«Chills Mama!»
Wer nicht planen kann, der muss leiden. Spätestens dann, wenn die eigenen Wechseljahre mit der Pubertät der Kinder zusammenfallen.
Inzwischen hat es auch mich voll erwischt. Ich wechsle meine Körpertemperatur in Sekundenschnelle. Beeinflusse dauernd das Raumklima, indem ich entweder sämtliche Fenster aufreisse, um Frischluft hereinzuholen oder wie ein Heizstrahler dastehe und mich und sämtliche Mitmenschen wärme. Andere Frauen tragen Perlenketten um Hals und Handgelenke, ich glänze mit Schweissperlen auf der Stirn.
Doch nicht nur ich bin für den Stimmungsbarometer in unserem Haushalt zuständig. Nein, wir haben unsere Kinderplanung so gelegt, dass die Pubertät der Jungen gleichzeitig mit dem Klimakterium zusammenfällt. Bingo.
Baby + 15 Jahre = Wechseljahre und Pubertät zusammen
Mein Nervenkostüm ist zurzeit sehr filigran. Die innere Gelassenheit, ich gebe es zu, die fehlt mir sehr. Runzeln und Pfunde, alles wird mehr. Bibeli im Gesicht, als wäre ich mein eigener Sohn. Die Tochter, ebenfalls die reinste Charakter-Wundertüte, ständig ein anderes Kind, wenn sie dann mal aus ihrem Zimmer Richtung Küche schlurft. Die reinste hormonelle Achterbahn ist das in unserem Haus, es werden Türen geknallt und Augen gerollt. Ich streite und keife, als wäre ich sechzehn, sagt meine siebzehnjährige Tochter. Über Schminkreste im Lavabo und liegen gebliebene Unterwäsche im Teenie-Zimmer. Wobei diese Wäschestücke ja immer kleiner werden. Stoffmässig gesehen. Quasi umgekehrt proportional zu meinen.
Die saubere Ordnung im Zimmer wird total überschätzt, so die Tochter weiter, wir müssen global denken. An die Rettung der Weltmeere und was mit den Haien passiert. Oder mit den Flüchtlingen. Die Erwärmung des Klimas. Letzteres ein sehr heikles Thema, nicht nur beim amerikanischen Präsidenten, sondern auch bei mir, schliesslich heize ich ja dauernd wie ein alter Ofen.
«Chills, Mama!»
Und dies löst bei mir bereits die nächste Wallung aus. Vielleicht sollte ich auch anfangen mit den Zigarren draussen im Schnee.
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