Plötzlich 18 – und alles ist anders? - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
Merken
Drucken

Plötzlich 18 – und alles ist anders?

Lesedauer: 2 Minuten

Was einen mit dem 18. Lebensjahr erwartet (oder eben nicht), erzählt eine, die es wissen muss: Jana Leu. Eine ganz persönliche Einschätzung über die Zeit zwischen Kind- und Erwachsensein.

Monatelang fieberst du darauf hin, endlich, endlich volljährig zu sein und jetzt, da du es bist, scheint trotzdem alles noch beim Alten zu sein. Oder etwa doch nicht?

Auf jeden Fall fast alles. 

Spätestens in einem Jahr, wenn die erste Steuererklärung auf deinem Tisch liegt, wirst du merken, dass du nicht mehr ganz so ein Kind wie früher bist. Vielleicht wirst du auch etwas mehr Aufmerksamkeit von deinen Freunden erhalten, wenn sie etwas Schnaps brauchen und du leider der einzige Mensch bist, der auf legalem Weg daran gelangt.

Mit der Volljährigkeit ändert sich eigentlich nichts und doch einiges. Zum einen sind da die Pflichten. Da du nun offiziell abstimmen und alles kaufen darfst, übernimmst du in diesem Sinne automatisch eine grössere Verantwortung. Vielleicht fühlst du dich noch nicht so, aber du bist auf dem besten Wege, erwachsen zu werden. Ob du es nun willst oder nicht.

Trotzdem sollte man diese Tatsache des «Erwachsenseins» nicht ganz so kritisch und extrem betrachten. Die Gesellschaft anerkennt jeden Jugendlichen, der 18 Jahre alt wird, gerne als erwachsen und erwartet eine Menge. Vielleicht nicht in direkter Kommunikation, aber doch unbewusst.

Noch vor einem Monat konnte man tun und lassen, was man wollte. Man war schliesslich noch immer ein jugendlicher Mensch. Und dann, «zack» einen Tag, nach dem berüchtigten Datum, muss man diese grosse Verantwortung übernehmen und ein Vorbild für alle Jüngeren sein. Dabei…waren wir das nicht schon vorher? Und … wer will das wirklich? Diese strenge Verantwortung ohne jegliche Freiheit? Wer will 18 werden und sofort die Verantwortung für jede Kleinigkeit tragen?

Die Zeit des Erwachsenseins ist lange. Für die Jugend bleibt fast keine Zeit.

Ist es wirklich so, dass wir als junge Generation bis zu diesem Lebensjahr uns fast nichts und alles erlauben dürfen, und dann, wenn es endlich so weit ist, müssen wir das grosse Vorbild spielen? Wieso jeder Menschenseele etwas vorspielen, wenn das einzige Ziel auf der Welt ist: endlich sich selbst zu sein?

Jahrelang gaukeln uns die Erwachsenen vor, dass wir uns selbst treu bleiben sollen. Dass wir keine Kopie eines anderen werden sollten. Das sollte unser Ziel sein, in diesen ersten 18 Jahren. Sich selber kennenzulernen. Seine Grenzen zu erfahren und sich bewusst zu werden, was man tun darf und was doch etwas zu weit gegangen ist. Wir sollten lernen dürfen, was es heisst, zu den Grösseren zu gehören, auf was wir achten sollen. Und doch – wir müssen erfahren, was es heisst zu leben. Meiner Meinung nach sollte man seine Jugend geniessen lernen, und es am Ende auch tun. Die Zeit des Erwachsenseins ist lange, da bleibt für die Jugend fast keine Zeit.

Natürlich sind gewisse Dinge auch mit stolzen 25 Jahren noch möglich, aber gerade dann müssen wir noch an so viel mehr und grössere Dinge denken. Vielleicht haben wir bereits eine Familie gegründet. Vielleicht sind wir bereits mitten im Studium. Vielleicht hängt unser Leben vom organisierten und durchstrukturierten Wochenende ab.

Wann kannst du jung sein, wenn nicht jetzt?

Mit dem 18. Lebensjahr änderst sich einiges und doch auch nichts. Die einen sehen dich anders an, die anderen erkennen noch immer ein Kind in dir, das umsorgt werden muss. Und doch bist du der genau gleiche Mensch wie einen Monat zuvor und der gleiche, wie du es in einem Monat sein wirst.

Obwohl du 18 wirst oder es bereits bist, solltest du in dieser ganzen Hektik das Grundsätzliche nicht vergessen: Du bist jung. Du bist noch so jung. Geniesse deine Zeit des Jungseins. Natürlich können wir 18-Jährigen nicht immerzu rebellieren, und wir sind auf eine Art und Weise gebunden an die Pflichten, die uns auferlegt wurden. Aber wir sollten doch auch leben können. Uns Erinnerungen aneignen und als Grosseltern mit 80 Jahren lächelnd daran zurückdenken.

Jeder sollte tun können, was er will und für richtig hält, und dabei sollte auf keinen Fall diese Zahl 18 im Wege stehen, an der so viel gemessen und bewertet wird. Denn letztendlich ist es nichts anderes als eine Zahl.


Dieser Beitrag ist natürlich voll und ganz die Meinung einer ebenfalls 18-Jährigen, die ihre ungesagten Gedanken und Worte zusammentragen und in einem Beitrag äussern wollte. Jana Leu hat diesen Text für das Jugend-Onlinemagazin tize.ch geschrieben und wir vom ElternMagazin Fritz+Fränzi freuen uns, dass er auch hier erscheinen darf.

Jana Leu ist 18 Jahre alt und schreibt regelmässig für 
Jana Leu ist 18 Jahre alt und schreibt regelmässig für tize.ch.