. Mein Deal war: Ich wasche dir die Kleider, du räumst das Zimmer einmal die Woche ordentlich auf. Passiert das nicht, kümmere ich mich auch nicht um die Wäsche. Der Deal hat nicht zu einem blitzblanken Zimmer geführt, aber nach dreimal Waschen und Bügeln hat die Tochter realisiert, dass Aufräumen schneller geht.
![078b92c61aa6843c21fe05aee2317efb.jpg Peter SchneiderZuerst sollten Sie sich fragen, worin das Problem überhaupt liegt: In der ausschliesslichen Beschäftigung mit der Gamekonsole? Oder in der Vernachlässigung der schulischen Aufgaben wegen der ausgedehnten Spielfreudigkeit Ihres Sohnes? Ist Letzteres der Fall, müssen Sie wohl oder übel eine Art Stundenplan für das Gamen einführen – aber bitte mit Zeitslots. Die müssen so bemessen sein, dass es nicht den Anschein hat, als wäre dies die Freizeit, in der der Sohn etwas ganz Schlimmes ausnahmsweise einmal machen darf. Ansonsten fände er es vielleicht lässig, wenn Sie bei manchen Spielen mitmachen könnten (ohne dass Sie sich aufdrängen): Das nähme Ihren Auseinandersetzungen die kulturkämpferische Schärfe.](https://www.fritzundfraenzi.ch/uploads/2021/08/078b92c61aa6843c21fe05aee2317efb.jpg)
Peter Schneider
Ihre Tochter will offenbar Krieg, und den soll sie kriegen. Natürlich unter Beachtung der Haager Landkriegsordnung und unter Berücksichtigung der ungleichen Waffen zwischen Kindern und Erwachsenen. Trotzdem müssen Sie damit rechnen, dass auf Seiten Ihrer Tochter unerlaubte Nervenkampfstoffe zum Einsatz kommen. Dagegen helfen Ruhe und eiserne Entschlossenheit: Ausser den Essensresten beseitigen Sie nichts aus dem Zimmer. Wenn Ihre Tochter Sie nach dem Verbleib irgendwelcher Kleidungsstücke fragt, antworten Sie wahrheitsgemäss mit «keine Ahnung». Nach spätestens sieben Jahren wird sich herausstellen, wer gewonnen hat. Zeigen Sie Ihrer Tochter dann, dass Sie sie trotzdem immer lieb gehabt haben.
Ihre Tochter will offenbar Krieg, und den soll sie kriegen. Natürlich unter Beachtung der Haager Landkriegsordnung und unter Berücksichtigung der ungleichen Waffen zwischen Kindern und Erwachsenen. Trotzdem müssen Sie damit rechnen, dass auf Seiten Ihrer Tochter unerlaubte Nervenkampfstoffe zum Einsatz kommen. Dagegen helfen Ruhe und eiserne Entschlossenheit: Ausser den Essensresten beseitigen Sie nichts aus dem Zimmer. Wenn Ihre Tochter Sie nach dem Verbleib irgendwelcher Kleidungsstücke fragt, antworten Sie wahrheitsgemäss mit «keine Ahnung». Nach spätestens sieben Jahren wird sich herausstellen, wer gewonnen hat. Zeigen Sie Ihrer Tochter dann, dass Sie sie trotzdem immer lieb gehabt haben.
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- «Hilfe, in der Klasse unseres Sohnes wird viel gestritten!» Wie soll ich reagieren?