Was tun, wenn der Freund des Sohnes ungefiltert im Netz surft?

Wie gefährlich sind Pornos für Teenager? Ein Vater und eine Mutter machen sich Sorgen, weil der 13-jährige Freund des Sohnes ungefiltert Zugang zum Internet hat. Das sagt unser Expertenteam.
Eine Frage – drei Meinungen
Der beste Freund unseres Sohnes, 13 Jahre, hat ein eigenes Handy und schaut sich im Internet für sein Alter ungeeignete Filme an. Unser Sohn hat uns davon erzählt und erwähnte beiläufig, die Eltern hätten ja keine Ahnung, was ihr Sohn im Internet treibt. Wir möchten uns zwar nicht einmischen, haben aber ein ungutes Gefühl. Was raten Sie uns – schweigen oder ansprechen?
Hanna, 41, und Gustav, 46, Tenero TI
Das sagt unser Expertenteam dazu:

Über den Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen wird in den Medien publiziert, die Schulen informieren und zwischen Eltern ist er ein ständiger Diskussionspunkt. Daher sollten Eltern informiert sein, dass es wichtig ist, auf den Gebrauch der Medien bei ihren Kindern ein Auge zu werfen. Aber nicht immer gelingt dies. Wenn Sie einen guten Draht zu den Eltern des Freundes haben und sich Sorgen machen, sprechen Sie das Thema an. Dies kann auch Ihren Sohn schützen, mit diesen Inhalten konfrontiert zu werden. Gleichzeitig ist dies ein guter Moment, mit Ihrem Sohn darüber zu sprechen, warum nicht alle Inhalte für jedes Auge und Ohr geeignet sind.

Ich glaube, das kommt auf Ihr Verhältnis zu den Eltern des Freundes Ihres Sohnes an. Sind Sie befreundet und verkehren oft miteinander, ist es einfach, die Mediennutzung der Kinder zum Thema zu machen und beiläufig fallen zu lassen, dass die Buben unangemessene Filme konsumieren. Kennen Sie die Eltern nicht, würde ich mich auch nicht einmischen. Mit dem Sohn allerdings würde ich ein ernsthaftes Gespräch führen. Nicht, dass Sie ihn von brutalen oder pornografischen Inhalten fernhalten könnten, aber offene Worte signalisieren Aufgeschlossenheit und helfen beim Einordnen des Gesehenen. Das Vertrauen ist da, sonst hätte der Sohn Ihnen nichts erzählt.

Ihr ungutes Gefühl verstehe ich. Die Frage aber ist, was das für Filme sind. Dass der beste Freund Ihres Sohnes «im Internet Dinge treibt», von denen seine Eltern nichts wissen, ist eine etwas zu vage Angabe, um bei den Eltern zu intervenieren. Mindestens sollten Sie Ihren Sohn fragen, was er damit meint. Kurz: Ich wäre eher zurückhaltend mit einer Einmischung, denn dass 13-Jährige sich Filme anschauen (dazu gehören auch Pornos), von denen die Eltern nicht begeistert wären, wenn sie es wüssten, ist ohnehin klar. Ob es sinnvoll ist, den Freund Ihres Sohnes dadurch zu beschämen, dass Sie es ansprechen?
Das Expertenteam:
- Annette Cina, 52, arbeitet am Institut für Familienforschung und -beratung der Universität Freiburg. In ihrer eigenen Praxis berät die Psychologin, Psychotherapeutin und dreifache Mutter Jugendliche und Erwachsene. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Prävention von kindlichen Verhaltensstörungen, Paarkonflikte, Kindererziehung und Stress.
- Peter Schneider, 65, ist Kolumnist, Satiriker, Psychoanalytiker, Privatdozent für klinische Psychologie an der Uni Zürich und Gastprofessor für Geschichte und Wissenschaftstheorie der Psychoanalyse in Berlin.
- Nicole Althaus, 54, ist Chefredaktorin Magazine und Mitglied der Chefredaktion der «NZZ am Sonntag», Kolumnistin und Autorin. Sie hat den Mamablog auf tagesanzeiger.ch initiiert und geleitet und war Chefredaktorin von «wir eltern». Nicole Althaus ist Mutter von zwei Kindern im Alter von 20 und 16 Jahren.
In dieser Rubrik beantworten Expertinnen und Experten Ihre Fragen zu Erziehung und Alltag mit Kindern.
Schreiben Sie eine E-Mail an: redaktion@fritzundfraenzi.ch