Winter-Fitness für Mama - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Winter-Fitness für Mama

Lesedauer: 2 Minuten

Unsere Kolumnistin Michèle Binswanger definiert den Begriff Wintersport neu und liefert sich ein Wettrennen mit einem Rentner – einen Schlitten ziehend den Berg hinauf.

Text: Michèle Binswanger
Illustration:
Petra Dufkova/Die Illustratoren

Man kann auch als Mutter fast alles machen, solange man flexibel genug ist. Letztlich ist alles nur eine Frage der Interpretation. Zum Beispiel Wintersport. Die konventionelle Auffassung davon beinhaltet, sich vor majestätischer Bergkulisse auf Gleitutensilien aller Art die Hänge runterzustürzen – und zwar inmitten anderer Wintersportophilen.

Aber man kann auch anders. In unseren ersten Familien-Skiferien musste ich diesen Terminus ganz neu interpretieren. Denn der dreijährige Sohn war für die Skischule noch nicht reif, weshalb ich, die ich den Rummel auf den Pisten nicht sonderlich schätze, mit ihm das Kleinkindprogramm durchzog.

Es war ein wunderschöner Tag, die Sonne strahlte, vor dem gleissenden Schnee warfen sich verschneite Tannen, schmucke Hüttchen und bizarre Bergzinken in Pose. Ich stellte mir einen ruhigen Wandertag in der majestätischen Bergwelt abseits der Pisten mit einer langen Schlussabfahrt auf dem Schlitten vor und fuhr mit dem Sohn ins Skigebiet.

Das Plätzchen verlor viel von seiner Stille, als der Sohn zu spielen begann.

Zunächst suchten wir uns inmitten malerisch eingeschneiter Holzhütten ein stilles Plätzchen und machten es uns gemütlich. Allerdings verlor das Plätzchen viel von seiner Stille, als der Sohn zu spielen begann: Piraten! Speere! Kanonen! Messer! Flugzeuge! Peng Peng Peng!

Meine Güte, dieses Testosteron, dachte ich und versuchte, wenigstens die Landschaft zu würdigen, derweil ich das Spiel des Sohnes mit periodischen Rufen interpunktieren musste: «Achtung! Da geht es runter! Halt dich fest!»

Meine Güte, dieses Östrogen, sagte ich mir und sah schliesslich ein, dass ich mehr Action bieten musste. Also nahmen wir den Winterwanderweg zur Munggä-Hütte. Der Sohn auf dem Schlitten, ich an der Reissleine. Der Schlitten war schwer, der Weg steil, die Sonne brannte.

Schweissgebadet stapfte ich gleichmässig durch die stille Berglandschaft. Als sich plötzlich ein Rentner an meine Fersen heftete, bewaffnet mit Wanderstöcken, einer bescheuerten Sonnenbrille und einem entschlossenen Grinsen.

Seine Ehefrau lag bereits weit abgeschlagen im Feld, und Opa sah in der Mutter mit dem Dreijährigen im Schlepptau eine leichte Beute am Berg. Ich aber habe nicht nur eine Bergsteigerkondition, sondern auch einen bissigen Ehrgeiz. Ich nahm den Fehdehandschuh auf. Opa würde sich noch wundern.

Die anderen Winterwanderer warfen uns nachdenkliche Blicke zu, wie wir hochrot und mit fliegenden Lungen den Berg raufrannten. Leider war das nicht die Art von Action, die dem Sohn vorschwebte, und von Teamsport hatte er auch noch nie gehört.

Weil er wahrhaft mein Sohn ist, musste es auch gleich Extrem-Schlitteln sein.

Er rutschte ungeduldig auf dem Schlitten herum und schwächte so meine Position empfindlich. Dann begann er zu quengeln: «Ich will Pauseeeee! Runterfahren!» Ich keuchte: «Später, wir sind noch nicht bei der Munggä-Hütte.»

Aber man kann sich nicht ein Rennen liefern und gleichzeitig Abtrünnige überzeugen. Wohl oder übel musste ich Opa an uns vorbeischnaufen lassen und stürzte mit dem Sohn zähneknirschend zu Tal. Als wir unten ankamen, war der Kleine begeistert. Und weil er wahrhaft mein Sohn ist, musste es auch gleich Extrem-Schlitteln sein.

Wir fuhren mit der Gondel wieder hinauf, mit dem Schlitten runter. Und dann gleich nochmals. Rauf, runter, rauf, runter, rauf, runter. «Mehr!» jauchzte der Sohn jedes Mal, wenn wir oben ankamen. «Ächz!», antwortete ich und das war in etwa alles, zu was ich noch fähig war, als die Bahnen endlich schlossen.

Abends in der Hütte wunderte sich mein Mann. «So kaputt, von dem bisschen Schlitteln?», fragte er. «Ich glaube, du musst mehr Sport treiben.»

Michèle Binswanger
Die studierte Philosophin ist Journalistin und Buchautorin. Sie schreibt zu Gesellschaftsthemen, ist Mutter zweier Kinder und lebt in Basel.

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