Eine Freundin, selbst Mutter erwachsener Söhne, erzählte mir von ihrer Erfahrung. Ihr damals 13-jähriger Sohn hatte einmal bei einem Kollegen übernachtet, als sie einen Anruf von der Polizei erhielt. Sie solle ihren Sohn abholen. Er war mit dem Kollegen nachts auf eine Baustelle sprayen gegangen, bis ein Kastenwagen mit sechs Polizisten in Kampfmontur auftauchte und die beiden mitnahm. «Es war der Schock seines Lebens», lachte die Freundin. «Jetzt ist er Anwalt. Übrigens: Was hat dein Sohn denn geklaut?» Ich musste passen. Ein Freund schliesslich sagte: «Meine Güte, ist das nicht ein bisschen krass, gleich zur Polizei? Was hat er denn geklaut?» Ich wusste es immer noch nicht, fand aber, die Erfahrung auf dem Polizeiposten könnte vielleicht heilsam gewesen sein.
Abends fragte ich endlich meinen Sohn, was er denn habe klauen wollen. Er berichtete mir beschämt, der Kollege und er hätten versucht, einen Scherzartikel zu stehlen. Einen Furzspray. Um der Lehrerin einen Streich zu spielen. Ich musste lachen. Vielleicht war das mit der Polizei ja tatsächlich etwas übertrieben, selbst wenn man Furzspray als eine Art Einstiegsdroge zu späteren Sprayereien versteht. Ich weiss nicht, ob ich jetzt auch auf eine künftige Anwaltskarriere des Sohnes hoffen kann. Aber stehlen wird er wohl so schnell nicht mehr.