«Wer nie gelernt hat Probleme zu lösen, hat Mühe bei der Berufswahl»
Bild: rawpixel.com
Die Psychotherapeutin Ernesta von Holzen sagt, die Entwicklung des Gehirns erinnere während der Pubertät an eine Grossbaustelle. Die Laufbahnberaterin über die Berufswahl in einer Zeit, in der sich die Psyche von Jugendlichen stark verändert – und die Geduld der Eltern auf eine harte Probe gestellt wird.
Frau von Holzen, die Berufswahl fällt für viele mit der Pubertät zusammen. Wie wirkt sich das aus?
Wie verändert sich das Verhältnis von Jugendlichen zu ihren Eltern in dieser Zeit?
Haben Sie eine Erklärung dafür, weshalb in dieser Phase der Ablösung die Eltern von den Kindern trotzdem als so wichtig angesehen werden?
Die Gleichaltrigen sind für die Jugendlichen aber auch wichtige Bezugspersonen.
Zur Ausbildungswahl und Lehrstellensuche gehört, dass man ständig beurteilt wird. Welche Folgen hat das für Jugendliche?
Einzelne sind noch nicht bereit für die Berufswahl. Wie merkt man das?
Das Interesse ist ein Zeichen für die Bereitschaft, die Berufswahl anzugehen?
Wie können Eltern ihre Kinder in dieser Phase unterstützen?
Warum meistern viele Jugendliche die Berufswahl ohne grössere Probleme und andere tun sich so schwer?
Literaturtipps
Daniel Jungo ist seit über zwei Jahrzehnten in der Berufs- und Laufbahnberatung tätig und Autor bzw. Co-Autor zahlreicher Bücher zum Thema Berufswahl. Der «Elternratgeber Berufswahl» beinhaltet viele praktische Tipps für alle, die Kinder und Jugendliche bei der Berufswahl begleiten und unterstützen. Das Buch liefert ausserdem viele Hintergrundinformationen, zum Beispiel zur gesellschaftlichen Bedeutung der Arbeit und zum Berufsbildungssystem der Schweiz.
Eigenverlag Daniel Jungo (www.danieljungo.ch) 2020, 180 Seiten, 24 Fr.
Reinhard und Simon Schmid: Berufswahl als Familienprojekt
Reinhard Schmid begann in den Siebzigerjahren die Familie in die Berufswahl einzubeziehen. 1987 gründete er das S&B Institut für Berufs- und Lebensgestaltung. Dieses gibt verschiedene Lehrmittel und Fachbücher zu den Arbeitsschwerpunkten des Instituts heraus. «Berufswahl als Familienprojekt» ist ein Arbeitsheft, das die Eltern während des Berufswahlprozesses ihres Kindes begleitet. Sie werden mit offenen und Multiple-Choice-Fragen zum Mitdenken angeregt. Besonders sinnvoll ist «Berufswahl als Familienprojekt», wenn das Kind in der Schule das Lehrmittel «Berufswahl-Portfolio» von Reinhard Schmid verwendet. S&B concept 2018, 36 Seiten, 12 Fr.
Jugendliche erzählen:
- «Ich mache jeden Tag etwas Neues»
Pedro Lopes, 19 aus Luterbach SO, ist Sanitärinstallateur im dritten Lehrjahr. Für seine berufliche Zukunft hat er sehr konkrete Vorstellungen. - «Es gibt noch viel zu lernen»
Marc Roth, 17, aus Oberhelfenschwil SG, will Hufschmied werden und später einen eigenen Betrieb führen. - «Meine Eltern sind sehr stolz auf mich»
Farzana Ahmadi, 26, aus Umiken AG, ist Assistentin Gesundheit und Soziales EBA. Sie vermisst ihre Heimat Iran und sagt, die Menschen im Pflegeheim hälfen ihr, sich weniger allein zu fühlen. - «Ich durfte nur einmal messen und musste mich sehr konzentrieren»
Anouk Zaugg, 16, aus Brugg AG, absolvierte eine Schnupperlehre als Hochbauzeichnerin. Und ist glücklich, nach dem positiven Bescheid die Lehre in ihrem Wunschberuf machen zu dürfen. - «Ich erkläre den Kunden, was erlaubt ist – und was nicht»
Daniel Wiederkehr, 26, aus Rotkreuz ZG, arbeitet heute als Sicherheitstechniker. Während der Ausbildung lief nicht alles rund. - «Grosse Gegenstände zerlegen, das gefällt mir»
Bianca Jöhr, 16, aus Worb BE, arbeitet als Recyclistin EFZ im ersten Lehrjahr. Dabei wollte sie zuerst Coiffeuse werden. - «Ich hatte eine schwierige Zeit, nicht nur, weil ich keine Lehrstelle fand»
Colin Spilek, 16, aus Nufenen GR, ist Berufswahlschüler und fühlt sich pudelwohl. Die Suche nach einer Lehrstelle fiel mit seinem Coming-out als Transgender zusammen – keine einfache Zeit.