Das Editorial im April
Wussten Sie, dass vor allem die Kinder vom Klettergerüst stürzen, denen zwei Minuten zuvor gesagt wurde: «Pass auf – sonst fällst du runter.» Warum das so ist? Die Mutter, die ängstlich nach dem kletternden Nachwuchs schaut, signalisiert dem Kind: «Oje, ich kann das wohl doch noch nicht so gut, wie ich dachte.» Die Mutter wiederum fühlt sich durch das herabfallende Kind bestätigt: «Siehst du, ich hab es dir gleich gesagt.»
Eltern sorgen sich um die Gesundheit ihrer Kinder. Das ist gut so. Aber ist diese Sorge auch immer verhältnismässig? David Spiegelhalter erforscht an der britischen Cambridge University die Wahrnehmung von Risiken. Interessant, was der Wissenschafter neulich in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte: «Am sichersten ist der Mensch, wenn er etwa sieben Jahre alt ist. Von 10.000 Siebenjährigen in der westlichen Welt erlebt nur ein einziges Kind seinen achten Geburtstag nicht. So sicher ist noch niemand in der Geschichte der Menschheit gewesen. Und dennoch fahren wir die Kinder mit dem Auto zur Schule und machen uns furchtbare Sorgen um sie.»
Denken wir Eltern also an Professor Spiegelhalter, wenn wir unser Kind das nächstes Mal mit Druckverband in der Notfallaufnahme liegen sehen, während es sich mutig an einem Ast hochzieht.
«Meine Kinder gehen in Tennis, Fussball, Klavier, Schach, Ballett und Jazzgymnastik. Und deine?» «Die spielen.»
Quelle: seitenblicke.at
Kinder brauchen Anerkennung, kein Lob. Sagt Familientherapeut Jesper Juul. Und macht einer Mutter Mut, deren Kind sich verändert hat, seit es zur Schule geht – unbedingt lesen!
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und freue mich wie immer über Post von Ihnen.
Herzlichst, Ihr Nik Niethammer