14. Juni 2022
Was ist das Wichtigste, das wir unserem Kind mitgeben sollen?

Lesedauer: 1 Minuten
Ein solides Erbe oder Geduld mit sich selbst? Die Antworten unseres Expertenteams fallen einmal mehr ganz unterschiedlich aus.
Eine Frage – drei Meinungen
Unser Sohn ist 8, unsere Tochter 10 Jahre alt. Was ist das Wichtigste, das wir unseren beiden Kindern für ihr späteres Leben auf den Weg mitgeben sollen?
Holger, 38, und Gertrud, 37, Bümpliz BE
Das sagt unser Expertenteam dazu:

Stefanie Rietzler
Das können nur Sie beantworten. Stellen Sie sich vor, die beiden blickten dereinst als Erwachsene auf ihre Kindheit zurück. Mit welchen Adjektiven sollen sie die Beziehung zu Ihnen beschreiben? Und wie ihren Alltag? Welche Botschaften sollen sie über sich selbst, die Familie und die Welt mitgenommen haben? Hier setzen Eltern unterschiedliche Schwerpunkte. Für mich wäre unter anderem Folgendes wichtig: «Du wirst geliebt. Du bist wertvoll, so wie du bist. Du darfst Fehler machen und mit allem zu uns kommen. Jeder Mensch, egal wie gross oder klein, hat das Recht, herauszufinden, was ihm guttut und was er braucht, und seinen eigenen Weg zu gehen.»
Das können nur Sie beantworten. Stellen Sie sich vor, die beiden blickten dereinst als Erwachsene auf ihre Kindheit zurück. Mit welchen Adjektiven sollen sie die Beziehung zu Ihnen beschreiben? Und wie ihren Alltag? Welche Botschaften sollen sie über sich selbst, die Familie und die Welt mitgenommen haben? Hier setzen Eltern unterschiedliche Schwerpunkte. Für mich wäre unter anderem Folgendes wichtig: «Du wirst geliebt. Du bist wertvoll, so wie du bist. Du darfst Fehler machen und mit allem zu uns kommen. Jeder Mensch, egal wie gross oder klein, hat das Recht, herauszufinden, was ihm guttut und was er braucht, und seinen eigenen Weg zu gehen.»

Peter Schneider
Ein solides Erbe wäre nicht schlecht – nicht alles auf eine Karte setzen, ein Mix aus Immobilien, Aktien, Barem und ein paar schönen Erinnerungsstücken ist empfehlenswert. Und zwar so aufgeteilt, dass, wenn es so weit ist, eine friedliche Erbteilung möglich sein wird. Was die eher immateriellen Werte angeht, so empfehle ich: Freundlichkeit, Entspanntheit, Grosszügigkeit. Und den Abschied von der mir eher bedrückend erscheinenden Vorstellung, es existierte «ein Wichtigstes», das man seinen Kindern mit auf den Weg geben müsste.
Ein solides Erbe wäre nicht schlecht – nicht alles auf eine Karte setzen, ein Mix aus Immobilien, Aktien, Barem und ein paar schönen Erinnerungsstücken ist empfehlenswert. Und zwar so aufgeteilt, dass, wenn es so weit ist, eine friedliche Erbteilung möglich sein wird. Was die eher immateriellen Werte angeht, so empfehle ich: Freundlichkeit, Entspanntheit, Grosszügigkeit. Und den Abschied von der mir eher bedrückend erscheinenden Vorstellung, es existierte «ein Wichtigstes», das man seinen Kindern mit auf den Weg geben müsste.

Nicole Althaus
Eine grosse Frage, an der sich Philosophen seit Anbeginn der Zeit abarbeiten. Ich denke, man lebt Kindern jeden Tag vor, was man ihnen mit auf den Weg geben will. Manchmal gelingt es besser, manchmal weniger gut. Wenn ich aber hier meine Überzeugung in wenigen Worten ausformulieren soll, dann am ehesten so: Ich wünsche meinen Kindern, dass sie mutig lieben lernen, leidenschaftlich arbeiten können, konsequent zu sich selbst stehen, vorsichtig geschäften, Familie und Freunden stets grosszügig begegnen. Und vorab: dass sie geduldig wieder aufstehen, wenn sie gestolpert sind.
Eine grosse Frage, an der sich Philosophen seit Anbeginn der Zeit abarbeiten. Ich denke, man lebt Kindern jeden Tag vor, was man ihnen mit auf den Weg geben will. Manchmal gelingt es besser, manchmal weniger gut. Wenn ich aber hier meine Überzeugung in wenigen Worten ausformulieren soll, dann am ehesten so: Ich wünsche meinen Kindern, dass sie mutig lieben lernen, leidenschaftlich arbeiten können, konsequent zu sich selbst stehen, vorsichtig geschäften, Familie und Freunden stets grosszügig begegnen. Und vorab: dass sie geduldig wieder aufstehen, wenn sie gestolpert sind.
Das Expertenteam:
- Stefanie Rietzler ist Psychologin, Autorin («Geborgen, mutig, frei», «Clever lernen») und leitet die Akademie für Lerncoaching in Zürich. www.mit-kindern-lernen.ch
- Peter Schneider, 62, ist Kolumnist, Satiriker, Psychoanalytiker, Privatdozent für klinische Psychologie an der Uni Zürich und Gastprofessor für Geschichte und Wissenschaftstheorie der Psychoanalyse in Berlin.
- Nicole Althaus, 51, ist Chefredaktorin Magazine und Mitglied der Chefredaktion der «NZZ am Sonntag», Kolumnistin und Autorin. Sie hat den Mamablog auf tagesanzeiger.ch initiiert und geleitet und war Chefredaktorin von «wir eltern». Nicole Althaus ist Mutter von zwei Kindern im Alter von 20 und 16 Jahren.
Haben auch Sie eine Frage?
In dieser Rubrik beantworten Expertinnen und Experten IHRE Fragen zu Erziehung und Alltag mit Kindern.
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