Gymi oder Sek? Unsere Themen im November
Bild und Video: Bianca Fritz
Warum stürmen alle aufs Gymnasium? Und wer gehört da eigentlich hin? Das ist das Thema unseres Dossiers der November-Ausgabe, die ab Dienstag, 5. November am Kiosk ist. Nik Niethammer über seine eigenen Schulerfahrungen und die weiteren Magazin-Themen.
Irgendwann wurde ich zum Berufsberater beordert. «Ich bin recht geschickt mit den Händen», antwortete ich auf die Frage, was ich besonders gut könne. «Und gerne an der frischen Luft.» Der Mann hielt triumphierend eine Broschüre hoch: «Dann werden Sie Dachdecker.»
Ich aber wollte mir alle Optionen offenhalten, entschied mich für die Sek und gegen den Königsweg. Der Rest ist schnell erzählt: Ich besuchte die Handelsmittelschule, absolvierte eine Banklehre – und wurde Journalist. Bis heute habe ich keine Matura – und kenne die Uni nur von öffentlichen Vorlesungen. Glauben Sie mir, ich habe mich deswegen keinen Tag schlecht gefühlt.
Unsere Gesellschaft gründet auf einem grossen Versprechen. Jeder kann alles erreichen. Viele Eltern versuchen nachzuhelfen, indem sie Tausende Franken für private Vorbereitungskurse ausgeben und ihre Kinder ins Gymnasium quälen. Die Folge: Familien im Ausnahmezustand. Ich weiss von Müttern, die ihre Arbeit reduziert haben, um mit dem Sohn für die Prüfung zu pauken. Und ich kenne Väter, die beim Thema Gymiprüfung laut aufstöhnen: «Es war die Hölle. Aber wir mussten da durch.»
Wenn schon die Vorbereitung fürs Gymi ins Burnout führt
Diesen Fragen spürt Virginia Nolan im Dossier «Sek oder Gymi?» nach. Sie, die gerne an ihre eigene Gymizeit zurückdenkt, hat Zahlen und Fakten zur Schweizer Maturitätsquote recherchiert, mit Lernforschern, Eltern, Lehrern und angehenden Gymnasiasten gesprochen.
Und sie porträtiert ein Mädchen, das die Vorbereitung aufs Gymi ins Burnout getrieben hat. Trotzdem versucht die 16-Jährige die Prüfung erneut. «Ich wüsste nicht, was für einen Beruf ich ergreifen soll. Bei uns in der Familie haben alle studiert. Für mich kommt eigentlich auch nichts anderes infrage.»
Und dann noch dies: Danke, dass wir Sie, liebe Leserin, lieber Leser, weiterhin durch schöne und auch anstrengende Zeiten Ihrer Elternschaft begleiten dürfen. Sie, die Sie dieses Heft in der Hand halten, sind nicht allein. 204’000 Leserinnen und Leser informieren sich regelmässig mit unserem Elternratgeber. Das belegen die Zahlen der neusten MACH-Basic-Studie (2019-2), die von der WEMF AG für Werbemarktforschung zweimal im Jahr erhoben werden.
Zum fünften Mal in Folge haben wir zulegen können – entgegen dem Trend, dass die meisten Printprodukte Leser verlieren.
Der Blick etwas weiter zurück macht noch mehr Freude: Innerhalb von zwei Jahren (MACH Basic 2017-2) hat Fritz+Fränzi 26 000 Leserinnen und Leser dazugewonnen! Im Namen der Stiftung Elternsein, der Herausgeberin von Fritz+Fränzi, und der Redaktion sage ich: Vielen herzlichen Dank für Ihre Treue. Auch im 19. Jahr unseres Bestehens werden wir nicht aufhören, noch besser zu werden.
Herzlichst – Ihr Nik Niethammer