Buchhalter? Malerin? Pilot? Eltern-Tipps für die Berufswahl

Es ist eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben: Welchen Beruf will ich lernen? Ein Lehrer erzählt, wie die Schule die Jugendlichen in der Berufswahl begleitet und wie die Eltern ihre Kinder am besten unterstützen.
Auch Fächer wie Musik, Werken und Sport sind wichtig
Meist wissen Jugendliche beim Besuch eines Betriebs bereits
nach zwei Stunden, ob ihnen ein Beruf zusagt oder nicht.
Wichtig sind auch Fächer wie Musik, Werken, Handarbeit, Kochen und Sport, die ich als Klassenlehrperson nicht oder nur selten mit allen unterrichte – ich vernetze mich dafür mit den anderen Lehrpersonen. Gelingt der Prozess der ersten Selbstfindung gut, können sich die Jugendlichen in der Regel gut auf die Berufswahl einlassen. Können sie sich von Gruppendynamiken lösen, dann kommen sie meist auch zu einer guten Entscheidung.
Jugendliche unter Druck
In diesem Prozess sind Sie, liebe Eltern, wichtige Ansprechpersonen. So können Sie Ihr Kind unterstützen:
- Seien Sie Ihrem Kind ein Sparringpartner, interessieren Sie sich für seine Fragen und Gedanken.
- Formulieren Sie Ihre Erwartungen: Die Jugendlichen können mit klaren Erwartungen besser umgehen als mit einer vermeintlichen Freiheit.
- Eltern haben eine Vorbildfunktion, was das berufliche Engagement betrifft. Eine positive Einstellung zum Arbeiten hilft den Jugendlichen, auch selber den Schritt ins Berufsleben positiv anzugehen.
- Gelassenheit hilft: Es nützt nichts, Ihr Kind zu drängen. Umgekehrt sollten Sie auch nicht einfach zuschauen, wie es sich nicht mit der Berufswahl befasst. Auf die richtige Mischung aus Vertrauen und sanftem Druck kommt es an.
- Unterstützen Sie ihr Kind bei der Organisation seiner Schnuppertage oder Schnupperwochen. Nehmen Sie ihm aber die Arbeit nicht ab: Zu telefonieren, vorbeizugehen, sich Situationen mit Erwachsenen zu stellen, stärkt das Selbstbewusstsein.
- Unterstützen Sie die Berufswünsche Ihres Kindes. Oft sind die ersten Traumberufe nicht diejenigen, welche die Jugendlichen dann auch wirklich erlernen wollen – doch sie weisen auf Interessen hin. Fragen Sie nach: Was macht diesen oder jenen Beruf für dich spannend?
Nachdem der Prozess der Selbstfindung gestartet ist, ist das Kennenlernen der Berufswelt der nächste wichtige Schritt. Selten kennen wir Erwachsenen mehr als 40 Ausbildungsberufe, bei Jugendlichen sind es meist noch weniger. An Berufsmessen und bei Besuchen von Grossunternehmen können sie viele verschiedene Berufe kennenlernen.
Meist wissen die Jugendlichen bereits nach zwei Stunden, spätestens jedoch nach einem halben Tag, ob ihnen ein Beruf zusagt oder nicht. Diese Kurzbesuche, auch Berufserkundungen genannt, sind wichtig, um in einer nächsten Phase die zwei bis drei interessantesten Berufe weiterzuverfolgen und in einer Berufswahlschnupperlehre, die etwa zwei bis drei Tage dauert, zu erleben.
Lehrpersonen in Sorge
Heute können wir in fast allen Situationen noch beinahe jeden Beruf erlernen. Sogar ein Universitätsstudium kann einer Lehre noch folgen. Es gibt zwar gute Gründe, das Gymnasium zu besuchen, oft aber erliegen Eltern dem Irrtum, dass die Matura der höchste Abschluss sei. Denn in Tat und Wahrheit beginnt der Berufsfindungsprozess erst nach dem Gymi-Abschluss.
Es gibt zwar gute Gründe, das Gymnasium zu besuchen, doch damit ist der
Berufsfindungsprozess
nur aufgeschoben.
Bild: Tim Gouw/Pexels
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