Mountainbike-Kurs an der Skischule

Der Verdacht liegt nah: Corona sorgt für einen Velo-Boom, der mit dem Überwinden der Pandemie verebben wird. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass dies nicht eintreffen wird. Fahrradfahren und speziell Mountainbiken werden als Freizeitbeschäftigung immer populärer, wie die alle sechs Jahre durchgeführte Studie Sport Schweiz des Bundesamtes für Sport zeigt.
Natürlich spielte das Virus dem Schweizer Tourismus in die Karten und damit auch den Ferienorten, die Mountainbike-Angebote führen. Bike Guides, die mit Gästen Touren unternehmen und Fahrtechnikkurse geben, erklären, sie werden seit Ende der ausserordentlichen Lage so häufig gebucht wie noch nie. Ferienorte in den Bergen melden ein starkes Plus von Gästen aus der Schweiz, welches den massiven Rückgang an Kunden von jenseits der Grenze fast wettmacht. Die Schweizerinnen und Schweizer scheinen zudem besonders gut auf Bike-Angebote anzusprechen.

Für Kinder bikender Eltern – aber nicht nur
In den Winterferien – oft Sportferien genannt – machen viele Familien Skiurlaub. Die Kinder besuchen die Skischule, die Eltern geniessen derweil die Pisten, gehen Langlaufen oder frönen einer anderen Winterbeschäftigung. Nun, da diverse Skiregionen im Sommer ein Mountainbike-Angebot aufgebaut haben, liegt es nah, Bike-Unterricht im Stil der Skischule anzubieten. Nicht zuletzt, weil viele bikende Paare inzwischen Kinder haben, die aber noch zu klein sind, um grössere Ausfahrten in den Bergen mitzumachen.

Velofahren kann fast jedes Kind. Doch im Gelände vorwärts zu kommen, noch dazu in den Alpen, erfordert einiges mehr an Fahrtechnik. Klar, ein bewegungsfreudiges Kind eignet sich diese beim Üben auch selber an. Allerdings wird es dabei fast sicher einige schmerzhafte Lektionen erhalten, im Klartext, es wird aus Stürzen lernen. Enge Kurven zu fahren, ohne dass der Lenker einklappt (was zum Sturz führt), Stufen zu überwinden, ohne vornüber zu fallen oder nur schon sicheres Bremsen auf rutschiger Unterlage, sind Fertigkeiten, die eine Mountainbike-Lehrerin vermitteln kann.
Besonders konsequent treibt Arosa die Bike-Schule voran. Diese ist Teil der Skischule, alle Bike-Lehrpersonen geben im Winter Skiunterricht. Sie sind nicht nur sehr gute Mountainbiker, sondern auch didaktisch geschult und wissen, wie sie den Unterricht für Kinder attraktiv gestalten. Im «Skill Center», dem Übungsparcours neben der Talstation der Bahn auf das Hörnli, braucht es ohnehin keine Ermutigung, da sind die Kinder kaum aufzuhalten. Mit ein Grund dafür ist der «Zauberteppich» der sie zum Start hinaufbefördert. Geht es auf eine Tour, dann werden die Kleineren auch mal mit einer Schatzsuche motiviert. Ein Ziel, für das alle Kinder gerne in die Pedale treten, ist das «Bärenland», die Sommerattraktion schlechthin des Bündner Ferienorts.

Ein Pionier des Kinder-Bike-Unterrichts ist Lenzerheide, eines der besucherstärksten Mountainbike-Gebiete der Alpen. Dort wurde die Kids Bike League entwickelt, ein mehrstufiges, kindergerechtes Ausbildungskonzept, welches inzwischen von weiteren Gebieten übernommen wurde, so zum Beispiel St. Moritz, Engelberg und Verbier-Grimentz.
- Wiriehorn
- Verbier
- St. Moritz
- Lenzerheide
- Hoch Ybrig
- Flumserberg
Günstiger als Skiferien
Die Kinder, die an einem Medien-Wochenende im Juli an zwei Halbtagen die Aroser Bike-Schule besucht haben (darunter Tochter und Sohn des Autoren), sind sich weitgehend einig: Highlight war das Velofahren im Gelände, aber direkt danach kommen Napa, Meimo und Amelia, die drei Bären, die im Gehege mitten im Skigebiet ihre neue Heimat haben.
Das Angebot stösst auf Interesse. Noldi Heiz, Leiter der Ski- und Snowboardschule Arosa, der nun sommers die Arosa Bike School führt, erklärt: «Zurzeit haben wir täglich fünfzig bis sechzig Kinder in der Bike-Schule. Das sind dreimal so viele wie letzten Sommer. Dutzende Familien, die ihre Kinder in Arosa in die Skischule schicken, entdecken nun, dass man hier auch tolle Sommerferien machen kann und schreiben ihre Kids in die Bike School ein.»

Die Skiferien sind für viele Familien die teuerste Woche des Jahres. Kann man sich einen weiteren Urlaub in dieser Preislage überhaupt leisten? Zumindest in Arosa liegen die Preise im Sommer deutlich tiefer, Kindertickets und Schulangebote kosten rund ein Drittel ihres Pendants im Winter. In anderen Gebieten sieht es ähnlich aus, was auch daran liegt, dass der Sommerbetrieb einer Bergbahn deutlich günstiger ist als der Betrieb eines Skigebiets, selbst wenn Bike-Strecken unterhalten werden müssen. Dennoch, die Preise für Kurse oder eine ganze Woche Bike-Unterricht variieren von Ort zu Ort.
Ziel mancher bikender Eltern ist es, dass ihre Kinder auch auf den Geschmack des Radfahrens im Gelände kommen. Die Bike-Schule kann hier einiges leisten. Im Übrigen ist es wie beim Schwimmen, Skifahren oder den Hausaufgaben: Von Profis lassen sich viele Kinder viel lieber etwas beibringen als von Mama und Papa. Und wenn die Kids ihre Eltern dann auf dem Bike Trail stehen lassen, ist es vielleicht Zeit, dass diese einen Fahrtechnikkurs für Erwachsene besuchen.