Warum Medienkompetenz wichtiger denn je ist
Eine Studie zeigt, wie sich die Nutzung digitaler Medien von Jugendlichen in den letzten zehn Jahren entwickelt hat.
Rückblickend ist es erstaunlich, wie rasant sich unser Medienkonsum in den letzten zehn Jahren verändert hat. Ich sage bewusst: unser. Denn nicht nur Jugendliche nutzen die Möglichkeiten der Digitalisierung intensiv, sondern auch wir Erwachsenen.
Parallel zur rasanten technologischen Entwicklung wuchs auch die Zahl der Dienste und Apps. Heute ist es möglich, jederzeit und an jedem Ort beliebige Informations- und Unterhaltungsangebote zu nutzen. Netflix und Spotify sind feste Bestandteile der Jugendkultur.
Welche Apps auf dem Smartphone installiert werden, ist heute auch individueller Ausdruck der Persönlichkeit. Zu diesem Schluss kommen in einem neuen Fokusbericht die Autorinnen und Autoren der «JAMES»-Studien der ZHAW, die seit 2010 den Medienumgang Jugendlicher in der Schweiz beobachten.
Gute Nachricht für alle Kulturpessimisten: Die Lesefrequenz von Büchern ist in den letzten zehn Jahren bei Jugendlichen stabil geblieben.
Diese an sich positive Entwicklung geht aber einher mit einer grossen Unübersichtlichkeit: Welche wirtschaftlichen und womöglich politischen Interessen stecken hinter einer App? Worauf lasse ich mich bei der Nutzung ein? Das Angebot ver-ändert sich schnell und verlangt von Jugendlichen eine hohe Medien-kompetenz. Eltern und Schule sind gefordert, die nötige Unterstützung und Ausbildung zu leisten.
Geschlechterrollen weniger wichtig
«JAMESfocus 2022» zeigt auch, dass der sogenannte Gender-Shift – die Geschlechterunterschiede beim Verhalten von Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren – immer kleiner wird. Das ist eine hoffnungsvolle Entwicklung.
Die Art der Nutzung wird immer weniger von Geschlechterrollen und mehr von persönlichen Vorlieben geprägt. Buben und junge Männer spielen aber nach wie vor deutlich mehr Videogames als Mädchen und junge Frauen. Das hat aber vermutlich eher mit dem Angebot zu tun, das für viele Nutzerinnen wenig attraktiv ist. Hier könnte die Industrie mehr Innovation und Kreativität zeigen.
Wenngleich die Onlinezeit der Jugendlichen sehr stabil bei etwa 2,5 Stunden pro Tag liegt (mit einer gewissen Zunahme während der Pandemie), spüren wir Eltern jeden Tag, dass Gespräche innerhalb der Familie immer öfter durch Erinnerungstöne, Alerts oder Tiktok-Clips unterbrochen werden. Wir Eltern müssen also nach wie vor auf einen Ausgleich zwischen Medien- und Familienzeit hinarbeiten.
Für alle Kulturpessimisten gibts am Schluss noch eine gute Nachricht: Die Lesefrequenz von Büchern ist in den letzten zehn Jahren bei Jugendlichen stabil geblieben. Das Buch kann sich gegen die Verlockungen der Digitalisierung also noch immer behaupten. Gut 25 Prozent der Jugendlichen nehmen regelmässig ein Buch zur Hand – genauso wie vor zehn Jahren.
Auf Medienstark finden Sie Tipps und interaktive Lernmodule für den kompetenten Umgang mit digitalen Medien im Familienalltag. swisscom.ch/medienstark