Strafen vermeiden: 3 Beispiele aus dem Alltag mit Kindern
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Wie vermittelt man Verhaltensregeln ohne Strafen? Drei typische Krisensituationen aus dem Elternalltag und wie sie zu bewältigen sind.
Situation 1: Die Kinder toben im Haus herum und werfen dabei einen Tisch mit allerlei Dingen um
Äussern Sie Ihre Verärgerung. Machen Sie deutlich, was Sie erwarten: «Das macht mich jetzt echt wütend. Ich weiss, dass ihr dies nicht mit Absicht gemacht habt, aber das ist für mich nicht in Ordnung. Ich möchte, dass wir das jetzt gemeinsam wieder aufräumen.» Wenn die Kinder älter sind: «Ich will, dass ihr das jetzt sofort wieder aufräumt.»
Verhängen Sie nicht aus der Wut heraus Sanktionen und sagen etwa: «So, jetzt reichts. Heute gibt es kein Fernsehen für euch. Ab in euer Zimmer.»
Situation 2: Das eigene Kind tritt auf dem Spielplatz einem anderen in den Bauch
Gehen Sie schnell dazwischen. Äussern Sie, dass dieses Verhalten absolut nicht in Ordnung ist. «Stopp. Du tust dem anderen Kind weh.» Entschuldigen Sie sich stellvertretend beim Opfer. «Es tut mir leid. Kann ich etwas für dich tun?» Klären Sie mit Ihrem eigenen Kind, was in dieser Situation gerade passiert ist: «Ich glaube, du warst richtig wütend. Was ist denn da passiert? Was könntest du nächstes Mal tun, wenn du so wütend bist?»
Ziehen Sie Ihr Kind nicht wütend weg, verhängen Sie keine Auszeit oder Hausarrest. Das Kind fokussiert dann auf die Wut gegenüber dem Erwachsenen, der eine Strafe verhängt hat.
Situation 3: Mein Kind will kein Gemüse essen
Wenn Ihr Kind in einem gesunden Ernährungsumfeld aufwächst, ist kein Zwang notwendig. Leben Sie Ihrem Kind täglich vor, dass Sie als Eltern Gemüse und Salat essen. Präsentieren Sie Gemüse nicht nur in dampfgegarter Form. Versuchen Sie einen Trick von Starkoch Jamie Oliver: Er hat für seine Kinder das Gemüse ganz klein geraspelt, es unter die Pasta-Sauce gemixt und reichlich Parmesan über das Ganze gestreut.
Zwingen Sie Ihr Kind nicht, zu probieren oder sogar den Teller leerzuessen. Streichen Sie niemals den Nachtisch, wenn nicht alles Gemüse aufgegessen ist. Das hat zur Konsequenz, dass Ihr Kind Gemüse bald noch weniger mag.
Unsere Büchertipps:
![f481379c9fc9bf3239a42259f40312fd.jpeg Alfie Kohn: Liebe und Eigenständigkeit. Die Kunst bedingungsloser Elternschaft, jenseits von Belohnung und Bestrafung. Alfie Kohn stellt in diesem Buch gängige erzieherische Methoden infrage und belegt seine Thesen mit etlichen wissenschaftlichen Studien. Er argumentiert, warum nicht nur Bestrafungen, sondern auch Belohnungen aus der Erziehung verbannt werden müssen: Kohn hält sie für unnütz und sogar schädlich, weil sie die Beziehung zwischen Eltern und Kindern untergraben. Arbor 2019, 298 Seiten, ca. 30 Fr.](https://www.fritzundfraenzi.ch/uploads/2021/08/f481379c9fc9bf3239a42259f40312fd.jpeg)
![b904cd80f268f6118fd9383edf1e34d1.jpeg Katharina Saalfrank: Kindheit ohne Strafen. Neue wertschätzende Wege für Eltern, die es anders machen wollen. Beltz 2017, 264 Seiten, ca. 26 Fr.Welche Alternativen gibt es zu Timeout, Handy- und Computer- verboten, Wenn-dann-Sätzen? Die Pädagogin Katharina Saalfrank beschreibt in diesem Buch, warum ein auf Bindung und Wertschätzung basierender Umgang mit Kindern Strafen überflüssig macht, und zeigt Handlungsalternativen auf.](https://www.fritzundfraenzi.ch/uploads/2021/08/b904cd80f268f6118fd9383edf1e34d1.jpeg)
![769bd33a1a75a865913672d4e6e4d3af.jpeg Jesper Juul: Grenzen, Nähe, Respekt. Auf dem Weg zur kompetenten Eltern-Kind-Beziehung. Jesper Juuls Konzept von der «gleichwürdigen» Familie wurde durch seinen pädagogischen Bestseller «Das kompetente Kind» international bekannt. In diesem Buch geht es Juul um die Konfliktherde in der Familiendynamik und den sinnvollen Umgang damit. Rowohlt 2011, 96 Seiten, ca. 15 Fr.](https://www.fritzundfraenzi.ch/uploads/2021/08/769bd33a1a75a865913672d4e6e4d3af.jpeg)
![bf5e2d0eb4ef4ba68676624b23e4f4a7.jpeg Aletha J. Solter:Kooperative und kompetente Kinder – Erziehung ohne Strafe oder Belohnung.Kiener 2021, 256 Seiten, ca. 41 Fr. (erscheint im Juni) Die Entwicklungspsychologin Aletha Solter gibt in diesem neuen Buch den Eltern Anleitungen, wie sie eine kooperative Beziehung zu ihren Kindern entwickeln können. Sie erklärt, wie Kinder ohne Lob und Tadel zu selbstbewussten und mitfühlenden Menschen erzogen werden. Sie geht dabei gut nachvollziehbar auf praktische Themen wie «Tränen und Wutanfälle», «Essen und Beschwerden» oder «Ängste und Schrecken» ein.](https://www.fritzundfraenzi.ch/uploads/2021/08/bf5e2d0eb4ef4ba68676624b23e4f4a7.jpeg)