«Im Wald ist der Lernerfolg für Kinder grösser»
Merken
Drucken

«Im Wald ist der Lernerfolg für Kinder grösser»

Lesedauer: 2 Minuten

Dina Walser, WWF-Projektleiterin, über Unterricht im Freien und die Vorteile, die sich daraus für Schülerinnen und Lehrpersonen ergeben.

Interview: Bianca Fritz
Fotos: Sophie Stieger / 13 Photo

Frau Walser, was bezwecken Sie mit der Aktion «Ab in die Natur»?

Wir wünschen uns, dass Unterricht im Freien langfristig zu einer regulären Methode wird, auf die Lehrpersonen zurückgreifen – als Ergänzung zum Unterricht im Klassenzimmer.

Welchen Gewinn bringt der Unterricht im Freien?

Die meisten Kinder freuen sich auf den Unterricht draussen, weil sie die Lehrgegenstände mit allen Sinnen begreifen können und ihren Bewegungsdrang ausleben dürfen. Kinder sind hier weniger begrenzt als im Klassenzimmer. Der Lernerfolg ist grösser und auch die Beziehung der Kinder untereinander und die Beziehung zur Lehrperson wird gestärkt.

Dina Walser leitet das Projekt «Ab in die Natur – draussen unterrichten». Sie ist Primarlehrerin und ihr Lieblingsbaum ist der Nussbaum, weil er uns jedes Jahr mit einer leckeren Ernte beschenkt. Bild: zVg
Dina Walser leitet das Projekt «Ab in die Natur – draussen unterrichten». Sie ist Primarlehrerin und ihr Lieblingsbaum ist der Nussbaum, weil er uns jedes Jahr mit einer leckeren Ernte beschenkt. Bild: zVg

Inwiefern wird die Beziehung zur Lehrperson besser?

Es ist eine ganz andere Situation als im Klassenzimmer. Wenn man gemeinsam draussen ist, erlebt man etwas zusammen. Dadurch wächst das Vertrauen in die Lehrperson, was wiederum eine wichtige Voraussetzung für gutes Lernen ist. 

Wer als Kind den Wald kennenlernt, ist später eher bereit ihn zu schützen.

Und was hat der WWF von dieser Aktion?

Es ist erwiesen, dass Kinder, die ihre unmittelbare Umwelt, die Natur erfahren haben, diese anders zu schätzen wissen. Sie reflektieren später ihren Umgang mit der Natur anders und sind auch offen für Umweltschutzthemen.

Das bedeutet, dass das Erleben in der Natur wichtiger ist als Umweltschutz-Unterricht?

Es braucht beides – die Erfahrung bereitet den Boden, auf den das Wissen zum Umweltschutz wachsen kann. Wenn die Schülerinnen und Schüler wissen, wie ein Wald riecht und was man darin findet, wird sie das Wissen, dass eine Plastikverpackung dort nicht verrotten kann, anders berühren, als wenn sie den Wald nur vom Hörensagen kennen.

Für die Lehrpersonen bedeutet der Ausflug in die Natur einen Mehraufwand: Sie müssen neue Unterrichtsmethoden erlernen, die Eltern informieren, verzichten auf ihre Pausen zwischen den Stunden. Wie kommt das Projekt bei den beteiligten Erwachsenen an?

Wir hatten im ersten Jahr mit etwa 250 teilnehmenden Klassen gerechnet – letztendlich waren rund 1000 angemeldet. Das freut uns riesig. Auch das Feedback von Lehrpersonen und Eltern ist fast ausschliesslich positiv. Wer sich mit der neuen Erfahrung nicht so wohlfühlt, kann sich übrigens auch langsam herantasten und einen Termin in einem der teilnehmenden Naturparks buchen, wo Programm geboten wird, so dass die Lehrperson nicht alles alleine planen muss. 

WWF-Projekt: Ab in die Natur – draussen unterrichten

Im Rahmen der Aktionswoche «Ab in die Natur – draussen unterrichten» erhalten Schulen und Klassen im 1. und 2. Zyklus (Kindergarten bis 6. Klasse) von der Naturschutzorganisation WWF Informationsmaterial und Anregungen für den Unterricht im Freien. Sie können damit ein bis sechs Tage diverse Fächer draussen unterrichten.

Wer keinen Wald in der Nähe hat, kann auch im Wohngebiet oder auf dem Schulplatz viele der Ideen umsetzen. Wer tiefer eintauchen will, bestellt das Buch «Draussen unterrichten. Das Handbuch für alle Fachbereiche. 1. und 2. Zyklus» der Stiftung Silviva.

Informationen und Anmeldungen für die nächsten Projektwochen finden Sie hier.

Bianca Fritz
Bianca Fritz ist freie Autorin und berät Selbständige und kleine Unternehmen in ihrem Social Media Marketing. Ein Gebiet, das besonders viel Selbstdisziplin und Achtsamkeit braucht.

Alle Artikel von Bianca Fritz

Mehr zum Thema Umweltschutz

Neophyten: Bub betrachtet kritisch einen Sommerflieder
Gesellschaft
Von diesem gemeinnützigen Einsatz profitieren alle
Win-Win: Wie Schulklassen im Kanton Bern mit dem Ausreissen invasiver Neophyten Sinnvolles tun und gleichzeitig die Lagerkassen füllen.
Smartphone und Umwelt: 6 Kinder, die alle in ihr eigenes Handy starren
Gesellschaft
Das Problem mit der Handyherstellung
Smartphones sind sehr praktisch und die meisten von uns benutzen sie täglich. Doch ihre Produktion ist eine ­Belastung für Mensch und Umwelt.
Mutter spielt mit ihrem Sohn das Brettspiel Amazonia
Familienleben
Mission Amazonia: Ein Brettspiel fördert den Regenwaldschutz
Das zweite Brettspiel von Fritz+Fränzi-Leser Markus Lehmann führt Kinder in den Regenwald des Amazonas und fördert den Umweltschutz.
Erstaunliche Fakten über Wespen
Gesellschaft
Nur lästig? 7 erstaunliche Fakten über Wespen
Unnütz, aggressiv und gefährlich – unsere Meinung über Wespen scheint schnell gemacht. Ein neues Buch zeigt: Wespen sind unentbehrlich.
SRF Kids erklärt Fast Fashion.
Gesellschaft
Lieber fair statt schnell shoppen
Jedes Jahr werden etwa 60 neue Kleidungsstücke gekauft ​– häufig sogenannte «Fast Fashion». Was es mit diesem Begriff auf sich hat.
Tanz der Bienen Brettspiel von Markus Lehmann
Familienleben
Tanz der Bienen: Ein Brettspiel fördert das Umweltbewusstsein
Das Familienspiel macht nicht nur Spass, sondern sensibilisiert Kinder auch für die Zusammenhänge von Bienen, Bestäubung und Biodiversität.
Ernährung
Gut, besser, Superfoods?
Superfoods sollen unterstützend wirken bei der Entwicklung von Körper und Gehirn. Doch ist das überhaupt nötig?
Erziehung
Warum schwimmen wir in Plastik?
PET-Flaschen, Flip-Flops, Fischernetze: Antworten auf die wichtigsten Kinderfragen rund um Plastikmüll am und im Meer.
Klimawandel
Familienleben
«Klima-Demos haben Politiker für grüne Themen sensibilisiert»
Bernard van Dierendonck über nachhaltig leben, die drei grössten Klimasünden von Schweizer Familien und was das 5R-Prinzip bedeutet.
Erziehung
«Wir gehen mit unseren Ängsten bewusst und konstruktiv um»
Julie und Stefan Balmer teilen sich Job und Hausarbeit. Nebst Ängsten um die Zukunft ihres Kindes macht ihnen das Thema Loslassen Sorgen.
Blog
10 Tipps für mehr Nachhaltigkeit im Familienalltag
Wie können wir im Familienalltag nachhaltiger leben? Dreifach-Mama und Geschäftsführerin Melanie Kohler hat für uns 10 Tipps zusammengestellt.
Familienleben
Öko-Logisch? Drei Familien erzählen
Wie seht der Alltag aus, wenn man sich als Familie entscheidet ökologisch zu leben? Wir haben drei Familien besucht.
Nachhaltiger leben als Familie: Urike Légé erzählt
Familienleben
Fridays und Families for Future
An den «Fridays for Future» demonstrieren nicht nur Jugendliche, auch immer mehr Eltern und Grosseltern setzen sich für eine umweltfreundliche Zukunft ein.
Umweltschutz als Familienprojekt
Gesundheit
«Umweltschutz sollte zum Familienprojekt werden»
Umweltschutz: Die Umweltpsychologin Hannah Scheuthle sagt, warum es uns so schwerfällt, unser Verhalten zu ändern.
10 Tipps für einen nachhaltigen Sommer mit der Familie
Familienleben
10 Tipps für einen umweltfreundlichen Familien-Sommer
Wie kann man im Sommer die Umwelt schonen? Ganz einfach mit unseren 10 Nachhaltigkeitstipps für Familien.
Unterricht im Wald: Aktion vom WWF zur Infomation und Umweltschutz
Lernen
Mathe mit Mücken: Unterricht im Freien
In Projektwochen unterstützt der WWF Schulen dabei, draussen zu unterrichten. Wir waren dabei und wollten wissen: Wie funktioniert Unterricht zwischen Laub und Tannenzweigen?