«Wenn ich aufmerksam in meine Klasse schaue, sehe ich von meinen 19 Schülerinnen und Schülern zirka vier bis fünf Kinder, die unterschiedlich anwesend sind oder eben tagträumen. Mir ist es wichtig, die Schwierigkeiten meiner Lernenden besser zu verstehen und in Gesprächen mit ihnen herauszufinden, was ich als Lehrerin tun kann, um ihnen eine Hilfe zu sein. So habe ich kürzlich auch zwei Jugendliche mit Aufmerksamkeitsproblemen aus meiner Klasse befragt.
Ein Mädchen ist extrem hibbelig und schweift im Unterricht oft ab. Sie erzählte mir, dass sie meine Stimme zwar aus der Ferne in ihren Tagträumen hört, wenn ich etwas erkläre. Den Auftrag verstehe sie aber nicht, weil er einfach nicht ankommt. Wenn ich jedoch vorbeigehe, sie direkt mit ihrem Namen anspreche und ihr freundlich sage ‹Konzentriere dich›, dann falle sie aus ihrem Traum heraus und bemerke, wie sie wieder richtig zuhört und die Aufgabe verstehe, sagt sie. Eine weitere Hilfe sei es für sie, wenn es ganz ruhig im Zimmer ist.
Das andere Mädchen hat eine diagnostizierte ADS, eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung. Sie sagt ebenfalls, dass sie Geräusche der Banknachbarn oder Bewegungen um sie herum aus der Ruhe bringen.
Beide Mädchen haben sich gewünscht, zukünftig mit Gehörschutz zu arbeiten. Ich erhielt auch von beiden den wertvollen Hinweis, dass sie die Aufgabe viel besser verstehen, wenn sie ganz kurze, klare Instruktionen erhalten. Ich merkte, dass ich als Lehrerin aufhören muss, soviel um die Arbeitsaufträge herumzureden, da muss ich mich an der eigenen Nase nehmen.
So mache ich mich auf den Weg mit meinen AD(H)S-Kids und werde im Austausch mit ihnen sicher noch mehr herausfinden, was ihnen konkret im Alltag hilft.»