Die ersten Tage - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Die ersten Tage

Lesedauer: 3 Minuten

Wie Mädchen ihre erste Menstruation erleben, hängt insbesondere von ihrem Vorwissen ab. Dieses zu vermitteln ist auch heute noch Aufgabe der Eltern – vor allem der Mutter.

Es ist schwer zu beschreiben, wie sich die erste Periode anfühlt. Es ist komisch und neu. Die Menstruation ist aber Teil des Frauseins. Die Menarche, wie die erste Menstruation in der Fachsprache genannt wird, setzt normalerweise zwischen dem 10. und 16. Lebensjahr ein. Der Zeitpunkt hängt vom Fettanteil im Körper ab, der in der Pubertät ansteigt.

Tendenziell setzt die Regel heute eher früher ein, dies vor allem in Süd- und Mittelamerika, wo die Mädchen oft erst 9 Jahre alt sind. Verantwortlich dafür sind genetische Faktoren und Umweltbedingungen wie eben die Ernährung. Problematisch an sich ist das nicht, ausser dass hier die Aufklärung früher stattfinden muss.

Der Menarche gehen zwei Vorzeichen voraus: die Thelarche mit 9 bis 10 Jahren, in der das Brustwachstum beginnt, und ein bis zwei Jahre später die Pubarche, in der die Schamhaare wachsen. Wenn Mädchen über 16 Jahre noch keine Menarche hatten, sollte dies abgeklärt werden, da Hormonstörungen oder Fehlbildungen bestehen können.

Mädchen aufklären heisst auch Verantwortung übergeben

Ob junge Frauen die erste Menstruation positiv oder negativ erleben, hängt laut einer Umfrage der Zeitschrift «Bravo» vom Vorwissen ab. Dem pflichtet der Gynäkologe Thomas Eggimann bei: «Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass ein Mädchen blutet und nicht weiss, was das ist.» Für alle Mädchen ist die erste Menstruation ein besonderes Ereignis. Es sei Aufgabe der Eltern – vornehmlich der Mutter –, ihre Tochter darauf vorzubereiten. Solche Gespräche sollten Informationen über den Zyklus, aber auch über die einsetzende Fruchtbarkeit und das Frausein generell beinhalten.

Für jede Familie gibt es hier unterschiedliche Settings, die sich für solche Gespräche am besten eignen. Einige Mädchen finden es spannend zu erfahren, wie die Mutter das erlebt hat. Anderen wäre das aber voll peinlich. Viele Informationen erhalten Jugendliche heute bereits im Aufklärungsunterricht in der Schule oder im Gespräch mit der Freundin, etwa über den Umgang mit Binden und Tampons. Die meisten jungen Mädchen informieren sich auch im Internet, denn viele Produktanbieter haben spezifische Informationsplattformen für junge Frauen eingerichtet. Der Besuch der Hygieneabteilung eines Kaufhauses mit der Mutter hätte hingegen für viele etwas Antiquiertes.

Während Damenbinden nur vorgelegt werden, müssen Tampons in die Scheide eingeführt werden, wovor viele junge Frauen Angst haben. Hier müssen die Mädchen einfach ausprobieren, womit sie sich wohler fühlen. Für Eltern gilt es, bei allen Gesprächen rund um die Themen der Pubertät die Balance zu finden zwischen Respekt vor der wachsenden Unabhängigkeit und der Sorge um das eigene Kind. Schliesslich wird nun aus dem süssen kleinen Girlie eine junge Frau. Es ist ein Ablöseprozess.

Frauenarzt oder Frauenärztin?

Die ersten Menstruationsblutungen sind oft unregelmässig und unterschiedlich stark. Mädchen können ein paar Tage vor der Periode ein Ziehen im Unterleib oder Stimmungsschwankungen spüren. Auch können Schmerzen auftreten. «Dies ist individuell, kann unter anderem mit der Lage der Gebärmutter zusammenhängen», sagt Eggimann und beruhigt zugleich: «Schmerzen bei der Periode sind behandelbar.»

Allein wegen der ersten Periode ist noch kein Besuch beim Frauenarzt notwendig. Hingegen sollten junge Frauen zu einem gynäkologischen Spezialisten gehen, wenn die Periode schmerzhaft ist, sie Probleme mit dem Zyklus haben, sexuell aktiv sind, sonst Beschwerden haben oder es um die Verhütung geht. Thomas Eggimann betont: «Die jungen Frauen sollen selber entscheiden, ob sie lieber zu einem Arzt oder einer Ärztin gehen.»

Wie die meisten seiner Kolleginnen und Kollegen bietet Eggimann Mädchen, die zum ersten Mal zum Frauenarzt kommen, zuerst nur für ein Gespräch auf. Während diesem erklärt er alles und bespricht die individuelle Situation mit der jungen Frau. Eine körperliche Untersuchung – die im übrigen standardisiert ist – führt er beim zweiten Mal durch, wenn die «neuen» Patientinnen ihn schon kennen.
Wichtig findet Eggimann, dass eine Mutter nicht beleidigt ist, wenn ihre Tochter nicht möchte, dass sie zum Gynäkologen mitkommt. «Wir erleben beides, dass junge Frauen alleine sein wollen und andere, die froh sind, dass sie noch begleitet werden», sagt er. Das Arztgeheimnis gelte aber für die Tochter, was zu respektieren sei. Dies gehöre auch zum Erwachsenwerden wie die Menstruation.


Was passiert bei der Frauenärztin oder beim Frauenarzt?

  • Beim ersten Frauenarztbesuch lernt die Patientin die Ärztin oder den Arzt in einem Gespräch kennen. Es findet noch keine Untersuchung statt.
  • Eine gynäkologische Konsultation ist überall auf der Welt standardisiert. Sie dauert etwa 10 bis 15 Minuten, das Vor- und Nachgespräch etwa 30 bis 45 Minuten:
    • Eine Urin- und Blutuntersuchung wird gemacht, Grösse, Gewicht, Blutdruck und Puls werden gemessen.
    • In einem folgenden Gespräch stellt der Arzt oder die Ärztin Fragen zum Gesundheitszustand, der Periode, ob Beschwerden oder Fragen zur Verhütung bestehen.
    • In der anschliessenden gynäkologischen Untersuchung wird unter anderem zuerst das äussere Geschlecht beurteilt. Danach werden für den PAP- oder Krebsabstrich an der Oberfläche des Gebärmutterhalses Zellen abgewischt. Mit dem Wattetupfer wird Scheidenflüssigkeit entnommen und unter dem Mikroskop untersucht.
    • Anschliessend werden die Gebärmutter und die Eierstöcke von innen oder aussen abgetastet.
  • Zur Vorsorge von Brustkrebs tastet die Ärztin oder der Arzt auch Brüste und Achselhöhlen ab.