(Jemand) Anders sein

Illustration: Petra Dufkova/Die Illustratoren
Die Versuchung, sein Leben gegen ein anderes zu tauschen, ist nicht nur für Heranwachsende verlockend. Hat sich nicht jeder schon mal ausgemalt, wie es wohl wäre, sein Leben noch mal neu zu starten, als eine andere Person? Man darf Prüfungen wiederholen, warum dann nicht auch ganze Leben? Warum müssen wir ein Leben lang mit (Fehl-)Entscheidungen leben, die wir vor langer Zeit getroffen haben? Kurz: Warum darf man nicht vor seinem eigenen Leben davonlaufen? Mafiabosse, die durch die Kronzeugenregelung freigesprochen werden, dürfen im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms ein neues Leben beginnen.
Er sagt: Wo immer du hinläufst, wie immer du dich nennst, dein Käfig wird immer derselbe und du immer du selbst sein. Eine Liebesszene, die ihre Zärtlichkeit daraus zieht, dass sie ein Stück Wahrheit über das Leben verrät: Wir alle sind Schnecken, die unsere Schalen, unser selbst, mit uns herumschleppen müssen, egal wohin wir gehen. Was Truman Capote allen Heranwachsenden zurufen will, ist Folgendes: Es gibt keinen Neustart, nur ein Ausprobieren, und, wenn wir Glück haben, ein Anfreunden mit dem, was wir sind.
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