Sie saugt und spuckt. Wie das juckt!

Ob Kind, ob Erwachsener: Die Mücke sticht alles, was ihr vor den Rüssel kommt. Und nicht nur Eltern sind besorgt ob all der Krankheiten, die die kleinen Biester übertragen. Wie schlimm sind Mückenstiche wirklich? Und was hilft? Wir haben alle Fakten für Sie zusammengetragen.
Das Verhältnis von Mensch und Mücke lässt sich bestenfalls als gespannt bezeichnen. Denn über die Jahrhunderte und alle Erdteile hinweg sind diese schlanken Insekten dem Menschen vor allem eins: lästig. Das liegt nicht nur an ihrem penetranten Summen, sondern vielmehr an dem Schaden, den sie anrichtet. Ihr Stich hinterlässt juckende Quaddeln, schlimmstenfalls injiziert sie uns einen Krankheitserreger.
Es gibt rund 45 Mückenfamilien. Blutsaugend und damit potentielle Krankheitsüberträger sind aber nur drei von ihnen: die Stechmücken, die Gnitzen und die Kriebelmücken. Plus die Sandmücke, die als einzige Art der Schmetterlingsmücken einen Schluck frisches Blut schätzt. Der Mensch ist nicht allein Opfer dieser stechenden Mücken, auch Rinder und Schweine, Pferde und Hunde werden gepiesackt. «Die meisten Mücken sind opportun», sagt Alexander Mathis von der Vetsuisse-Fakultät der Universität Zürich, «die stechen das, was ihnen vor den Rüssel kommt.» Lediglich bei uns nicht vorkommende Stechmückenarten wie die Gelbfiebermücke oder die Malaria übertragende Anophelesmücke favorisieren den Menschen als Blutspender.
Bei allen Mücken gilt: Fies sind die Frauen. Die Männer sind Vegetarier.

Eisen und Proteine aus dem geklauten Blut sorgen dafür, dass sich die Eier nach der Befruchtung entwickeln können. Zwei bis acht Millionstel Liter Blut zapft die sorgende Mutter uns dafür pro Stich ab, das ist verkraftbar. Es ist nicht der Blutverlust, der uns schmerzt, sondern die Mückenspucke. Sticht das gierige Weibchen zu, spritzt es über den Stechrüssel Speichel in das Opfer. Warum macht die Mücke das? Ein im Speichel enthaltener Wirkstoff verhindert, dass das Blut beim Aussaugen im Rüssel gerinnt und ihn so verstopft. Der menschliche Körper identifiziert den Speichel als Fremdkörper und beginnt sofort damit, ihn zu bekämpfen: Es juckt und brennt. Das ist unangenehm, mehr aber nicht. «Richtige allergische Reaktionen auf Mückenstiche sind extrem selten», sagt der Parasitenforscher Mathis.
Krank durch Mückenstich? In unseren Breitengraden ist das sehr unwahrscheinlich.
Ist dann die Mücke tatsächlich über und über voll mit dem Erreger, muss sie erneut zustechen, um die Krankheit mit ihrem Speichel an den Menschen abzugeben. «Selbst in hochendemischen Gebieten trägt meist nur ein Prozent der Mücken den Erreger in sich», sagt Alexander Mathis. Die Wahrscheinlichkeit, bei den wenigen Mückenstichen, die man sich hierzulande holt, infiziert zu werden, ist also äusserst gering. Auch die in den vergangenen Jahren aus Südeuropa eingewanderte und inzwischen vor allem im Tessin verbreitete Asiatische Tigermücke, die derzeit einige besorgt aufhorchen lässt, stellt keine Gefahr dar. Die Populationen sind viel zu gering und die oft zu kühlen klimatischen Bedingungen erschweren ihnen das Überleben.
Wen die Mücke besonders gerne sticht…
Käsefüsse, hohen Cholesteringehalt im Blut oder bestimmte Ernährungsgewohnheiten haben Wissenschaftler als anziehende Faktoren inzwischen ins Reich der Märchen verbannt. Auch werden Frauen nicht häufiger gestochen als Männer. Aktuelle Forschungen legen jedoch nahe, dass durchaus Stoffwechselprodukte aus dem Blut einen Einfluss haben. Vermutlich gibt es Unterschiede zwischen den Blutgruppen, und schwangere Frauen werden tatsächlich öfter gestochen. Eine weitere Gruppe, die sich grosser Beliebtheit bei den weiblichen Mücken erfreut, gibt Wissenschaftlern bis heute Rätsel auf: Wer Bier trinkt und sich dann schlafen legt, erhöht seine Chancen auf ein paar Stiche deutlich.
Und wer gegen die Stiche immun ist…
Sie sticht, um ihren Fortbestand zu sichern. Sie spuckt Speichel, damit ihr Rüssel nicht verstopft. Das alles lassen wir gelten. Warum aber dieses unsägliche Surren und Sirren? Das ist reine Physik. Wenn die Mücke mit den Flügeln schlägt, ziehen sich die Muskeln im Vorderkörper zusammen und entspannen sich wieder. Das alles geschieht in rasender Geschwindigkeit, so dass die umgebende Luft davon in Schwingung versetzt wird. So entsteht das Summen, das übrigens nicht nur das Ziel hat, uns um den Schlaf zu bringen: Die Mücken erkennen sich daran. Männchen summen bei einer Frequenz von etwa 600 Hertz, Weibchen schlagen etwas langsamer mit den Flügeln und kommen nur auf 550 Hertz, ihr Summen ist also tiefer. Der Mückenmann findet das sexy. Wir eher weniger. Sobald uns ein Summsurrsirren aus den Träumen reisst, heisst es deshalb für die Mücke: Lebensgefahr!
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Das schützt vor Mückenstichen
- Der effektivste Schutz vor Mückenstichen ist Kleidung.
- Freie Hautpartien reibt man am besten mit sogenannten Repellentien ein. Das sind Wirkstoffe, die die Parasiten per Geruch abschrecken, aber nicht töten. Die zwei bekanntesten Repellentien sind DEET und Icaridin. Die künstlich hergestellten Stoffe halten Stechmücken vier bis fünf Stunden lang auf Abstand, können allerdings auch Schleimhaut und Augen reizen. DEET steht zudem im Verdacht, unter bestimmten Bedingungen nervenschädigend zu sein, Forschungen hierzu laufen.
- Ein wirksames pflanzliches Repellent ist PMD, auch als Citriodiol bekannt. Es gewährt ebenfalls für mehrere Stunden Schutz.
- Zwar effektiv, aber wenig praktikabel: Lavendelöl, Kokosöl und andere ätherische Öle. Deren Schutz hält nur zehn Minuten, dann sind sie verdampft und müssen neu aufgetragen werden.
- Egal, womit man sich einreibt: Jede unbedeckte Hautstelle sollte was abbekommen, denn die Mücke ist akribisch.
- Da der körpereigene Geruch die Mücken anzieht, hilft es, sich oft zu waschen. Wer abends kalt duscht und sich dann auf den Balkon setzt, hat durchaus eine Weile Ruhe, bis Körpergeruch und Körperwärme wieder auf dem Mücken anziehenden Level sind.
- Hausmittel wie Knoblauch essen, Vitamin-B-Tabletten nehmen oder Tomaten, Basilikumpflanzen und eine mit Nelken gespickte Zitrone im Schlafzimmer zu deponieren halten bisher keiner wissenschaftlichen Überprüfung stand.
Das hilft bei Mückenstichen:
- Nicht kratzen! Denn durch das Kratzen wird die betroffene Stelle mehr durchblutet, der den Juckreiz auslösende Mückenspeichel wird weiter verteilt und sorgt für noch mehr Unannehmlichkeiten. Zudem besteht beim Kratzen die Gefahr, dass Dreck oder Bakterien in die Einstichstelle gelangen und eine Entzündung verursachen.
- Gegen den Juckreiz zeitweise aufgelegte Eiswürfel, Kühlpads oder kalte Waschlappen.
- Wenn Kinder das Kratzen partout nicht lassen können, kann auch ein kühlendes Gel mit Cortison aufgetragen werden, um eine infizierte Wunde zu verhindern. Das beruhigt den Juckreiz noch effektiver.
- Ebenso gut wie Kälte hilft Hitze: Ein lokaler Hitzeschock direkt auf der Einstichstelle sorgt dafür, dass die mit dem Speichel injizierten gerinnungshemmenden Eiweisse unschädlich gemacht werden. Im Handel sind kleine Wärmeplättchen für diesen Zweck erhältlich, die sich auf etwas mehr als 50 Grad Celsius erwärmen. Das Ganze funktioniert auch mit einer Münze, die man über einem Feuerzeug oder einer Kerze so sehr erwärmt, dass man sie gerade noch anfassen kann. Der Hitzeschock wirkt am besten direkt nach dem Stich, da sich der Speichel dann noch gebündelt nah an der Oberfläche befindet.
Das gefährlichste Tier der Welt
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