Mami, ich bin schwul
Noch immer fällt es homosexuellen Jugendlichen schwer, sich zu outen. Zu gross sind die gesellschaftlichen Ressentiments: Schwule werden belächelt, beschimpft, attackiert. Der 20-jährige Nicola hat es gewagt – auch weil er dabei auf die Unterstützung seiner Eltern zählen konnte.
Franziska erinnert sich nur zu gut. «Ich fing an zu weinen, als mein Sohn Nicola mir sagte, er sei schwul», sagt die 48-Jährige. Nicola war 16 Jahre alt und mitten in der Pubertät. Wie so oft war er den ganzen Tag nicht erreichbar gewesen. Auf die Frage seiner Eltern, wo er sich herumgetrieben habe, gab er keine Antwort. Keine ungewöhnliche Sache in der Pubertät, «trotzdem hat mich sein Schweigen fast verrückt gemacht», erinnert sich Franziska.
Es gab Streit – und dann, einen Tag später, knallte Nicola seiner Mutter an den Kopf: «Übrigens – ich bin schwul.» Franziska schossen die Tränen in die Augen. Nicht etwa, weil sie dagegen war, wie sie sagt, sondern, weil sie realisierte, dass ihrem Sohn nun ein steiniger Weg bevorsteht. «Diesen hätte ich ihm gerne erspart.»
Es gab Streit – und dann, einen Tag später, knallte Nicola seiner Mutter an den Kopf: «Übrigens – ich bin schwul.» Franziska schossen die Tränen in die Augen. Nicht etwa, weil sie dagegen war, wie sie sagt, sondern, weil sie realisierte, dass ihrem Sohn nun ein steiniger Weg bevorsteht. «Diesen hätte ich ihm gerne erspart.»
Nichts hatte für sie darauf hingedeutet, dass ihr Ältester homosexuell sein könnte. «Rückblickend meint man immer, schlauer zu sein, da interpretiert man vieles hinein», sagt Thomas, Franziskas Mann und Nicolas Vater. Hatte sich sein Sohn nicht immer besonders gut mit Mädchen verstanden? Sich weder für Fussball noch für Autos interessiert? Und ist er nicht einmal als Kind mit Stöckelschuhen durchs Wohnzimmer gelaufen? Episoden aus dem Familienalltag, aber auch sichere Zeichen für Homosexualität «Wohl kaum», meint Thomas.
In der Pubertät ist das Leben eine Baustelle: Der Körper verändert sich, die Gefühle fahren Achterbahn, alles wird infrage gestellt. Die Kinder sind keine Kinder mehr, aber noch keine Erwachsene. «Wer bin ich?», «Wer möchte ich sein?» oder «Wo gehöre ich hin?»: Das sind existenzielle Fragen, mit denen sich alle Teenager herumschlagen.
In der Pubertät ist das Leben eine Baustelle: Der Körper verändert sich, die Gefühle fahren Achterbahn, alles wird infrage gestellt. Die Kinder sind keine Kinder mehr, aber noch keine Erwachsene. «Wer bin ich?», «Wer möchte ich sein?» oder «Wo gehöre ich hin?»: Das sind existenzielle Fragen, mit denen sich alle Teenager herumschlagen.
Für Homosexuelle ist die Identitätssuche besonders schwierig
Für Jugendliche, denen bewusst wird, dass sie sich vom gleichen Geschlecht angezogen fühlen, wird die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich noch viel intensiver. Manche kapseln sich ab, ziehen sich vor Freunden und Eltern zurück, andere überkommt eine grosse Scham, weil sie sich zum ersten Mal in eine Person gleichen Geschlechts verlieben. Mit dem Bewusstsein für dieses Anderssein fallen sie aus dem gesellschaftlichen Rahmen. Der Prinz heiratet immer die Prinzessin, nie den Prinzen.