Stolz, Wut, Liebe: Elterngefühle. Unser Thema im Juli - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Stolz, Wut, Liebe: Elterngefühle. Unser Thema im Juli

Lesedauer: 1 Minuten

Nik Niethammer spricht im Covervideo über das Dossier Elterngefühle und die Reportage über ein Paar mit einer offenen Beziehung.
Liebe Leserin, lieber Leser

Kennen Sie das? Der Bub hat soeben unter Protest die Tür geknallt, Sie stehen mit erhöhtem Puls im Flur, und es bleibt Ihnen gefühlt eine Zehntelsekunde Zeit, zu entscheiden: Gehe
ich hinterher, pack mir das Bürschchen und blas ihm mal so richtig den Marsch? Oder atme ich tief durch, zähle bis zehn und suche am Abend das Gespräch mit dem renitenten Kind?

Wissen Sie, was mich bei der Frage nach dem richtigen Verhalten in solchen Situationen  umtreibt? War ich als Kind genauso? Und wie haben meine Eltern auf meine Wutausbrüche reagiert? Der Blick zurück auf die eigene Kindheit ist für mich einer der faszinierendsten Aspekte des Elternseins.

Natürlich waren es damals andere Zeiten. Die Grundwerte der Erziehung – bedingungslose Liebe, Vertrauen, Respekt – sind aber dieselben geblieben. Und damit auch die Emotionen, die Mütter und Väter täglich durchleben und das Verhältnis zu ihren Kindern prägen: Liebe, Fürsorge, Scham, Wut, Schuld, Stolz, Angst. Und Glück.

An einen besonderen Glücksmoment in meiner Kindheit erinnere ich mich, als wäre es nur wenige Tage her. Am 8. März 1971 trafen in New York die beiden Schwergewichtsboxer Muhammad Ali und Joe Frazier zum ersten Mal aufeinander. Ein Jahrhundertereignis. Mein Vater hatte meinen Bruder und mich mitten in der Nacht geweckt, wir sassen in 
Pyjamas und höchster Erregung vor dem Schwarz-Weiss-Fernseher, die  Bildröhre knisterte, das Bild ruckelte, der Ton schepperte. Und wir waren  einfach nur glücklich und stolz, diesen besonderen Augenblick mit unserem Vater zu erleben. Fortan verband uns etwas ganz Besonderes, meinen Bruder, meinen Vater und mich.

Wie die Gefühle von Eltern zu ihren Kindern durch eigene Kindheits­erfahrungen geprägt sind, ist eines von vielen Themen in unserem ­Dossier «Elterngefühle».

Die Klassenlehrerin meiner Tochter hat der 1. Schulklasse für die Sommerferien folgende Hausaufgaben mitgegeben:
Auf einen Baum klettern.
Auf einer Wiese liegen und 
in den Himmel gucken.
Nachts heimlich länger 
aufbleiben.
Wie toll ist das bitte?

(Auf Facebook gefunden)

Als Beat W. Zemp zum obersten Lehrer der Schweiz gewählt wurde, war  Jean-Pascal Delamuraz Bundespräsident und David Hasselhoff sang «Looking for freedom». Im selben Jahr fiel in Berlin die Mauer, und in Alaska lief der Öltanker Exxon Valdez auf Grund. Das war 1989. 29 Jahre Präsident des Dachverbandes Schweizer Lehrerinnen und Lehrer LCH – länger im Amt als Zemp sind nur die Queen, Margrethe II. von  Dänemark und Carl XVI. Gustaf von Schweden. 29 Jahre im Dienst der Lehrerschaft – Beat W. Zemp hat einiges erlebt und bewegt. Zum Abschied haben Evelin Hartmann und ich mit dem leidenschaftlichen Jazzliebhaber Rückschau gehalten. Und ihm die bemerkenswerte Aussage entlockt: «Es gibt keinen Lehrermangel».

Lieber Beat W. Zemp, im Namen der Stiftung Elternsein und der Redaktion von Fritz+Fränzi danke ich Ihnen für die angenehme und überaus erfolgreiche Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren. Ihnen von Herzen alles Gute – und Ihrer Nachfolgerin Dagmar Rösler ebensolches Gelingen.

Herzlichst, ihr Nik Niethammer