Schnelle Zwillinge
Fotos: Simon Habegger / 13 Photo
Blond, zielstrebig, sportlich: Die elfjährigen Leuthold-Zwillinge gehören zu den besten Schweizer Nachwuchs-Leichtathletinnen. Lena und Lisa über Ehrgeiz, Konkurrenz und die Rolle ihrer Eltern.
Die talentierten Mädchen bewegen sich auffallend flink. Der Trainer gibt kurze, knappe Kommandos. Sie wirken konzentriert und ganz in ihrem Element: der Bewegung. Immer wieder suchen sie den Blick zu den Eltern, die auf der Zuschauertribüne stehen und diese typisch stoische Mischung aus elterlicher Routine und Stolz ausstrahlen.
An ihrem allerersten UBS Kids Cup im Sommer vor vier Jahren traten die beiden unbekümmert an – und gewannen. Der Vater, Stefan Leuthold, erzählt: «Die guten Ergebnisse von Lisa und Lena haben uns total überrascht. Sie waren damals ja erst sieben!» Damit war rasch klar, dass diese Talente adäquat gefördert werden müssen. 2011 standen Lisa und Lena zum ersten Mal im Schweizer Finale des Kids Cup am Start. Lena gewann, und Lisa, am Vorabend noch fiebrig und krank, wurde fünfte. 2012 standen beide wieder auf dem Podest. Und die Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf. Heute gelten die Mädchen als verheissungsvollster Nachwuchs der Schweizer Leichtathletikszene.
«Wir wollen Lena und Lisa massvoll fördern. Sie müssen es gerne machen. Und sie sollen Kinder sein dürfen», sagt die Mutter.
Vor knapp zwei Jahren erschien im Schweizer Eltern-Magazin Fritz+Fränzi die erste Reportage über die Leuthold-Zwillinge. Damals schrieb der Reporter: «Lena gewinnt, Lisa wird Zweite.» Wie ist das heute? «Wir freuen uns an guten Leistungen und spornen uns gegenseitig an», sagt Lena. Es habe sich einfach so eingependelt, meistens sei sie «etwas besser, aber das könne auch mal ändern». Ausserdem sei jede von ihnen mittlerweile in ihrer eigenen Disziplin stärker geworden. Lisa zum Beispiel sei letzte Saison im Weitsprung besser gewesen, während sie selbst am liebsten sprintet. Beide haben Freude an der Wettkampfstimmung, und auch das regelmässige Training sei für beide «absolut unverzichtbar geworden», sagt Lisa. Und ja, Lena sei nach wie vor etwas ehrgeiziger als sie selbst. «Sie getraute sich früher als ich vom 10-Meter-Turm in der Badi zu springen.»
Auch wenn sie sich eng verbunden fühlen, hat jede ihren eigenen Kopf und eine gesunde Portion Egoismus. Keine der beiden würde den Leichtathletiksport aufgeben, nur weil die andere nicht mehr möchte. Danach sieht es im Moment aber auch nicht aus. Kürzlich sind die Leuthold-Zwillinge dem TV Längasse in Bern beigetreten, einem Verein, der sportlich bessere Möglichkeiten bietet. Dies bedeutet für Lena und Lisa, nebst dem wöchentlichen Training in der LAG und der Mädchenriege in Schwarzenburg, ein Zusatztraining pro Woche in der Stadt. «Es ist für uns alle sehr wichtig, dass die Mädchen die Freude an der Sache nicht verlieren», sagt Brigitte Leuthold. Für die gelernte Krankenschwester ist klar: «Sie müssen es gerne machen, und sie sollen Kinder sein dürfen.»
In den Schulferien verzichten sie auch gerne mal aufs Training. Dann treffen sie sich mit ihren Freundinnen. Sie lieben es, mit der Familie Ausflüge zu machen oder nach Italien in den Urlaub zu fahren. «Pizza und Meer sind schon toll», sagen die beiden, die noch zwei ältere Geschwister haben. Diese seien aber schon fast erwachsen.
Richtig erwachsen sein ist für die Mädchen noch ein abstrakter Begriff. Seit das Duo die Mutter Brigitte am Zukunftstag an ihren Arbeitsort im Spital begleiten durfte, ist Lena überzeugt: «Ich möchte auch Krankenschwester werden!» Lisa hingegen weiss es noch nicht so recht: «Für diese Entscheidung habe ich ja noch etwas Zeit.»