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18. Mai 2017
«Hilfe, unsere Tochter meint, sie sei ein Naturtalent»

Lesedauer: 1 Minuten
«Unsere Tochter, 9, spielt seit Kurzem Klavier. Mit dem Üben nimmt sie es nicht so genau; sie meint, sie sei ein Naturtalent», schreiben Gisela, 45, und Tom, 39, aus dem Glarus. «Wie bringen wir ihr bei, dass tägliches Üben einfach dazugehört?»
Das sagt unser Expertenteam dazu:
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Nicole Althaus
Naturtalent oder nicht. Der Mensch hat eine natürliche Tendenz, das Vergnügen der Arbeit vorzuziehen. Wenn Sie wirklich wollen, dass Ihre Tochter übt, dann schreiben Sie es ihr vor. Freiwillig setzen sich nur die allerwenigsten Kinder ans Klavier. Und ein tiefes Verständnis für den Sinn täglichen Übens können Sie von einer Neunjährigen auch nicht erwarten. Erst Hausaufgaben, dann Üben, dann das Vergnügen. Wenn Sie sich daran halten, wird es Ihre Tochter auch tun. -
Peter Schneider
Dass sie kein Naturtalent ist, dürfte sie bald schon selber merken. Ob es sie dazu bewegt, anzuerkennen, dass sie deshalb mehr üben muss, wird sich zeigen. Bis dahin bleibt Ihnen wohl nichts anderes übrig, als sie zum täglichen Üben anzuhalten. Und sich schon mal darauf einzustellen, dass sie vermutlich keine zukünftige Martha Argerich in der Familie haben, sondern eine Hobbypianistin, die Ihnen später einmal wahlweise vorwerfen wird, dass sie immer auf dem Klavier üben musste, oder aber, dass ihre Eltern sie nicht konsequent genug zum Üben angehalten haben. -
Tonia von Gunten
Am besten lernt der Mensch, indem er sich für etwas begeistert. Mit Druck hingegen erreichen Sie auf Dauer gar nichts. Am allerwenigsten, dass Ihre Tochter dadurch ihre heutige Freude am Klavierspielen behält. Hören Sie ihr immer wieder beim Üben zu und erfreuen Sie sich an den kleinen Fortschritten. Es bleibt dabei zu hoffen, dass Ihre Tochter sich weiterhin fürs Klavierspielen interessiert – Naturtalent hin oder her!
Unser Expertenteam:
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