Nachruf auf Ellen Ringier - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Nachruf auf Ellen Ringier

Lesedauer: 3 Minuten

Unsere Gründerin und Stiftungsratspräsidentin Ellen Ringier ist am 19. März nach schwerer Krankheit im Alter von 73 Jahren von uns gegangen. Wir sind unfassbar traurig.

Text: Nik Niethammer
Bild: Maurice Haas / 13 Photo

Liebe Ellen

Du warst einer der liebenswürdigsten Menschen, denen ich je begegnen durfte. Alles, was man an Positivem über jemanden sagen kann, traf auf dich zu. Du warst ein Vorbild. Eine Kämpferin. Eine Freundin. 

Jetzt bist du, die Gründerin von Fritz+Fränzi, unsere Stiftungsratspräsidentin und wunderbare Chefin, von uns gegangen. Wir sind fassungslos. Du fehlst uns so sehr. 

Heute bist du bei uns. In unserer Trauer, unseren Tränen. Morgen wirst du bei uns sein: in unseren Erinnerungen, unseren Herzen. 

So warst du, liebe Ellen. Zuversichtlich. Kämpferisch. Unerschütterlich. Ein feiner Mensch.

Wir haben uns zum letzten Mal im April vor einem Jahr gesehen. Es war ein Mittwoch. Wir trafen uns zum Lunch am See. Du hast von deinen Töchtern und Enkeln erzählt. Von den nächsten Reisen. Wie sehr du dich auf den Sommer und die Tage am Atlantik freust. Und dass du Schmerzen in der Schulter hättest, die Ärzte aber nicht wüssten, was los ist. 

Zwei Monate später haben wir von deiner Erkrankung erfahren. Deine Nachricht traf uns völlig unerwartet: «Ich habe meinen Kindern stets gesagt, dass es nicht immer nur die anderen treffen kann, sondern auch mal uns. Jetzt ist es so weit, und ich nehme die Herausforderung an. Pech nur, dass es dieser Krebs ist. Pech, dass es schon viele Metastasen gibt. Und Glück? Dass ich in den Händen der weltbesten Ärzte bin, mich finanziell keine Sorgen quälen und ich eine Familie um mich habe, die mir hilft, wo sie nur kann! Ab morgen wird zurückgeschossen: Die Chemo setzt ein!» 

So warst du, liebe Ellen. Zuversichtlich. Kämpferisch. Unerschütterlich. Ein feiner Mensch. 

Die Fähigkeit, den Dingen offen und wohlwollend gegenüberzutreten, verdankst du deinen Eltern. Sie hätten dich gelehrt, dass es im Leben eine gewisse Demut und Resilienz brauche. Eine psychische und physische Widerstandsfähigkeit, Dinge auszuhalten und überall zurechtzukommen. «Sie hätten mich irgendwo mit einem Fallschirm aus dem Flugzeug springen lassen können – ich hätte auf jedem Fleckchen dieser Erde Wurzeln geschlagen», hast du einmal gesagt. 

Der Satz deines Grossvaters hat dich geprägt: «Im Leben geht es immer darum, anderen Menschen eine Chance zu geben.» Durch ihn und durch deine Eltern bist du zu dem sozialen und engagierten Menschen geworden, der du ein Leben lang warst.  

2001 hast du die Stiftung Elternsein gegründet. Du hast dich gefragt, was es in diesem Land wirklich braucht, um Familien zu helfen. Dir ist aufgefallen, dass die Schweiz kein Familienministerium hat. Diese Lücke wolltest du schliessen. «Mit Fritz+Fränzi will ich Eltern in ihrer Erziehungskompetenz unterstützen und in der Gesellschaft ein Verständnis dafür schaffen, was es heute heisst, Kinder zu erziehen.» So hast du damals dein «gedrucktes Sozialprojekt» begründet. 

Dann hast du losgelegt. Und wie! Du hast 2,6 Millionen Franken aus deinem Privatvermögen in die Stiftung Elternsein investiert. Du hast bis zu 20 Stunden am Tag gearbeitet. Hast alle Anzeigen selbst akquiriert. Und Geld gesammelt. Viele Millionen. Für die Stiftung Elternsein. Und für unzählige andere Organisationen. 

Im Geldsammeln warst du unerreicht. Manche nannten dich hartnäckig, einige penetrant. «Ich würde es ausdauernd nennen», hast du dich selbst beschrieben. «Ich will niemanden zu seinem Glück zwingen, aber manchmal brauche ich noch ein Extrawort, damit man merkt, worum es mir eigentlich geht.» 

Wir werden dein Lebenswerk weiterführen, das versprechen wir dir.

Du warst eine tolle Chefin. Aufmerksam, wertschätzend. Bei jedem Treffen hast du mir einen Stapel Zeitungsartikel in die Hand gedrückt mit «Inspirationen», wie du es nanntest. An Weihnachten gabs für jeden von uns eine handgeschriebene Karte mit persönlichen Worten von dir. Und einem Weihnachtsbatzen. Deine Grosszügigkeit war legendär, deine Leidenschaft für unser Magazin grenzenlos: «Ich würde alles tun, damit die Leute wissen, dass es Fritz+Fränzi gibt.»

Liebe Ellen, du hast unvorstellbar viel geleistet und noch mehr erreicht. Fritz+Fränzi ist heute der grösste Elternratgeber der Schweiz. Du hast mit deinem Magazin Hunderttausende Eltern begleitet, in anspruchsvollen und in schönen Zeiten mit ihrem Kind. Danke, dass wir dich auf deinem Lebensweg ein Stück begleiten durften. Wir werden dein Lebenswerk weiterführen, das versprechen wir dir. 

Der grosse Peter Bichsel wurde in einem seiner letzten Interviews gefragt, ob die Liebe weg sei, wenn jemand stirbt. «Die Liebe nicht, nein. Ich liebe meine Frau immer noch. Ich denke: Das muss ich Therese erzählen, und dann ist sie nicht da.» 

Davor fürchten wir uns, liebe Ellen. Wie oft werden wir denken: «Das müssen wir Ellen erzählen.» Und dann bist du nicht da. Adieu, liebe Ellen, wir werden dich jede Sekunde vermissen. 

Im Namen deiner Fritz+Fränzis 

Nik Niethammer
Chefredaktor 

In stiller Trauer und Dankbarkeit
Stiftungsrat Stiftung Elternsein

Nik Niethammer

Nik Niethammer
ist seit 2014 Chefredaktor von Fritz+Fränzi. Er ist Vater eines Sohnes und einer Tochter und lebt in Zürich und in Freiburg im Breisgau.

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