«Mein Ding durchgezogen»
Bild: Roshan Adhihetty
Ich erzähle
Anna Spiess, 17, aus Sissach BL, arbeitet als
Landmaschinenmechanikerin im ersten Lehrjahr. Zu Beginn ihrer Lehrstellensuche erhielt sie viele Absagen, «vielleicht, weil ich eine Frau bin».
Der Beruf der Landmaschinenmechanikerin ist vielseitiger und man macht noch mehr von Hand als an Motorrädern und Autos. Ausserdem sind die Weiterbildungsmöglichkeiten besser. Dass wir direkt neben dem Bauernhof wohnen, den mein Onkel führt, hatte wohl auch einen Einfluss.
Ich habe viele Bewerbungen verschickt und entsprechend viele Absagen bekommen. Einige Betriebe sagten ohne Begründung ab, vielleicht weil ich eine Frau bin. Als noch drei Betriebe übrig waren, hatte ich kurz Angst, dass ich die Lehre nicht in der Nähe meines Wohnortes machen kann. Doch nun liegt mein Lehrbetrieb so nah, dass ich zum Mittagessen nach Hause fahren kann.
Ich habe mein Ding durchgezogen, so konnten meine Eltern nicht viel dazu sagen, wie ich es mache. Wenn ich aber unsicher war, fragte ich meine Mutter. Ich konnte nicht spontan in einem Betrieb anrufen. Ich schrieb mir immer auf, was ich sagen wollte. Bevor ich anrief, schaute ich die Notizen mit meiner Mutter an.»
Das sagen die Jugendlichen:
- «Ich mache jeden Tag etwas Neues»
Pedro Lopes, 19 aus Luterbach SO, ist Sanitärinstallateur im dritten Lehrjahr. Für seine berufliche Zukunft hat er sehr konkrete Vorstellungen. - «Es gibt noch viel zu lernen»
Marc Roth, 17, aus Oberhelfenschwil SG, will Hufschmied werden und später einen eigenen Betrieb führen. - «Meine Eltern sind sehr stolz auf mich»
Farzana Ahmadi, 26, aus Umiken AG, ist Assistentin Gesundheit und Soziales EBA. Sie vermisst ihre Heimat Iran und sagt, die Menschen im Pflegeheim hälfen ihr, sich weniger allein zu fühlen. - «Ich durfte nur einmal messen und musste mich sehr konzentrieren»
Anouk Zaugg, 16, aus Brugg AG, absolvierte eine Schnupperlehre als Hochbauzeichnerin. Und ist glücklich, nach dem positiven Bescheid die Lehre in ihrem Wunschberuf machen zu dürfen. - «Ich erkläre den Kunden, was erlaubt ist – und was nicht»
Daniel Wiederkehr, 26, aus Rotkreuz ZG, arbeitet heute als Sicherheitstechniker. Während der Ausbildung lief nicht alles rund. - «Grosse Gegenstände zerlegen, das gefällt mir»
Bianca Jöhr, 16, aus Worb BE, arbeitet als Recyclistin EFZ im ersten Lehrjahr. Dabei wollte sie zuerst Coiffeuse werden. - «Ich hatte eine schwierige Zeit, nicht nur, weil ich keine Lehrstelle fand»
Colin Spilek, 16, aus Nufenen GR, ist Berufswahlschüler und fühlt sich pudelwohl. Die Suche nach einer Lehrstelle fiel mit seinem Coming-out als Transgender zusammen – keine einfache Zeit.