Der Absatz des Anstosses - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
Merken
Drucken

Der Absatz des Anstosses

Lesedauer: 1 Minuten

An Kinderfüssen haben Absätze nichts verloren, findet Online-Redaktorin und Dreifach-Mama Florina Schwander. Doch dann bringt sie eine harmlose Frage ins Grübeln. 

Zum dritten Geburtstag hat meine Tochter Schuhe mit Absätzen geschenkt bekommen. Das führte bei mir zu Schnappatmung – und noch am selben Abend habe ich die Schuhe im obersten Schrankfach versteckt.

Selbstverständlich fragte die Tochter tagelang  nach den Schuhen und wollte nicht verstehen, warum diese plötzlich unauffindbar waren. Für mich aber war genau so selbstverständlich: Absatzschuhe haben an Kinderfüssen nichts verloren! Wegen der Fuss-Gesundheit. Und weil Absätze für mich in dieselbe Kategorie gehören wie Bikinis für kleine Mädchen: Sie haben eine völlig unpassende sexuelle Konnotation.

Meine Schuhe, ja. Eigene Hacken, nein.

Bei uns dürfen sowohl meine Tochter als auch die beiden Söhne meine Hacken anziehen. Ich besitze einige Schuhe mit verschiedensten Arten von Absätzen aus den früheren, ausgeschlafenen Jahren, als ich gerne und gut hohe Schuhe getragen habe. Mit diesen stöckeln die Kinder dann einmal durch die Stube und ziehen sie wieder aus. Weil sie schlicht unbequem und unpraktisch sind. Die geschenkten Absatzschuhe in der passenden Grösse hingegen, die wollten länger getragen werden. Natürlich auch auf dem Spielplatz, wie meine Tochter gleich beim Auspacken klarstellte. 

Bin ich zu streng? 

Kürzlich besprachen wir das Thema Kinderstöckelschuhe in einer Frauenrunde. «Warum enthältst du sie denn deiner Tochter vor, wenn sie doch so gerne mit diesen spielt?», fragte eine Freundin. Mein Hirn lief warm: Muss ich ihr diese Schuhe geben, wenn sie sie doch so gerne anziehen möchte? Könnten wir sie vielleicht in den Verkleidungskoffer packen und nur als Kostüm nutzen? Bin ich zu streng?

Die Kollegin hatte einen wunden Punkt erwischt: Niemand möchte seinem Kind etwas vorenthalten. Aber heisst das im Umkehrschluss, dass man seinem Kind ohne Vorbehalte alles geben sollte, was es begehrt?

Ich meine: Nein. Ich finde, es gibt Sachen, die sind für die Grossen. Darauf darf man sich freuen, die darf man mal ausleihen, aber man muss nicht alles herunterbrechen auf die Kleinen.

Mittlerweile haben wir unseren Schuh-Frieden wiedergefunden. Meine Tochter hat ihr Schuhgeschenk vergessen. Und ich bin froh, dass ich bei meiner Überzeugung gegen die Stöckelschuhe bleiben konnte. Jetzt darf uns nur niemand einen Kinderbikini schenken, bitte.

Bild: zVg


Florina Schwander trägt zur Zeit am liebsten flache Schuhe. Mit den knapp zweijährigen Zwillingen und der gut dreineinhalbjährigen Tochter verbringt sie viel Zeit auf Zürcher Spielplätzen, da bleiben die Hacken einfach zu oft im Sand oder Kies stecken. 
Florina Schwander trägt zur Zeit am liebsten flache Schuhe. Mit den knapp zweijährigen Zwillingen und der gut dreineinhalbjährigen Tochter verbringt sie viel Zeit auf Zürcher Spielplätzen, da bleiben die Hacken einfach zu oft im Sand oder Kies stecken.