11. September 2016
Tipps gegen die Sexflaute im Elternschlafzimmer
Text: Michèle Binswanger / Illustration: Petra Dufkova/Die Illustratoren
Lesedauer: 1 Minuten
Haben Sie noch Sex – oder schon Kinder? Wahrscheinlich letzteres, wenn Sie diesen Blog lesen, denn in allzu vielen Elternschlafzimmern herrscht sexueller Notstand. Hier deshalb einige Tipps, um das zu ändern.
- Setzen Sie sich nicht unter Druck. Kinder sind anstrengend und bedeuten eine grosse Umstellung. Neun Monate beherbergt die Frau im Körper einen Untermieter, oder eher einen Hausbesetzer. Von Eigentumsrechten hält er nicht viel, und sobald er angekommen ist, baut er erst mal alles für seine Zwecke um. Inklusive Geschlechtsteile. Wenn der Besetzer dann endlich auszieht, will er trotzdem noch monatelang weiter an ihrer Brust verköstigt werden. Aber vergessen Sie nicht: Er ist bloss Untermieter, der Ausnahmezustand dauert nicht ewig. Sobald er weg ist sollten sie sich daran machen, das Terrain zurück zu erobern: Machen sie Sport, fühlen sie sich wieder zu Hause im Körper. Und versuchen Sie es mit Sex, selbst wenn die Lust sich noch nicht eingestellt haben sollte. Der Appetit kommt mit dem Essen.
- Die Rückeroberung des Erwachsenenterrains sollten sie auch räumlich umsetzen: Vergessen Sie Windelkram und Schoppenflasche. Schmeissen Sie Kinderspielsachen aus dem Elternschlafzimmer und besorgen Sie sich eigenes Spielzeug. Und zwar das, was immer Ihr Herz begehrt.
- Das wissen Sie vor lauter Babystress gar nicht mehr? Dann müssen Sie das Terrain sondieren. Sprechen Sie über Sex. Zunächst über das Wie, Wann und Wo, denn diesbezüglich sind Eltern stark eingeschränkt, und oft scheitert die Lust am Timing. Und auch wenn Sie vielleicht gar keine Lust auf Sex haben: machen Sie es trotzdem. Untrainiert hat man auch keine Lust auf Sport – bei regelmässigem Training zeigt sich aber, wie gut es tut. Und regelmässiger Sex verbessert die Beziehung.
- Haben Sie die Rahmenbedingungen abgesteckt, können Sie sich den inhaltlichen Fragen zuwenden. Hier gilt: der Aufschwung beginnt im Kopf. Vielleicht denken Sie, die Gewöhnung an den Partner habe die Aufregung für immer aus ihrem Sexleben wegradiert? Machen Sie aus der Not eine Tugend. Langjährige Partnerschaften schaffen Vertrauen – sprechen Sie über Fantasien. Auch die Geheimsten. Sie werden feststellen, dass auch Menschen, die man sehr gut kennt, vielschichtiger sind, als man glaubt.
- Stehen Sie zu sich selbst. Und lassen Sie dem anderen die Möglichkeit, zu sich zu stehen.
- Überraschen Sie sich selbst. Probieren Sie Dinge aus, auch wenn Sie sich komisch dabei vorkommen. Glauben Sie niemals, es gebe nichts mehr zu entdecken. Sie wissen ja: Im Krieg und in der Liebe ist alles möglich. Warum also sollte es im Elternschlafzimmer, wo beides daheim ist, anders sein.
Zur Autorin
Michèle Binswangerist studierte Philosophin, Journalistin und Buchautorin. Sie schreibt zu Gesellschaftsthemen, ist Mutter zweier Kinder und lebt in Basel. Sie schreibt regelmässig Kolumnen für das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi. Bestellen Sie jetzt unseren Newsletter.