Erste Hilfe bei Zahnunfällen

Selbst Bagatellunfälle an den Zähnen können Komplikationen nach sich ziehen. Deshalb ist es wichtig, schnell und richtig zu handeln. Wir verraten wie.
Jessicas Eltern haben bei der Erstversorgung ihrer Tochter alles richtig gemacht: die Wunde mit einer Mullbinde abgepresst und die Zähne in eine «physiologische», also körperähnliche Lösung gelegt. Durch eine falsche Handhabung wäre die Oberflächenstruktur der Zähne kaputtgegangen, was ein Wiedereinsetzen verunmöglicht hätte. Jessicas wieder eingesetzte Zähne werden noch für einige Zeit mit einer Schiene stabil gehalten. Wie es aussieht, wird sie keine Langzeitfolgen davontragen.
Ausgeschlagene bleibende Zähne? Sofort zum Zahnarzt!
Wenn bei einem Unfall bleibende Zähne ausgeschlagen werden, gilt es, richtig zu handeln: «Sofort zum Zahnarzt gehen», sagt van Waes. «Wenn möglich sollten die Zähne noch am Unfallort wieder eingesetzt werden.» Falls das nicht geht, den Zahn in Milch oder in einem Plastiksäcklein mit etwas Speichel transportieren. Auf keinen Fall Alkohol oder Desinfektionsmittel dafür verwenden und den Zahn auch nicht einfach in die Hosentasche stecken. Kann ein Zahn replantiert werden, wird er rund zwei Wochen mit einer Schiene fixiert. Den Rest erledigt die Natur.
Wegen möglicher Folgeschäden sind Zahnunfälle immer der Versicherung zu melden.
Bei herausgeschlagenen Milchzähnen ist ein Artzbesuch nicht am gleichen Tag nötig, denn diese werden nicht wieder eingesetzt, da dies die bleibenden Zähne beim Durchbrechen behindern könnte. Mit einer Zahnlücke wegen ausgeschlagener Milchzähne haben Kinder keine Probleme, weiss van Waes.
«Sie können sich gut anpassen.» Die obere Frontreihe sei kein Problem, bei der unteren Frontreihe könne es vorkommen, dass ein Kind lisple. «Bei einer Spange setzen wir deshalb manchmal einen Ersatzzahn ein.»
Sind Milchzähne jedoch verschoben, muss man sofort zum Zahnarzt, damit der Zahn an seine Position zurückgeschoben werden kann, so Hubertus van Waes. «Dies ist nur gleichentags möglich.» Hat ein Kind starke Schmerzen oder kann nicht mehr beissen, gilt das ebenfalls. Zahnunfälle seien immer der Versicherung zu melden, betont van Waes, denn Folgeschäden sehe man oft erst Jahre später. «Die obligatorische Grundversicherung deckt bei Kindern die entstehenden Kosten.»
Kinder und Jugendliche gut überwachen
Abhängig vom Bruchverlauf kommt eine konservative – in erster Linie mit weichem Essen entlastende – oder eine operative Behandlung in Frage. Endoskopisch unterstützte Techniken erlauben hier Operationen ohne äusserlich sichtbare Narben. «Je früher ein solcher Bruch operativ versorgt wird, desto besser», sagt Martin Rücker.
Herausgeschlagene Zähne muss man in Milch oder Speichel transportieren.
Wo lauern Gefahren?
Doch Zahnarzt van Waes und die beiden Kieferchirurgen relativieren diese Gefahren, denn die meisten Zahnunfälle passieren im normalen Alltag.
Was zu tun ist …
- Abgebrochene Zähne: Je mehr abgebrochen ist, desto dringender die Behandlung.
- Gelockerte Zähne: Behandlung dringend, der Zahn muss eventuell fixiert werden.
- Verschobene Zähne: Behandlung dringend, der Zahn sollte an seinen Platz gerückt werden.
- Hineingeschlagene Zähne: Dringende Behandlung, den Zahn an seine Position zurückbringen.
- Herausgeschlagene Zähne: Sofort zum Zahnarzt! Dort wenn möglich Zahn replantieren. Zahn am besten in einer Zahnrettungsbox in Milch oder Speichel transportieren. Zahn bei sichtbarer Verschmutzung kurz unter fliessendem Wasser abspülen, auf keinen Fall abreiben.
… bei Unfällen mit Milchzähnen
- Abgebrochene Zähne: Innert Tagen zum Zahnarzt.
- Gelockerte Zähne: Behandlung ist nicht dringend.
- Verschobene Zähne: Möglichst sofort zum Zahnarzt, damit der Zahn wieder an seinen Platz gedrückt werden kann.
- Herausgeschlagene Zähne: Ausgeschlagene Milchzähne werden nicht replantiert, innert Tagen zum Zahnarzt gehen.
- Hineingeschlagene Zähne: Behandlung ist selten nötig, aber Zahnarzt informieren wegen hohem Folgeschäden-Risiko für bleibenden Zahn!
… in jedem Fall
- Jeden Zahnunfall sofort dem Zahnarzt melden.
- Was ist passiert, wann, wie, wo?
- Alter des Kindes?
- Milch- oder bleibende Zähne betroffen?
- Zahnunfälle immer der Versicherung melden! Auch Bagatellunfälle können Komplikationen nach sich ziehen.
Quelle und weitere Informationen: www.dent.uzh.ch