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18. März 2021
«Hilfe, mein Sohn rastet regelmässig aus!»

Livia, 45, Dagmersellen LU
Lesedauer: 1 Minuten
Eine Frage – drei Meinungen
Mein Sohn, 11, besucht die 6. Klasse. Er ist ein mittelmässiger Schüler. Wenn er die Hausaufgaben nicht versteht, schreit er mich an, und ich schreie zurück. Dann geht er in die Werkstatt und spaltet Scheite. Ich habe Mühe, seine Wut zu verstehen. Zudem befürchte ich, dass irgendwann etwas anderes kaputtgeht als Holzscheite. Wie können wir diese Situation besser meistern?
Das sagt unser Expertenteam dazu:
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Stefanie Rietzler
Werten Sie seine Wut als Zeichen, dass ihm die Schule und das Verstehen der Hausaufgaben sehr wichtig sind (Gleichgültigkeit wäre noch schwerer zu durchbrechen). Sie könnten Ihrem Sohn in einem ruhigen Moment erklären: «Unsere Beziehung ist mir sehr wichtig und ich möchte nicht mehr, dass sie unter den Hausaufgaben leidet. Wie schaffen wir es, dass es für uns beide in Zukunft entspannter läuft?» Vielleicht vereinbaren Sie miteinander, dass er sich bei Unklarheiten ab jetzt über den Klassenchat Informationen einholt, öfter mit einem Freund zusammen lernt oder seine Aufträge in der Hausaufgabenbetreuung erledigt. -
Nicole Althaus
Ihr Sohn fühlt sich ganz offensichtlich ohnmächtig, wenn er etwas nicht versteht, und das macht ihn wütend. Dass er diese Wut spürt und ihr mit dem Holzhacken Luft verschafft, ist meiner Meinung nach positiv. Schwieriger ist, herauszufinden, warum die Hausaufgaben ihn aggressiv werden lassen. Oft sind Eltern nicht die besten Nachhilfelehrer, gerade weil ihnen das Kind nahesteht. Und Kinder reagieren schneller aggressiv, weil sie sich vor den Eltern nicht zusammenreissen müssen. Vielleicht lässt sich Ihr Sohn von einem älteren Schüler die Hausaufgaben lieber erklären? -
Peter Schneider
Ich weiss auch nicht, ob das hilft, aber: Lassen Sie Ihren Sohn doch vor den Hausaufgaben ein paar Scheite spalten. Eigentlich ist das ja eine sehr coole und nützliche Betätigung, für die Ihr Sohn gehöriges Lob verdient. Vielleicht hackt er Holz ja auch nicht bloss zur Aggressionsabfuhr, sondern auch deshalb, weil das etwas ist, das er – im Unterschied zu den Hausaufgaben – gut kann. Dann versuchen Sie ihm die Aufgabe zu erklären, lösen vielleicht auch einmal eine Musteraufgabe für ihn. Eine Wunderlösung ist das sicher nicht, entspannt aber vielleicht die Situation.
Unser Expertenteam:
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