Sohn am Steuer – ungeheuer?
Eben noch sass er auf dem Bobby Car. Und plötzlich sitzt der Junior vorne links im Auto. Wenn das nur mal gut kommt, meint seine Mama.
Es ist jetzt nicht so, dass wir eine ausgeprägte Autofamilie sind. Doch die Themen «erste Fahrstunde» und «endlich den Führerschein machen» sind bei unserem Sohnemann seit seinem 15. Geburtstag ein grosses Thema. Immer wieder hat er
interessierte Fragen gestellt, wie es sich anfühlt, so hinter dem Steuer, wann der richtige Gang eingelegt wird, ob die
Prüfung schwer ist und so weiter und so fort.
Wir Eltern haben das lächelnd zur Kenntnis genommen, der 18. Geburtstag war ja schliesslich noch weit weg. Und dann zack, ist er da. Vorbei die Zeit, in der sich der Junior in vielen Belangen stets auf Mama und Papa verlassen hat. Egal ob es ums Entscheidungen treffen ging, oder auch nur darum, ob es sich lohnt sein Hirn tatsächlich einzuschalten. Aber Achtung, in diesem Fall hat er alles alleine in die Wege geleitet! Den Fahrlehrer ausgesucht, sich für die Theorieprüfung angemeldet.
Per App die Fragen üben, zumindest theoretisch
Eine App hat er heruntergeladen. «Weisst du Mama», hat er gemeint, «das ist völlig easy, sämtliche Fragen, die theoretisch kommen könnten, sind hier drauf. Ich muss sie einfach nur üben.» Ich habe mich, entgegen mein Naturell, nicht eingemischt, nur mal kurz vor dem Prüfungstermin leise nachgefragt, ob er denn schon genügend vorbereitet sei. «Hab doch noch locker Zeit», hat er geantwortet, zwei Tage vor dem Termin. Und dann eine Nachtschicht hingelegt. Wie auch immer, es hat gereicht. Er hat den Theorieteil bestanden.
Schweissgebadet ist er von der ersten Fahrstunde heimgekehrt. «Mannomann, was für ein Stress!», hat er ausgerufen, «die Kupplung, die Handbremse, das Gaspedal und gleichzeitig auf die Strasse schauen!» Und wie er das spricht, katapultiert es mich in meine Anfangszeit als Autolenkerin zurück. Wie oft bin ich aus dem Parkplatz gehüpft statt gerollt, bis der Fahrlehrer entnervt das Ruder selbst übernommen hat.
«Mannomann, was für ein Stress!»
Mein Sohn nach der ersten Fahrstunde
«Sag mir jeweils, wo du unterwegs bist, solltest du jemals den Ausweis bekommen, dann bleib ich nämlich zu Hause!», hat mein Fahrlehrer gewettert und mir damit natürlich unheimlich viel Selbstvertrauen geschenkt. Total verkrampft habe ich mich am Steuerrad festgehalten, rechts vor links, Fussgänger, Fahrradfahrer, Ampeln, Verkehrstafeln, alles stürzte über mir zusammen! Das erste Mal als ich nach bestandener Prüfung (jawoll, ich habe den Ausweis im zweiten Anlauf tatsächlich erhalten) auf der Landstrasse einen Traktor überholt hatte, zitterte ich am ganzen Körper.
Auf einmal heisst es richtig loslassen
Noch hat der Sohn die Prüfung nicht im Sack. Es fehlen ihm einige Stunden und Kilometer an Fahrpraxis. Ich freu mich für ihn, wenn er sie besteht. Also im Prinzip. Denn gleichzeitig weiss ich, dass
neue Ängste auf mich zukommen, sollte er dann alleine durch die Gegend kurven.
Ähnlich wie früher, als er auf dem Bobby Car durch die Quartierstrassen bretterte. Jetzt vielleicht bloss ein wenig stärker. Denn nun heisst es noch mehr loslassen und noch mehr vertrauen, dass alles gut kommt. Bei mir hat es schliesslich auch geklappt.
Bild: Tobi / Pexels
- «Chills Mama!» Wer nicht planen kann, der muss leiden. Spätestens dann, wenn die eigenen Wechseljahre mit der Pubertät der Kinder zusammenfallen.
- Armee: Links, zwo, drei – NEIN! Erst noch hat der Knirps mit dem Holzgewehr den Garten unsicher gemacht. Nun ruft die Schweizer Armee. Der Sohn von Bloggerin Irma Aregger will Militär-Luft schnuppern – oder doch nicht?