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7 Lernmythen auf dem Prüfstand

Lesedauer: 2 Minuten

Was hilft uns beim Lernen – und was eher nicht? Darüber gibt es viele Vorstellungen. Doch stimmen diese überhaupt?

Text: Claudia Füssler
Bilder: Rawpixel

  • Mit Musik lernt es sich leichter
    Leider nein. Studien zeigen deutlich, dass Musik eher ablenkt. Ausnahmen sind bestimmte klassische Stücke. Experten empfehlen daher: Wenn man drei Stunden zur Verfügung hat, lieber zwei Stunden konzentriert lernen und danach eine Stunde Musik hören, das ist effektiver als drei Stunden lernen mit Musik.
  • Nur Übung macht den Meister
    Nicht nur, aber auch. Unser Gehirn nutzt Wiederholungen, um Gelerntes tiefer abzuspeichern – egal ob das Vokabeln oder Bewegungsabläufe sind. Um es in einer Disziplin tatsächlich zur Meisterschaft bringen zu können, sind aber auch Talent, Intelligenz und Verständnis von Zusammenhängen wichtig. Zusätzlich zum Üben.
  • Sport hilft beim Lernen
    Hier sind sich internationale Wissenschaftler einig: Das ist richtig. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Sport das Lernen leichter macht, weil man sich danach besser konzentrieren kann. Die Bewegung sorgt dafür, dass das Gehirn besser mit Blut und Sauerstoff versorgt wird. Ausserdem werden Glückshormone ausgeschüttet. Die machen gute Laune und bauen Stress ab. Nach einer sportlichen Pause ist man also entspannter und kann sich mit wachem Gehirn gut auf den Lernstoff fokussieren.
  • Wer Dinge in Texten markiert, behält mehr
    Stimmt nur bedingt. Wer einen Text nicht versteht, dem helfen Marker auch nicht. Sinnvoll kann es allerdings sein, sich vorher zu überlegen, was genau man markieren möchte. Zum Beispiel unbekannte Wörter, die man dann später rausschreibt und nachschlägt.
  • Lernen kann man auch im Schlaf
    Das ist zumindest teilweise richtig. Denn nachts im Schlaf sortiert unser Gehirn die Dinge: Es schiebt jene Informationen, die langfristig gespeichert werden sollen, vom Arbeits- ins Langzeitgedächtnis. Wer abends vor dem Schlafengehen lernt, füttert sein Gehirn mit neuen Informationen, die zunächst einmal nicht von anderem überlagert werden können. Allerdings speichert unser Gehirn zuerst Informationen, die es als wichtig ansieht. Und das sind vor allem solche, die uns emotional berühren. So können zum Beispiel ein Familienstreit, der uns beschäftigt, oder ein aufwühlender Film am Abend verhindern, dass Lernstoff abgespeichert wird. Ebenfalls hinderlich für den Lerneffekt ist es, zu lernen, wenn man müde ist.
Videoserie «Mit Kindern lernen»
Wie können Eltern ihre Kinder beim Lernen unterstützten? Was motiviert sie, was sorgt nur für Konflikte daheim? Die Psychologen Fabian Grolimund, Stefanie Rietzler und Nora Völker geben Tipps und zeigen in den Videos mit dem Hasen, wie man Kinder lobt, motiviert und mit Niederlagen umgehen kann.

  • Wer sich Dinge aufschreibt, merkt sie sich besser
    Wer sich Mathematikformeln oder Französisch­vokabeln aufschreibt, lernt nachhaltiger, als wenn er diese Infor­mationen nur liest. Das Schreiben ist durch die motorische Bewegung ein zusätzlicher Sinneseindruck zum reinen Lesen und Sich-etwas-Vorstellen, die Bewegung der Hand ­aktiviert mehr ­Synapsen. So lassen sich auch Handlungen besser merken, wenn man sie nicht nur erklärt bekommt, sondern sie einmal selbst ausgeführt hat.
  • Werden Kinder gelobt, lernen sie besser
    Zu viel und zu falsches Loben kann dazu führen, dass Kinder ein falsches Selbstbild entwickeln und so die Motivation verlieren. Psychologen empfehlen, kein generelles Lob wie «Du bist so talentiert!» oder «Du bist ein kleines Mathegenie!» auszusprechen, sondern konkrete Tätigkeiten und Details zu loben. Zum Beispiel «Super, wie du bis zum Ende des Textes durchgehalten hast» oder «Die Farben hast du besonders gut ausgesucht».

Claudia Füssler
arbeitet als freie Wissenschaftsjournalistin. Am liebsten schreibt sie über Medizin, Biologie und Psychologie.

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