Die Karriere nach der Lehre  - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Die Karriere nach der Lehre 

Lesedauer: 2 Minuten

Es muss nicht das Gymi sein: Wer Ehrgeiz und Leidenschaft an den Tag legt, kommt in vermeintlich unattraktiven Berufen schnell weiter.

Du gehst ins Gymi», bekommen viele Teenager spätestens gegen Ende der obligatorischen Schulzeit von den Eltern zu hören. Das nimmt mittlerweile absurde Ausmasse an: «Es hat viele, die auf gerade einmal 10 oder 12 von maximal 75 Punkten kommen», fasst eine Lehrerin zusammen, die diesen Frühling Eintrittsprüfungen ins Kurzzeitgymi korrigierte.
Viele Eltern sehen den akademischen Weg nach wie vor als einzigen Weg zum Erfolg für ihre Sprösslinge. Dabei geht vergessen, dass die Schweizer Arbeitswelt heute durchlässiger ist denn je. Und während Akademiker häufig erst um die 30 den eigentlichen Eintritt ins Berufsleben schaffen, können Absolventen einer Berufslehre schon früh an ihrer Karriere arbeiten. «Grundsätzlich ist es so, dass in Branchen, in denen ausgebildete Berufsleute selten sind, leichter Karriere zu machen ist», sagt Carla Mom, Leiterin des Berufsinformationszentrums Zürich Oerlikon.

Zum Beispiel Werner. Er hat in einem Grossbetrieb die Lehre zum Strassentransportfachmann gemacht – so der offizielle Titel des Lastwagenchauffeurs. Werner stellte sich gut an und zeigte die Bereitschaft, sich weiterzubilden. Heute ist er 35, vor fünf Jahren hat er die Firma von seinem Lehrmeister übernommen.

Durchstarten nach der Lehre

Ehrgeiz und Leidenschaft: Wer diese Eigenschaften mitbringt, kann auch in scheinbar weniger attraktiven Branchen schnell zu einem gut bezahlten Job mit viel Verantwortung und Gestaltungsspielraum kommen. «Ein junger Mensch kann sich innert fünf Jahren im Detailhandel stark entwickeln», sagt Sven Sievi, Geschäftsführer von Bildung Detailhandel Schweiz, der Dachorganisation für die Grund- und Weiterbildung in der Branche.
Sievi rechnet ein imaginäres und typisiertes Beispiel vor: Nach Abschluss der Lehre zum Detailhandelsfachmann kommt der Beispielfall auf ein Bruttojahresgehalt von 52 000 Franken. In den folgenden zwei Jahren durchläuft er zwei interne Förderprogramme und wird stellvertretender Geschäftsführer einer grossen Verkaufsstelle, der Jahreslohn steigt auf 66 300 Franken. Nochmals zwei Jahre später hat er die aufwendige Weiterbildung zum Detailhandelsspezialisten mit eidgenössischer Berufsprüfung absolviert, übernimmt eine Verkaufsstelle, ist für zehn bis zwanzig Mitarbeitende verantwortlich und verdient 78 000 Franken oder mehr pro Jahr. Für die Zukunft bleibt die Höhere Fachprüfung Detailhandelsmanager, die finanziellen Aussichten steigen auf rund 110 000 bis 130 000 Franken pro Jahr.

Vom Gebäudereiniger zum Manager

Es gibt weitere solche verkannte Berufszweige, die unverhoffte Karrieremöglichkeiten bergen. Allpura, der Verband Schweizerischer Reinigungsunternehmer, rechnet zum Beispiel vor: Nach dem Lehrabschluss mit 19 Jahren hält der Gebäudereiniger sein eidgenössisches Fähigkeitszeugnis in den Händen und verdient nach Deutschschweizer Gesamtarbeitsvertrag jährlich mindestens 54 536 Franken brutto. In der Reinigungsbranche werden ausgebildete Fachkräfte rasch mit Führungsaufgaben betraut, bald übernimmt unser Beispielfall die Verantwortung für einzelne Objekte und Gebäude oder eine Arbeitsgruppe mit durchschnittlich drei bis fünf Mitarbeitenden. Ein paar Jahre später, mit rund Mitte zwanzig, wird er als Teamleiter eingesetzt. Er weist seine Leute am Arbeitsplatz an und ist für deren Arbeit bei den verschiedenen Auftraggebern verantwortlich.

Dadurch angespornt, macht der Beispielfall die höhere Fachprüfung zum diplomierten Gebäudereiniger. Dies befähigt ihn, für seinen Betrieb eine Abteilung mit 20 bis 40 Kunden selbständig zu leiten – Jahreslohn 85 000 Franken brutto. Er ist Ansprechpartner für die Kunden, kontrolliert die Arbeit seiner Teams am Gebäude und ist für die Einhaltung der Verträge verantwortlich. Zusätzlich führt er seine Mitarbeitenden ein und coacht sie in regelmässigen Abständen. Auch hier ist der weitere Weg nach oben offen. Wer sich entsprechend weiterbildet und das Flair hat, hat gute Chancen auf einen Platz im mittleren Kader und den entsprechenden Jahreslohn in der Grössenordnung von 150 000 Franken.
«Die Bereitschaft zur Weiterbildung ist zentral, um aus einer nicht allzu spezialisierten Grundbildung heraus Karriere machen zu können», sagt Carla Mom. «Oft muss man sich auch besonders anstrengen. Man darf vor langen Arbeitszeiten nicht zurückschrecken und braucht Leidenschaft für das, was man tut.»

Es muss also nicht immer das Gymi sein – wer seinen Begabungen folgt und nach oben will, der kann in einem vermeintlich unattraktiven Beruf unverhoffte Wege finden.


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