Seit fast 30 Jahren hat Beat W. Zemp den Dachverband der Schweizer Lehrerinnen und Lehrer LCH präsidiert. Diesen Juli scheidet er aus dem Amt. Der Pädagoge über seine Vorbilder, den Druck, der auf Lehrpersonen lastet und die Frage, warum er letztendlich Lehrer und nicht Dirigent geworden ist.
Ein Neubau nah der Zürcher Hardbrücke. Im obersten Stock residiert der Dachverband der Schweizer Lehrerinnen und Lehrer LCH.Wir werden in ein modern ausgestattetes Besprechungszimmer geführt. Beat W. Zemp komme jeden Moment, heisst es. Der LCH-Präsident hat viel zu tun, es sind die letzten Wochen seiner Amtszeit. Wehmütig sei er deswegen nicht, sagt er, als er kurze Zeit später den Raum betritt. Hände werden geschüttelt, das Gespräch kann beginnen.
Das war mein Mathematiklehrer am Gymnasium, kaum älter als wir damals. Jugendliche in diesem Alter sind in einer schwierigen Entwicklungsphase, er hat es verstanden, uns trotzdem zu erreichen. Er hat mit einem inneren Feuer unterrichtet, das mich gepackt und motiviert hat.
Leider ja, besonders ein Primarlehrer ist mir negativ in Erinnerung geblieben, er hat uns Schüler regelmässig geschlagen, Angst und Schrecken verbreitet. In den 60er Jahren wurde so etwas gesellschaftlich noch toleriert. Heute wäre dies undenkbar.
Mein Musiklehrer am Gymnasium hat mir die Tür zur Welt der klassischen Musik geöffnet. Ich habe das Dirigentendiplom gemacht und eine Band gegründet.
Der Wunsch, Mathematik, Geographie und Pädagogik zu studieren und Gymnasiallehrer zu werden, wurde wohl durch meine Begeisterung für den oben erwähnten Mathematiklehrer geschürt. Also habe ich lange Zeit zwei Leben gelebt, dass des Studenten und Lehrers und das des Musikers und Bandleaders.
Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Besonders mein Vater hat mich sehr unterstützt. Ein Jahr lang hat er mich beispielsweise fast täglich zum Probelokal meiner Band gefahren. Meine Mutter hat vor allem auf die schulischen Leistungen geschaut. Sie hat immer etwas Druck ausgeübt, was wohl auch ein Grund dafür ist, dass ich Bestnoten von der Primarschule bis zur Universität erzielt habe.
Aber nicht immer hilfreich für einen Lehrer, der auch Jugendliche verstehen muss, denen sich mathematische Formeln nicht immer sofort erschliessen. Doch ein guter Lehrer vermag auch das Interesse derjenigen Kinder zu wecken, bei denen sein Fach nicht auf Platz 1 der Hitliste steht. Dies war stets mein Ziel.