Alkohol, Tabak, digitale Medien – was Eltern wissen sollten - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Alkohol, Tabak, digitale Medien – was Eltern wissen sollten

Lesedauer: 4 Minuten

Heranwachsende können mit vielen Substanzen und Verhaltensweisen in Berührung ­kommen, in denen Suchtgefahr steckt. Dies sind die am meisten verbreiteten.

Alkohol

Alkohol, oder korrekter Ethanol, ist eine farblose Flüssigkeit, die entsteht, wenn kohlenhydrathaltige Nahrungsmittel wie Getreide, Früchte oder Kartoffeln vergärt werden. Über den Mund- und Rachenraum sowie den Verdauungstrakt gelangt er rasch ins Blut. Wie schnell das passiert, hängt von Geschlecht, Alter, Gewicht, genetischen Voraussetzungen, der Trinkgeschwindigkeit und der Nahrung im Magen ab.

Alkohol ist eine psychoaktive Substanz, die ersten Wirkungen zeigen sich schnell: Wärme, Wohl­gefühl, Rededrang, Entspannung, Fröhlichkeit. Mit zunehmendem Alkoholpegel im Blut verändern sich – individuell sehr unterschiedlich – die Wirkungen. So kann die Risikobereitschaft steigen, Kritik- und Urteilsfähigkeit sinken, das Seh- und Hörvermögen sowie der Gleichgewichtssinn werden beeinträchtigt.

Der Mischkonsum von Alkohol mit anderen psychoaktiven Substanzen kann die Wirkung aller Substanzen verstärken oder verändern. Die toxische Wirkung des Alkohols kann die Entwicklung ganz unterschiedlicher Krankheiten in nahezu allen Organen begünstigen, dazu gehören Fettleber, Alkoholdemenz und Krebs.  

Tabak

Tabak wird aus den Blättern von Pflanzen der Gattung Tabak (Nicotiana) gewonnen. Je nach Tabaksorte und Verarbeitung schätzen Experten, dass sich in einer Zigarette und ihrem Rauch zwischen 6000 und 12 00 verschiedene Substanzen befinden. Manche davon sind giftig, mindestens 70 krebserregend. Am bekanntesten ist das psychoaktiv wirkende Nikotin.

Nikotin gilt als einer der am schnellsten abhängig machenden Stoffe und stimuliert die Ausschüttung von Dopamin und anderen Neurotransmittern, die die Wahrnehmungsfähigkeit und Gedächtnisleistung verbessern und den Appetit hemmen.

Rauchen kann tödlich sein: Hauptrisiken sind Lungen-, Luftröhren- und Kehlkopfkrebs, Herzinfarkt, Hirnschlag und Erkrankungen der Atemwege. Neben der Dauer des Tabakkonsums, die das Risiko für Erkrankungen am stärksten beeinflusst, spielen auch die Art des Konsums und die Menge eine Rolle für die Folgen auf die Gesundheit. Die Möglichkeiten, Tabak zu konsumieren, sind in den vergangenen Jahren noch einmal gestiegen. Neben den Klassikern Zigarette, Zigarillo, Zigarre und Pfeife sind derzeit alternative Formen populär: Snus (Lutschtabak), Schnupftabak, E-Zigaretten, Shishas und Tabak­erhitzer. Sie alle enthalten Nikotin und können demzufolge abhängig machen. Für Tabakerhitzer und E-Zigaretten fehlen bisher aussagekräftige Langzeitstudien zu den gesundheitlichen Folgen. Shisha­rauchen gilt als kaum weniger schädlich als Zigarettenrauchen, zudem besteht die Gefahr einer Kohlenmonoxidvergiftung. 

Cannabis

Cannabis, auch unter der Bezeichnung Hanf bekannt, ist eine weltweit angebaute Pflanze und die am häufigsten konsumierte illegale Substanz in der Schweiz. Sie enthält etwa 100 sogenannte Cannabinoide, die beiden bekanntesten sind THC (Delta-9-Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol).

Für die psychoaktive Wirkung von Cannabis ist vor allem das THC verantwortlich, CBD wirkt hauptsächlich beruhigend. Werden die getrockneten Blütenspitzen der weiblichen Hanfpflanze konsumiert, spricht man von Marihuana oder Gras. Nehmen die Konsumierenden das Harz der Blüten zu sich, handelt es sich um Haschisch. Es gibt zudem weitere Extrakte und Konzentrate, die vor allem als Öle, Tinkturen oder E-Liquids verwendet werden. 
Die Wirkungen von Cannabis treten nach etwa zehn Minuten ein und halten bis zu drei Stunden an, wenn es geraucht wird. Erst nach einer halben bis einer Stunde tritt die Wirkung ein, wenn das Cannabis gegessen wird, sie kann bis zu zehn Stunden andauern. Wie die Substanz wirkt, hängt stark von der konsumierenden Person und ihrer aktuellen Stimmung, der Konsumart, der Sorte, der Konsummenge und der Konsumsituation ab. 

Dieser Artikel gehört zum
Dieser Artikel gehört zum Online-Dossier Sucht. Lesen Sie mehr zu folgenden Fragen: Wann müssen Eltern hellhörig ­werden? Wie sollen Mütter und Väter reagieren, wenn der Sohn rund um die Uhr am Gamen ist oder die Tochter ­volltrunken heimkommt? Wann ist viel zu viel? 

Ecstasy (MDMA)

Sie werden vollsynthetisch in Labors hergestellt und deshalb als Designerdrogen bezeichnet: MDMA (kurz für 3,4-Methylendioxymethamphetamin), auch bekannt als ­Ecstasy, und Substanzen wie MMDA, MDA, MDEA sowie MBDM, die eine chemisch ähnliche Struktur haben. Die Partydrogen, die unter ganz verschiedenen Namen vertrieben werden, werden meist oral eingenommen oder geschnupft.

Ecstasy und seine Derivate sorgen für eine erhöhte Ausschüttung des Botenstoffes Serotonin im Gehirn und wirken euphorisierend, halluzinogen und sinnlichkeitsverstärkend, die Wirkung hält zwischen vier und sechs Stunden an.

Die Substanzen können überdosiert werden und zu akut lebens­bedrohlichen Zuständen führen. Oft werden ihnen andere Substanzen beigemischt. Mittelfristige Nebenwirkungen des Konsums können Angstzustände, Schlaflosigkeit und depressive Verstimmungen sein. Langfristig kann Ecstasy toxisch auf Nervenzellen wirken und das Gehirn schädigen. 

Speed (Amphetamine)

Sie werden meist in illegalen Labors in Europa und Asien hergestellt und sind besonders in der Partyszene sowie zur Leistungssteigerung beliebt: Amphetamine, bekannter als Speed, und Methamphetamine, bekannter als Thai-Pillen, Crystal oder Ice. Die synthetisch hergestellten Substanzen werden als Tabletten und Pulver geschluckt, geschnupft oder geraucht und machen sehr schnell abhängig.

Amphetamine sorgen für die Ausschüttung von Dopamin und Noradrenalin, ihre Wirkung kann bis zu 12 Stunden anhalten. Methamphetamine wirken ähnlich, aber stärker und länger. Konsumierende haben das Gefühl einer gesteigerten Denk- und Konzentrationsfähigkeit, sie befinden sich in einem stark euphorisierten Zustand und verspüren keinen Hunger, Durst oder keine Müdigkeit.

Beide Substanzen können überdosiert werden und somit zu akut lebensbedrohlichen Zuständen führen. Langfristige Folgen des Konsums können Depression, Angst­zustände, Psychosen, Organschäden und ein geschwächtes Immunsystem sein. 

Digitale Medien

Seit gut 30 Jahren gibt es das Internet, seit fast zwei Jahrzehnten verändert es die Art und Weise, wie wir kommunizieren und uns informieren, erheblich. Es ist per Computer, Tablet, Handy und Smartwatch quasi ständig verfügbar. 

Intensiver Internetkonsum kann – wie die Einnahme psychoaktiver Substanzen –  das Belohnungssystem im Gehirn verändern.

Der intensive Gebrauch des Internets kann – genau wie der Konsum psychoaktiver Substanzen – das Belohnungssystem im Gehirn verändern. Dies kann dazu führen, dass Betroffene immer mehr Zeit online verbringen und andere Bereiche des Lebens darunter leiden. Neurobiologische Studien ­zeigen, dass Personen mit einer problematischen Internetnutzung veränderte Strukturen in Gehirnregionen aufweisen, die unter anderem für das Gedächtnis, die Motivation und die kogni­tive Kontrolle zuständig sind. Inwieweit sich Substanzkonsum und die Abhängigkeit vom Internet ­tatsächlich ähneln, muss jedoch in weiteren Studien untersucht werden.

Quelle: Sucht Schweiz


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