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19. Mai 2021
«Hilfe, mein Sohn hat komplett zugemacht!»

Sabrina, 44, Herisau AR
Lesedauer: 2 Minuten
Eine Frage – drei Meinungen
Mein Sohn, 11, besucht die 5. Klasse. Er war bisher ein guter Schüler. Plötzlich hat er komplett zugemacht, weigert sich sogar, Hausaufgaben zu machen. Den Grund dafür kenne ich nicht. Sein Notendurchschnitt ist unter einer 4. Ich habe seinen Medienkonsum gestrichen, aber das hat nichts gebracht. Wie kann ich ihm die Freude an der Schule und am Lernen zurückbringen?
Das sagt unser Expertenteam dazu:

Stefanie Rietzler
Wenn ein Kind ohne jedes Vorzeichen von einer Woche auf die andere komplett zumacht und sich verweigert, gibt es dafür einen guten Grund. Mit Strafen werden Sie weder der Ursache auf die Spur kommen noch die Lernfreude zurückbringen. Vielleicht hat Ihr Sohn Probleme mit der Lehrkraft, wird in der Klasse gemobbt, hatte Streit mit einem Freund oder seinen ersten Liebeskummer. Vielleicht befindet er sich im Hormonstrudel der Pubertät. Sprechen Sie seine momentane Verfassung an und zeigen Sie Verständnis. Signalisieren Sie Ihrem Sohn, dass Sie bereit sind, zuzuhören und ihn zu unterstützen. Verzichten Sie dabei auf Vorwürfe und Drohungen.
Wenn ein Kind ohne jedes Vorzeichen von einer Woche auf die andere komplett zumacht und sich verweigert, gibt es dafür einen guten Grund. Mit Strafen werden Sie weder der Ursache auf die Spur kommen noch die Lernfreude zurückbringen. Vielleicht hat Ihr Sohn Probleme mit der Lehrkraft, wird in der Klasse gemobbt, hatte Streit mit einem Freund oder seinen ersten Liebeskummer. Vielleicht befindet er sich im Hormonstrudel der Pubertät. Sprechen Sie seine momentane Verfassung an und zeigen Sie Verständnis. Signalisieren Sie Ihrem Sohn, dass Sie bereit sind, zuzuhören und ihn zu unterstützen. Verzichten Sie dabei auf Vorwürfe und Drohungen.

Nicole Althaus
In der 5. Primarklasse fängt der Ernst des Lebens an, zumindest vermitteln wir den Kindern dieses Gefühl, weil Eltern und Lehrpersonen plötzlich nur noch an den Übertritt in die Oberstufe denken und die Kinder in Schubladen sortiert werden: Gymi, Sek A oder Sek B. Kein Wunder fühlen sich viele Kinder gestresst. Versuchen Sie herauszufinden, was Ihrem Sohn auf der Seele brennt. Hat er Probleme mit seinen Freunden? Wird er gemobbt? Haben Sie als Eltern Erwartungen, die Ihr Sohn nicht erfüllen kann? So viel steht noch gar nicht auf dem Spiel. Unser Bildungssystem ist durchlässig. Es braucht kein Langzeitgymi mehr, um später ein Studium zu absolvieren.
In der 5. Primarklasse fängt der Ernst des Lebens an, zumindest vermitteln wir den Kindern dieses Gefühl, weil Eltern und Lehrpersonen plötzlich nur noch an den Übertritt in die Oberstufe denken und die Kinder in Schubladen sortiert werden: Gymi, Sek A oder Sek B. Kein Wunder fühlen sich viele Kinder gestresst. Versuchen Sie herauszufinden, was Ihrem Sohn auf der Seele brennt. Hat er Probleme mit seinen Freunden? Wird er gemobbt? Haben Sie als Eltern Erwartungen, die Ihr Sohn nicht erfüllen kann? So viel steht noch gar nicht auf dem Spiel. Unser Bildungssystem ist durchlässig. Es braucht kein Langzeitgymi mehr, um später ein Studium zu absolvieren.

Peter Schneider
Sie bringen die Freude am Lernen sicher nicht zurück, indem Sie ihm jeglichen «Medienkonsum» verbieten. Ihre Reaktion erinnert an Capitaine Renaults (der aus «Casablanca») Anordnung, unverzüglich die üblichen Verdächtigen zu verhaften. Wenn Sie schon nicht wissen, was mit Ihrem Sohn los ist, dann soll wenigstens irgendetwas geschehen. Unwissenheit ist schwer auszuhalten, aber ohne wirklich herauszufinden, was Ihren Sohn beschäftigt, werden Sie ihm nicht helfen können. Was immer es ist, es ist offenbar etwas Schwerwiegendes (zumindest für Ihren Sohn). Versuchen Sie geduldig, es herauszufinden.
Sie bringen die Freude am Lernen sicher nicht zurück, indem Sie ihm jeglichen «Medienkonsum» verbieten. Ihre Reaktion erinnert an Capitaine Renaults (der aus «Casablanca») Anordnung, unverzüglich die üblichen Verdächtigen zu verhaften. Wenn Sie schon nicht wissen, was mit Ihrem Sohn los ist, dann soll wenigstens irgendetwas geschehen. Unwissenheit ist schwer auszuhalten, aber ohne wirklich herauszufinden, was Ihren Sohn beschäftigt, werden Sie ihm nicht helfen können. Was immer es ist, es ist offenbar etwas Schwerwiegendes (zumindest für Ihren Sohn). Versuchen Sie geduldig, es herauszufinden.
Das Expertenteam:
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Weitere Elternfragen:
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- «Hilfe, in der Klasse unseres Sohnes wird viel gestritten!» Wie soll ich reagieren?
- «Hilfe, die Freundin der Tochter ist extrem eifersüchtig!» Was kann ich tun?