Das Editorial im März

Neulich erzählte mir eine Primarlehrerin, sie bringe im Herbst vier Schüler ins Gymi. Bemerkenswert sei das, weil sie in ihrer Klasse 17 Jugendliche mit Migrationshintergrund unterrichte. Ob das anstrengend sei, wollte ich wissen. Nun, richtig anstrengend sei der Schweizer Junge mit ADHS, der sich selbst den Mund zuklebe, damit er im Unterricht nicht störe, sagte die Lehrerin. Aber die wahre Herausforderung sei das Mädchen mit Downsyndrom. Ihm gerecht zu werden, bringe sie oft zur Verzweiflung. «Das Mädchen ist auf dem Stand einer Fünfjährigen, möchte, dass man ihm den ‹Schellen-Ursli› vorliest, während ich mit der Klasse englische Vokabeln übe.» Trotzdem liebe sie ihre Schüler, jeden einzelnen. «Ich würde sofort wieder Lehrerin werden», sagte sie.
Ich erzähle Ihnen dieses beeindruckende Beispiel von gelebter Inklusion – also dem gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Handicap –, weil wir uns in der Redaktion seit Wochen mit diesem Thema beschäftigen. Welche Erfahrungen machen Lehrpersonen und Eltern in inklusiven Schulen? Wie kann die Integration von behinderten Menschen in die Regelschule gelingen? Und wo liegen die Grenzen? Tauchen Sie ein in die Welt der 13-jährigen Sophie, ein Mädchen mit Downsyndrom, das in Basel die Sekundarschule besucht. Sophies Welt.
«Es ist normal, verschieden zu sein.»
Richard von Weizsäcker deutscher Politiker (1920–2015)
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. Gefällt Ihnen ein Thema? Was können wir besser machen? Schreiben Sie mir. Ich freue mich, von Ihnen zu lesen.
Herzlichst, Ihr Nik Niethammer
Bild: Geri Born