Schule findet überall statt
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Schule findet überall statt

Lesedauer: 3 Minuten

Der Unterricht verlässt immer häufiger das Klassenzimmer und findet ­ausserhalb der Schule statt. Damit werden theoretische Lernstoffe auf anschauliche Weise in das reale Leben übertragen.

Text: Lisa Lehner
Bild: Adobe Stock

Denkt man an Schule, sehen wir ein Klassenzimmer: Das Lernen findet im Schulhaus statt. Dabei ändert sich das zunehmend. Mit den neuen Unterrichtsmethoden gibt es viel­fältige Möglichkeiten, wo und wie Unterricht heute stattfinden kann. Dazu gibt es viele tolle Angebote, die das Lernen bereichern.

Ich begleite diese seit Jahren, helfe beim Aufbau mit und stehe beratend zur Seite. 
Nachfolgend stelle ich Ihnen die wichtigsten Stiftungen und Vereine vor, die mit ihren kostenlosen Angeboten Schülerinnen und Schüler in die reale Lebenswelt eintauchen lassen.  

Durch praxisnahe ­Bildung können sich ­Schülerinnen und Schüler ­Fähigkeiten ­aneignen, die für ihre ­Zukunft relevant sind.

Verständnis für die eigene Gemeinde

Das Programm Unsere Gemeinde ermöglicht es Kindern ab der 3. Klasse, ein Verständnis für ihre eigene Gemeinde und deren Strukturen zu entwickeln. Ein ausgebildeter Volunteer aus der Praxis begleitet die Kinder in sechs Lektionen auf einer Entdeckungsreise durch ihre Gemeinde. Die Kinder lernen, was eine Gemeinde ist, wie sie funktioniert und wer welche Aufgaben hat. Zum Beispiel: Wieso weiss man, wer in der Gemeinde wohnt, von wo die Gemeinde das Geld hat, was sie damit macht und wer das Schulhaus baut? Es ist für mich eine sehr nachhaltige Form des Lernens, wenn Schul­kinder aktiv werden und sich bei einer Sache einbringen.

Für die Unternehmerinnen von morgen

Pintolino richtet sich an Kinder der 5. und 6. Primarstufe. Sie entwickeln, gestalten und produzieren ein Produkt oder eine Dienstleistung und lernen dabei, Entscheidungen zu fällen, im Team zu arbeiten und eigene Ideen umzusetzen: ein Riesenspass.

Zum Beispiel freuen sich die Kinder, wenn ihre handgefertigten Handysäckli einen Gewinn erzielen, der wiederum investiert wird oder in ein soziales Projekt fliesst. Bei Pintolino sorgte ich für die richtige pädagogische Abstimmung. Das Programm ist eine Herzensangelegenheit, für deren Bekanntmachung und Verbreitung ich mich stark engagiere.

Fit für die Wirtschaft

Im Programm Fit für die Wirtschaft erfahren Jugendliche vom 7. bis 10. Schuljahr, wie sie zusammen mit einem Volunteer ein echtes Bewerbungsgespräch durchführen oder ein Budget er­stellen. Zudem lernen sie unter Anleitung von Profis aus der Berufswelt anhand praktischer Übungen den Wirtschaftskreislauf kennen und erfahren, wie Preise gebildet werden. 

Jugend debattiert

Beim Programm Jugend debattiert lernen Jugendliche, selbständig aktuelle Themen zu recherchieren, Pro- und Kontra-Argumente aus verschiedenen Perspektiven einzuschätzen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Durch das methodisch aufgebaute Programm erfahren sie, wie sie über kontroverse Themen sprachlich gute Debatten führen, gekonnt die zugeloste Position zu vertreten und andere Meinungen zu respektieren.

Potenziale entdecken 

YES – Young Enterprise Switzerland ist der führende Anbieter von praxisorientierten Wirtschafts- und Meinungsprogrammen für Schulen in der Schweiz. Im Vorstand der Non-Profit-Organisation kann ich die verschiedenen Programme unterstützen. Die Schülerinnen und Schüler sollen praxisnahe Bildung erleben, um sich Fähigkeiten und Kenntnisse anzueignen, die für ihre persönliche und berufliche Zukunft relevant sind. 

Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern zu helfen, ihre Potenziale zu entdecken und sich selbständig für eine erfolgreiche Zukunft zu rüsten. Durch die Zusammenarbeit mit Schulen und Unternehmen schafft YES eine Brücke zwischen Theorie und Praxis.

Ist der Baum rund oder spitzig? 

Die Lehrerin Franziska F. steht mit den Zweitklässlern Noemi, Till und Loris auf der Wiese gleich neben dem Schulhaus. Sie fordert die Kinder auf, Dinge zu sammeln, die auf der Wiese und unter dem Baum liegen. Die Fundgegenstände werden unter der Anleitung von Franziska F. bestimmten Kriterien zugeordnet.

Die Waldprojektwochen agieren als Gegenpol zu unserem digitalen Alltag.

Es sind Adjektive wie spitzig, rund oder weich. So lernen die Kinder spielerisch, was Adjektive sind und welchen Zweck sie erfüllen. Draussen lernen ist motivierend, weil es die Kinder zu Entdeckern und Erforscherinnen der realen Welt macht. Die Aussenwelt bietet viele Räume, um individuelles Lernen zu ermöglichen. Damit wird den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder besser Rechnung getragen.

Silviva ist das schweizweite, dreisprachige Kompetenzzentrum für Lernen in und mit der Natur. Es unterstützt Lehrerinnen und Lehrer, Schulleitungen, Pädagogische Hochschulen und Bildungsverwaltungen dabei, das Draussenlernen qualitativ hochwertig in ihre Arbeit zu integrieren. 

Im Beirat der Stiftung trage ich mit meinen Erfahrungen, Rückmeldungen und meinem Netzwerk dazu bei, dass die Ziele der Stiftung erreicht werden. Denn es muss in Zukunft normal sein, dass Lernen sowohl drinnen als auch draussen stattfindet. 

Abenteuer im Schweizer Bergwald 

Unter Anleitung von Forstfach­leuten führen Jugendliche ab der 7. Klasse Aufträge von Berggemeinden aus. Sie fällen Bäume, bauen Brücken und Mauern, errichten Wildschutzzäune und pflegen Jungwald. Die anstrengenden Arbeiten im Bergwald sind Abenteuer und Herausforderung zugleich.

Die besondere Konzeption der Wochen und die enge Begleitung in Kleingruppen ermöglichen eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Natur. Dadurch leisten sie gleichzeitig einen aktiven Beitrag zum Zusammenhalt des Landes durch Kulturaustausch zwischen Stadt und Land, Berg und Tal, Jung und Alt.  

Die Waldprojektwochen der gemeinnützigen Stiftung Bildungswerkstatt Bergwald sind ein schulergänzendes Programm. Es will anschauliche Erfahrungen vermitteln und wichtige Lernprozesse rund um die Themen Naturwissenschaften und Technik vertiefen. Gleichzeitig trägt das Programm zur Stärkung der Sozial- und Selbstkompetenz der Jugendlichen bei. Die Waldprojektwochen agieren als Gegenpol zu unserem digitalen Alltag. Die Eindrücke hinterlassen Spuren, die tiefer gehen als der Dreck in der Arbeitskleidung. 

Lisa Lehner VSLCH

Lisa Lehner
ist Vizepräsidentin des Deutschschweizer Schulleiterinnen- und Schulleiterverbands. Sie ist gelernte Primarlehrerin und Schulleiterin. In den 20 Jahren, welche sie in der Leitung der Volksschule Baden tätig war, führte sie neun Jahre lang als Schulleiterin den Kindergarten und die Primarschule in Baden-Rütihof.

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