Von der Art und Weise, wie Sie Ihre momentane Familiensituation beschreiben, erhalte ich den
Eindruck, dass Bela einen Zeitplan hat, der für ihn zu anspruchsvoll ist, um ihm folgen zu können. Meine Erfahrungen zeigen, dass die meisten Kinder das Gefühl haben, eine Regelung, bei der sich die Wohnorte nur wöchentlich wechseln (sieben Tage beim Vater, sieben bei der Mutter), sei das optimale Arrangement für sie. Dies gilt, bis sie in die Pubertät kommen und ihren Zeitplan besser ihren persönlichen Bedürfnissen anpassen können. Das Problem für Eltern besteht darin, dass Kinder zu viel Rücksicht auf die Bedürfnisse ihrer Eltern nehmen, sich anpassen und deswegen dazu neigen, zu «lügen», wenn wir sie fragen.
Ihren Sohn verstehe ich so: «Liebe Eltern, ich wünschte, ich könnte euch erzählen, wie hart es für mich ist, so zu leben, aber ich kann die Worte dafür nicht finden und ich habe Angst davor, dass ihr euch über mich ärgert, wenn ich es sage. Manchmal fühle ich mich wie ein viel kleineres Kind und benehme mich kindisch, und manchmal möchte ich einfach NEIN sagen und frech sein. Ich weiss, was ihr von mir erwartet, aber das ist zu viel. Ich bin erst neun Jahre alt.»
Mein Vorschlag ist, dass Sie ihm erzählen, was Sie mir geschrieben haben, und ihn fragen, ob er hören beziehungsweise lesen möchte, was meiner Meinung nach in seinem Kopf vorgeht. Wenn Sie und er gewillt sind, das zu tun, gibt es zwei Möglichkeiten:
- Meine Worte werden ihn bewegen, und er wird Ihnen erzählen, was Sie wissen müssen. Sie und sein Vater müssen dann einen oder zwei alternative Zeitpläne erarbeiten und ihn bitten, zu wählen. Bitten Sie aber NICHT ihn um alternative Vorschläge. Dies ist Ihr Job als Eltern. Erinnern Sie sich immer daran, wie extrem loyal er Ihren Bedürfnissen gegenüber ist.
- Er widerspricht mir. In diesem Fall müssen Sie von diesem Punkt aus weitergehen und Ihre Kreativität und Flexibilität nutzen, um die Bedürfnisse aller zu kombinieren.
Ich wünsche Ihnen viel Glück!