Lernen im Sommer – ja oder nein?

Die Mehrheit der Schulkinder lernt auch in den Sommerferien, dies zeigt eine aktuelle Studie. Doch wie sinnvoll ist das?
Lernen in den Ferien – nicht automatisch belastend
Studien zeigen: In den langen Sommerferien kann der Schulstoff in Vergessenheit geraten.
Es zeige sich oft: Die Kinder, die gerne lesen oder rechnen, wenden diese neuen Fertigkeiten auch im Alltag an. «Sie lesen während der Ferien zum Beispiel Comic oder Gregs Tagebücher oder zählen beim Kartenspiel die Punkte zusammen».
Kinder mit Schwächen gehen dem hingegen aus dem Weg. «Wenn ein leseschwaches Kind fünf oder sechs Wochen lang keinen Buchstaben mehr gesehen hat, vergisst es oft auch das bisher mühsam Gelernte». Hier lohne es sich, gemeinsam 15 Minuten pro Tag zu lesen oder Spiele zu machen, in denen grundlegende Rechenfertigkeiten geübt werden.
Schulstoff weg – das grosse Sommervergessen

Bildungspanik setzt Kinder unter Druck
Mühe mit dem Lernen: «Eltern sollte sich fragen, ob diese Schule, meist das Gymnasium, zum Kind passt»
Fabian Grolimund, Lerncoach
Würde man die Eltern hingegen fragen, ob es ihnen lieber wäre, dass das Kind einen guten Job hat, oder dass es glücklich ist, dann wäre die Antwort klar, so der Psychologe. «Viel besser ist es darum, die Leidenschaft des Kindes für eine Sache zu wecken», sagt Lettieri. Das sei nicht nur aus psychologischer Sicht gesünder, «die Chance, dass das Kind und der spätere Erwachsene viel zufriedener und erfolgreicher ist», sei viel höher.
Eltern ignorieren Leistungsgrenzen
Doch: Wenn Kinder trotz Anstrengung permanent schlechte Noten bekämen, dann sollten sich Eltern nicht fragen, was sie tun können, damit ihr Kind besser wird. Sie sollten sich mit der Frage auseinandersetzen, ob diese Schule – meist das Gymnasium – zu ihrem Kind passe, so Grolimund und meint weiter: «Das Schweizer Bildungssystem ist sehr durchlässig und bietet viele Möglichkeiten, den richtigen Platz für ein Kind oder einen Jugendlichen zu finden.» Ein Gedanke, den sich Eltern immer wieder vergegenwärtigen sollten. Denn eins ist für den Lernexperten klar: «Kinder und Jugendliche sollten ihre Sommerferien sicher nicht im Lernstudio verbringen.»
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Tipps fürs Lernen in den Sommerferien
- Kleine, regelmässige Lernportionen: z.B. jeden Tag fünfzehn Minuten die Gross-Klein-Schreibung trainieren
- Treffen Sie eine Abmachung mit Ihrem Kind: «Wir lesen vor dem Einschlafen gemeinsam 15 Minuten» oder «Ich diktiere dir immer gleich nach dem Frühstück einmal alle Buchstaben».
- Hat das Kind in mehreren Bereichen Mühe, wechseln Sie am besten ab: «Montag, Mittwoch und Freitag lesen wir 15 Minuten», «Dienstag und Donnerstag üben wir das Einmaleins». Wichtig: Die Übungen sollten nicht in den ganzen Ferien stattfinden. So sollte zumindest die erste und letzte Ferienwoche ganz freigehalten werden.
- Bewahren Sie das Feriengefühl. Auch an Tagen, an denen gelernt wird, sollten Kinder etwas erleben können, was sich in den Sommerferien am besten geniessen lässt wie zum Beispiel Badi, Strand oder Unternehmungen mit Freunden – oder süsses Nichtstun.
Quelle: www.mit-kindern-lernen.ch
Zu den Personen
Raimondo Lettieri ist Fachpsychologe für Psychotherapie sowie Kinder- und Jugendpsychologie. Er arbeitet als Paar-, Einzel- und Familientherapeut in eigener Praxis in Zürich. www.raimondolettieri.ch