Meine Kinder nahmen anfangs das Virus, das Homeschooling, die steigenden Opferzahlen, die sich ausweitenden Katastrophenmeldungen nicht sonderlich ernst. Gegen das Virus waren sie nicht immun, wohl aber gegen das Endzeitgefühl, das uns Erwachsene so schnell und so nachhaltig erfasste. Während ich schon morgens von unserer Wohnung aus auf die menschenleere Strasse blickte und mich ernsthaft zusammenreissen musste, um nicht laut zu schreien: «Wo bist du hin, Leben?», lebten sie den uralten Traum aller Schüler und Schülerinnen: Ferien für immer.
Inzwischen ist die Krise fortgeschrittener. Die unperfekten Stellen unserer Familie fallen mir jetzt deutlicher auf. Dass auch die Gesamtsituation immer bedrückender wird und die Aussicht düster bleibt, lastet auf uns wie ein Mantel aus Blei. Etwas vom am schwierigsten zu Ertragenden ist die Ungewissheit.
Wenn meine Kinder fragen: Wann ist das alles mal vorbei?
Muss ich antworten: Ich weiss es nicht.
Wenn Sie fragen: Wird es irgendwann wieder so sein wie vorher?
Muss ich antworten: Ich weiss es nicht.