Schweizer TikTok-Stars vereint gegen Gewalt an Kindern
130‘000 Kinder werden in der Schweiz jährlich von ihren Eltern geschlagen. Deshalb setzen sich am 30. April, dem internationalen «No Hitting Day», die grössten TikTokStars des Landes für eine gewaltfreie Kindererziehung ein – mit einem Schmink-Tutorial der anderen Art.
Die Zahlen schockieren: 130‘000 Kinder werden pro Jahr in der Schweiz von den Eltern körperlich gezüchtigt. Jedes vierte Kind ist von seelischer Gewalt betroffen. 10 Prozent der Eltern, die zuschlagen, befürworten diese Erziehungsmethode. Am heutigen 30. April wird deshalb seit 1998 der internationale Aktionstag für eine gewaltfreie Erziehung begangen, der «No Hitting Day».
Überschmink-Tutorials statt Make-up-Tipps
Wenn Kinder Gewalt erleben, schämen sie sich und versuchen, die Verletzungen zu verstecken. Vier der grössten TikTok Content Creators des Landes haben sich deshalb mit der Stiftung Elternsein zusammengeschlossen, um eine Verbesserung der Situation zu bewirken. Einerseits möchten sie den Kids zeigen, dass sie in ihrer Lage nicht allein sind und andererseits, dass es hilft, wenn man darüber mit einer Vertrauensperson spricht – egal ob mit Freunden, Familienangehörigen, Lehrpersonen oder (je nach Alter des Kindes) auch einer Hilfsorganisation.
Kinder und Jugendliche, die unter Gewalt in der Familie leiden, können sich bei der kostenlosen Beratung der 147 Unterstützung holen. Das Angebot der Pro Juventute ist via Internet, Chat, Telefon und Mail erreichbar:
- Telefon: 147 (kostenlos, täglich rund um die Uhr)
- Mail: beratung@147.ch (kostenlos, täglich rund um die Uhr, eine Antwort folgt in der Regeln nach 2 bis 4 Stunden)
- SMS: 147 (kostenlos, täglich rund um die Uhr, eine Antwort folgt in der Regeln nach 2 bis 4 Stunden)
- Chat unter Gleichaltrigen: www.147.ch/peer-chat (Jeden Montag und Dienstag, 19 bis 22 Uhr, kostenlos)
Alle Kontaktmöglichkeiten können auch anonymisiert geschehen. Weitere Infos unter www.147.ch
Zu diesem Zweck haben die vier TikTok Stars Noemi Nikita, Kris Grippo, Tugce Demir und Brian Havarie die «Überschmink-Tutorials» kreiert. Als Beauty-und Schmink-Experten und -Expertinnen sind sie DIE Schweizer Instanz auf TikTok, wenn es ums Schminken geht – ihre Make-up-Tutorials werden millionenfach angeklickt.
Doch dieses Mal folgt keine Anleitung, wie man das Make-up für eine anstehende Party richtig aufträgt, sondern wie man damit eine Verletzung im Gesicht kaschiert. Denn die Videos zeigen, wie sich die TikTokerinnen und Tiktoker ein blaues Auge überschminken. Begleitet werden dieTutorials von den erschütternd hohen Gewaltopferzahlen, die eingeblendet werden.
Eine Reichweite von 20 Millionen Menschen
Da rund 96 Prozent der Schweizer 12- bis 14-Jährigen und 90 Prozent der Schweizer 9- bis 11-Jährigen die App TikTok installiert haben, erreicht die Awareness-Kampagne der Stiftung Elternsein direkt die Zielgruppe. Rund 20 Millionen Menschen folgen den vier an der Kampagne beteiligten Content Creators.
Diese hohe Gewaltbereitschaft bei der Kindererziehung hat mich schockiert. Deshalb wollte ich meine junge Community dazu ermutigen, sich nicht zu verstecken.
Noemi Nikita
Die Bernerin Noemi Nikita ist mit 13 Millionen Followern die meistgefolgte Schweizer Persönlichkeit auf TikTok. Sie meint zur Kampagne: «Diese hohe Gewaltbereitschaft bei der Kindererziehung hat mich schockiert. Deshalb wollte ich meine junge Community dazu ermutigen, sich nicht zu verstecken, sondern über elterliche Gewalt zu reden, damit sich die Situation verbessert.»
Die Stiftung Elternsein begleitet Eltern von schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen sowie interessierte Erziehungsfachleute. Ziel der neutralen und unabhängigen Stiftung ist es, zu sensibilisieren, aufzuklären und zu informieren – mit aktuellen Beiträgen aus den Themenkreisen Familie, Erziehung und Schule. Als Herausgeberin des Schweizer ElternMagazins Fritz+Fränzi führt die Stiftung auch Sensibilisierungskampagnen durch und informiert ratsuchende Eltern zudem mit Kurzfilmen zu relevanten Themen wie Konfliktlösung, Medienkonsum, Schulangst, Depression oder Stärkung der Sozialkompetenzen. Die politisch und konfessionell unabhängige Stiftung Elternsein wurde 2001 von Dr. Ellen Ringier gegründet. www.elternsein.ch
Quellen zu den Opferzahlen: Studie zum Bestrafungsverhalten von Eltern in der Schweiz (Uni Freiburg), Kinderschutz Schweiz
Körperliche oder verbale Gewalt von Eltern oder Bezugspersonen an Kindern ist oftmals ein Zeichen von Überforderung. Der private Verein Elternnotruf unterstützt verzweifelte Eltern und Bezugspersonen in verschiedenen Sprachen und rund um die Uhr.
- Elternnotruf: Telefon: 0848 35 45 55 (Festnetztarif) oder www.elternnotruf.ch (E-Mail- oder persönliche Beratung in Zürich möglich)