Sozialkompetenzen – Türöffner fürs Leben - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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Sozialkompetenzen – Türöffner fürs Leben

Lesedauer: 9 Minuten

Eigene Bedürfnisse und die der anderen erkennen und auf sie eingehen: Das ist ein wichtiger Lernprozess für ein Kind – und eine wesentliche Fähigkeit fürs ganze Leben. Wie wird die Schule ihrem Auftrag gerecht, soziale Kompetenzen zu fördern? Und was können Eltern dafür tun?

Text: Yvonne Kiefer-Glomme
Bild: Kostas Maros / 13 Photo

Jeden Dienstag von 13.30 bis 14.15 Uhr blinkt die Leuchttafel vor dem Büro des Schulsozialdienstes der Primarschule Wallbach im Fricktal, denn dann fungiert es als «Ideenbüro». Dort beraten vier Sechstklässlerinnen und -klässler im Alter von 12 Jahren ihre Mitschülerinnen und Mitschüler bei Problemen und Sorgen, aber auch beim Realisieren von Ideen. Den heutigen «Fall» haben zwei Fünftklässler eingereicht: Sie bemängeln, dass es immer wieder Streit zwischen den Klassen gibt, wer wann und mit wem die Fussballtore nutzen darf. 

Neben dem Team des Ideenbüros und den zwei Fünftklässlern werden auch Kinder und Jugendliche jeder Jahrgangsstufe am Gespräch teilnehmen. Zuvor klärt das Team noch die heutige Rollenverteilung: Marco hat die Gesprächsleitung, Maël und Nils übernehmen die Beobachterrolle und Margaux wird das Protokoll führen. Die Teilnehmenden sind motiviert, gemeinsam eine Verbesserung in ihrem alltäglichen Umfeld zu bewirken – und erweitern dabei ihre soziale Kompetenz.

Eine eindeutige Definition des Begriffs Sozialkompetenz gibt es nicht. «Sozialkompetenzen umfassen persönliche Einstellungen, ­Werte und Fähigkeiten, die es einem Menschen ermöglichen, mit anderen auf ethisch ver­tret­bare Weise umzugehen», sagt ­Florian Baier, Professor am Institut für Kinder- und Jugendhilfe der Hochschule für Soziale Arbeit FHNW. «Wichtig ist», ergänzt der Psychologe und Lerncoach Fabian Grolimund, «dass man sich in ausreichendem Mass an seine soziale Umwelt anpassen kann, sich aber auch seiner Bedürfnisse und Wünsche bewusst ist und diese sozial­verträglich durchsetzen kann.»

Normen in Situationen erkennen, eigenes Verhalten steuern

Sozialkompetenzen sind dabei immer auf eine konkrete Situation bezogen. Das heisst: «Kinder und Jugendliche sollten lernen, Normen in Situationen zu erkennen, sich und die anderen wahrzunehmen, Beziehungen aufzubauen und zu erhalten und gleichzeitig ihr eigenes Verhalten zielgerichtet zu steuern», sagt Markus Neuenschwander, Professor für Pädagogische Psychologie an der Pädagogischen Hochschule FHNW. 

Es gibt also unterschiedliche Vorstellungen dazu, welche Einstellungen, Werte und Fähigkeiten zu einer guten Sozialkompetenz beitragen. Doch wie entwickeln Kinder diese, wie können Eltern ihnen dabei helfen und welche Konzepte und Unterstützungsangebote werden zu deren Förderung an Schulen angeboten? 

Eine wichtige Voraussetzung für sozial kompetentes Verhalten bilden die Selbstkompetenzen wie Selbstwahrnehmung und Selbstregulation. Daher werden Sozial- und Selbstkompetenzen gerne miteinander verknüpft und als Lebenskompetenzen oder persönliche Schutzfaktoren bezeichnet. Diese können dem Entstehen von Sucht, Gewalt, Mobbing, Depression und Suizidalität vorbeugen. Zudem sind eine aktive Gestaltung sozialer Beziehungen, Verständnis, Toleranz und erfolgreiche Konfliktlösung Grundvoraussetzungen für ein gelingendes Zusammenleben. «Und Menschen, die in ein soziales Umfeld eingebunden sind, sind gesünder und leben länger», sagt Sozialpädagoge Baier.

Für den beruflichen Erfolg braucht es Team- und Anpassungsfähigkeit sowie Durchsetzungsvermögen. 

Aber auch um den eigenen Lebensweg gestalten zu können, benötigen wir ein hohes Mass an so­zialen und kommunikativen Kom­petenzen und die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen. Anders ausgedrückt: Wer beruflich erfolgreich sein will, braucht neben fachlichen Kompetenzen auch Fertigkeiten wie Team- und Anpassungsfähigkeit sowie Durchsetzungsvermögen. «Studien belegen: Sozialkompetenzen verbessern die Chance auf eine erfolgreiche Schullaufbahn und erleichtern den Einstieg in die Berufsausbildung sowie die Erwerbstätigkeit», sagt Neuenschwander.

Aber wie entwickelt sich sozial kompetentes Verhalten überhaupt? «Der Mensch ist von Geburt an ein soziales Wesen. Er braucht gute Beziehungen, um sich darin sozial zu entfalten», sagt Baier. Kinder lernen Sozialkompetenzen meist beiläufig durch ihre Eltern: Wie sie sich anderen Menschen gegenüber verhalten, schauen sie sich bei Familienmitgliedern sowie Gleichaltrigen ab. Sie lernen an Vorbildern, probieren neues Verhalten aus und behalten Zielführendes bei. 

«Eltern reagieren in der Regel einfach auf die Verhaltensweisen ihrer Kinder und schaffen damit ein Lernumfeld, das diesen zeigt, wie man sich verhält. Durch ihre Werte und Erwartungen definieren Eltern somit unbewusst, wie sozialkompetentes Verhalten auszusehen hat», sagt Psychologe Grolimund. Das heisst, es gibt keinen allgemeingültigen Konsens dafür, sondern dies kann individuell wie auch kulturell sehr unterschiedlich sein und wird immer aus einer persönlichen Perspektive beurteilt. 

Neben dem Rucksack an eigenen Erfahrungen spielt hier auch das Erziehungsmodell der Eltern mit hinein. Sozialkompetenzen werden aber nicht nur dadurch bedingt, was das Kind in seinem Umfeld erlebt. Wie impulsiv es ist, wie gut es seine Gefühle steuern und diejenigen von anderen lesen kann, bestimmen auch seine genetischen Anlagen. «Das lässt sich daran erkennen, dass getrennt aufwachsende Zwillingskinder einander oft ähnlicher sind als Geschwisterkinder, die in derselben Familie gross werden», sagt Grolimund. 

Ist ein Kind impulsiv und bewegungsfreudig, sammelt es weniger positive Beziehungserfahrungen.

Die Persönlichkeitseigenschaften des Kindes – wie etwa seine Impulsivität – beeinflussen aber auch das Beziehungs- und Erziehungsver­halten seiner Eltern: Trägt dessen Persönlichkeit dazu bei, dass sein Umfeld positiv auf ­seine ­Person reagiert, fällt es dem Kind leichter, soziale Kompetenzen zu entwickeln. «Wer hat, dem wird gegeben», sagt Grolimund. 

Neigt ein Kind hingegen zum Schreien, ist es impulsiv und sehr bewegungsfreudig und fällt es ihm schwerer als anderen, sich an Regeln zu halten, wird es von den Erwachsenen häufiger zurechtgewiesen und sammelt seltener positive Beziehungserfahrungen. «Fühlen sich diese Kinder nicht willkommen, rebellieren sie», sagt Psychologe Grolimund. 

Kinder müssen sich sicher fühlen

«Um diesen Teufelskreis zu verhindern, müssen ihre Eltern besonders feinfühlig reagieren und sehr kompetent darin sein, ihre Gefühle und Bedürfnisse zu lesen und ihnen bei der Bewältigung ihrer Emotionen zu helfen», so Grolimund. Sie benötigen klare Signale, dass sie so angenommen und geschätzt werden, wie sie sind. Dann fühlen sie sich sicher, erleben eine gute Beziehung und können ihre Sozialkompetenzen entfalten.

Auch Probleme im familiären Umfeld wirken sich auf die soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen aus. «Gelangen sie in eine desolate Familiensituation, etwa durch einen Elternteil mit psychischer Störung oder eine Kampfscheidung der Eltern, dann kann dies zu Schwierigkeiten in ihrer ­Persönlichkeitsentwicklung und Anpassungsfähigkeit führen», sagt Grolimund. 

Die Bindung zwischen Kind und Eltern bildet die Basis dafür, dass Kinder selbst erfolgreich soziale Beziehungen gestalten können. Ihre Unsicherheit macht sich meist durch herausforderndes Verhalten bemerkbar. «Manche fallen durch Hyperaktivität, Impulsivität, Aufmerksamkeitsprobleme, verweigernde und aggressive Verhaltensweisen oder Störungen im Sozialverhalten auf», sagt Myriam Achermann, Psychologin und Leiterin der Schuldienste in Kriens LU.

Daher sollte man bei ­Kindern stets darauf achten, ob sie sich in einer Situation befinden, die ihren Grundbedürfnissen nach ­Bindung, Anerkennung und Autonomie gerecht wird. «Das ­Verhalten eines Kindes entsteht immer im Zusammenhang mit seinem Umfeld und hat stets einen guten Grund; seine Strategien ergeben Sinn, zumindest aus seiner Sicht. Daher muss sein Umfeld mit betrachtet werden und nicht nur das Kind als Symptomträger», sagt Achermann.

Schulische Förderung meist ohne besondere Konzepte

Und wie sieht es im schulischen Umfeld aus? Bevor der Lehrplan 21 in Kraft trat, gab es hierzulande 26 Lehrpläne. In manchen von ihnen waren die Sozialkompetenzen als Lernziele ansatzweise enthalten, oder es wurde darauf verwiesen, dass die schulische Bildung die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder fördern solle, «dabei wurde aber nicht ausgeführt, was dies genau bedeuten soll», sagt Baier.

Nun sind soziale und personale Kompetenzen als überfachliches Bildungsziel verbindlicher im Lehrplan 21 verankert. Die Frage ist jedoch, wie diese Fähigkeiten gefördert werden können. «Dies ist ­vergleichsweise unverbindlich formuliert», kritisiert Baier. «In der Schule werden die Sozial- und Selbstkompetenzen bisher vielfach nur indirekt thematisiert, zum Beispiel wenn die Lehrkräfte soziale Regeln durchsetzen möchten. Allerdings werden meist ­keine differenziert ausgearbeiteten didaktischen Konzepte zu deren Förderung eingesetzt, sondern nur vereinzelte spezifische Angebote wie etwa der Morgenkreis oder der Klassenrat», so Neuenschwander.

Dort werden Themen der Kinder aufgegriffen und Gesprächssituationen geschaffen, die es ermöglichen, über Gefühle, individuelle Bedürfnisse, Konflikte und Grenzen zu reden. «Es sollte weiter ausgearbeitet werden, wie die im Lehrplan 21 genannten überfachlichen Kompetenzen als Bildungsziele für Kinder um ihrer selbst willen verstanden und gefördert werden können», ergänzt Baier.

Umsetzungsprogramme sowie Hilfs- und Lehrmittel zur Förderung der Selbst- und Sozialkompetenzen
fehlen an Schulen häufig.

Hierzu müssen die Lehrpersonen aber gezielter auf ihre neuen Auf­gaben vorbereitet werden. «Zu Deutsch und Mathe etwa sind die Lernziele genau ausgearbeitet», sagt Baier. Konkrete schulbezogene Umsetzungsprogramme sowie Hilfs- oder Lehrmittel, die bei der effektiven Förderung der Selbst- und Sozialkompetenzen unterstützen, fehlen häufig oder sind weniger bekannt, weil sie aus der Schulsozial­arbeit, der Gewaltprävention oder der Gesundheitsförderung stammen. Oder sie werden im Rahmen von Forschungsvorhaben als Pilotprojekte an mehreren Schulen durchgeführt, dann jedoch oft aus Kostengründen eingestellt. «Mit der Schulsozialarbeit und den sozialpädagogischen Angeboten in Tagesschulen sind neue Möglichkeiten entstanden, durch die sich soziale und personale Kompetenzen fördern lassen», so Baier.

PISA-Studie mit Sozialkompetenz

In der PISA-Studie 2022 der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sollen die sozialen und emotionalen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler stärker untersucht werden. Denn die Corona-Krise habe gezeigt, dass auch diese Fähigkeiten eine wichtige Rolle im Schulalltag spielten. Dies solle künftig berücksichtigt werden, erklärte OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher in einem «Focus»-Interview. Nach Aussage des ICER (Interfaculty Centre for Educational Research) in Bern werden in der PISA-Studie 2022 die sozialen Kompetenzen aber lediglich in Form von Selbsteinschätzungen der Schülerinnen und Schüler erhoben. Die Schweiz beteilige sich bei der PISA-Studie jeweils nur in den Gebieten Deutsch, Mathematik und Naturwissenschaften, so das ICER.

Gelingt es Lehrpersonen nicht, Kinder mit einem herausfordernden Sozialverhalten ausreichend zu unterstützen, empfinden sie dies häufig als Gesichtsverlust – ähnlich wie deren Eltern auch. «Der Anspruch, solche herausfordernden Situationen alleine zu meistern, ist aber nicht mehr zeitgemäss. Gemäss dem afrikanischen Sprichwort ‹Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen›, sollte man den Mut aufbringen, die Verantwortung für ein Kind auf mehrere Schultern zu verteilen», fordert Maya Heer, Lehrerin und Coach im Familienklassenzimmer Kriens. 

Als neutrale Vertrauenspersonen und Experten für soziale Lebenszusammenhänge haben Schulsozial­arbeitende ein offenes Ohr für die Kinder, können deren Unterstützungsbedarf erkennen, koordinieren und mit ihrem reichhaltigen Methodenkasten vieles auffangen. «Voraussetzung hierfür ist eine gute Kooperation zwischen Lehrpersonen und Sozialarbeitenden und dass die Letztgenannten genügend Ressourcen und eine ausreichende Qualifikation haben», ergänzt Baier. Wichtig ist zudem, dass Lehrpersonen, Schulsozialarbeitende und die Schulleitung mit den Eltern im Austausch stehen. «In dieser Hinsicht könnte sich an Schweizer Schulen jedoch noch mehr entwickeln: Eltern werden vielfach nur zum Standortgespräch eingeladen oder wenn es Probleme gibt», so Baier weiter.

Einzelne Aktivitäten zu einem Gesamtkonzept bündeln

Nun ist es aber nicht so, dass hierzulande an den Schulen nichts unternommen wird. Sozialpädagogische Konzepte wie etwa das ­«Ideenbüro» oder der «innere Schiedsrichter» werden erfolgreich zur Förderung der Sozialkompetenzen der Schülerinnen und Schüler eingesetzt. Machen sich bei den Kindern und Jugendlichen Probleme im Umgang etwa mit den eigenen Gefühlen oder im Sozialverhalten bemerkbar, kann das Angebot eines «Familien­klassenzimmers» eine wertvolle Unterstützung sein. 

Die im Lehrplan 21 vorgesehene Benotung der Sozialkompetenzen ­lehnen Experten ab.

Idealerweise werden einzelne Schulaktivitäten zur Förderung von sozialen Kompetenzen zu einem Gesamtkonzept – einem Sozial­curriculum – gebündelt, das als roter Faden dient und in das Schulprogramm verankert wird, wie es etwa der Stuttgarter Erziehungswissenschaftler Martin Ripplinger empfiehlt. Dies trage dazu bei, die Sozialkompetenzen nachhaltig zu fördern, da sie dann systematisch in die didaktische Kultur der ­verschiedenen Fächer integriert würden.

Denn nur wenn Schulverwaltung, Lehrpersonen, Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie ausserschulische Partner dieselben Ziele vor Augen haben, können sie Verantwortung für den Lernprozess übernehmen. Die PISA-Studien hätten gezeigt, so Baier, «dass Mobbingerfahrungen an Schweizer Schulen zugenommen haben. Zweifellos, weil die Förderung von Sozialkompetenzen vielfach nicht Teil des schulischen Gesamtkonzeptes ist».

Verbale Rückmeldungen sind der Kompetenz dienlicher

Die im Lehrplan 21 vorgesehene Benotung der Sozial- und Selbstkompetenzen lehnen alle für dieses Dossier befragten Fachexpertinnen und -experten ab. «Lehrpersonen beurteilen die Sozialkompetenzen eines Kindes meist anhand von Einzelbeobachtungen seiner Verhaltensweisen. Basierend darauf versuchen sie, diese einzuschätzen», so Pädagogikexperte Neuenschwander. Deshalb plädiert er für eine Kombination aus Tests, Selbst- und Fremdeinschätzung. Aus seiner Sicht sollten Kinder verbale Rückmeldungen zu ihrem sozialen Verhalten erhalten, die Sozialkompetenzen sollten aber nicht mit einer Note bewertet werden. Fabian Grolimund sagt: «Die Zeit für die Beurteilungen und Einschätzungen sollte lieber dafür genutzt werden, gemeinsam mit dem Kind zu besprechen, an ­welchen Fähigkeiten es noch arbeiten sollte und wie es dabei unterstützt werden kann. Das wäre weitaus kompetenzorientierter.» 

Ähnlich argumentiert auch Baier: «Soziales Verhalten ­sollte mit positiven Gefühlen verbunden sein und nicht aus Notendruck heraus entwickelt werden.» Noch einen Schritt weiter geht Allan Guggenbühl, der bekannte Schweizer Jugendpsychologe. Aus seiner Perspektive wird bereits bei der Formulierung der Sozial- und Selbstkompetenzen von Soll-Erwartungen ausgegangen, die viele Erwachsene nicht erfüllen könnten.

Es braucht ein Klima und Angebote in der Schule, die Kinder dabei unterstützen, ihre Sozialkompetenzen zu entfalten.

Verhaltensweisen wie widersprechen, einander unterbrechen, laut oder nicht einsichtig sein gehörten zur normalen Entwicklung von Kindern und dürften nicht gleich als soziale Inkompetenz ausgelegt werden. «Die Persönlichkeit eines Menschen mitsamt seinen sozialen und personalen Kompetenzen ist ein kostbares Gut. Es darf schulisch gefördert werden, aber dies muss anders erfolgen als bei den Fachkompetenzen», sagt Baier. «Kinder verbringen heute viel Zeit in der Schule, daher ist es – neben dem elterlichen Erziehungsverhalten – wichtig, dass die Schule das Klima sowie die Bildungsangebote schafft, die Kinder dabei unterstützen, ihre Sozialkompetenzen zu entfalten.»

Und wie steht es mittlerweile um das Problem der begehrten Fussballtore in Wallbach? Marco fragt die beiden Fünftklässler, worin genau ihr Problem bestehe, was ihr Ziel sei und welche Lösungsmöglichkeiten sie sähen. Dann holt er die Meinungen der übrigen Anwesenden im Ideenbüro ein. Die Abstimmung der eingeladenen Gesprächsteilnehmerinnen und -teilnehmer erfolgt mit geschlossenen Augen, damit keiner die Entscheidung des anderen beeinflusst. Eine Regel, die sich die Kinder selbst ausgedacht haben. Margaux verkündet das Abstimmungsergebnis und alle Beteiligten unterschreiben das Protokoll. Marco tippt den neuen Fussballplan ab und hängt ihn an der Tür zum Pausenplatz auf. Wieder ein Konflikt gelöst.

Bücher- und Spieletipps

Yvonne Kiefer-Glomme
ist freie Journalistin, Mutter einer Tochter, 11, und lebt mit ihrer Familie im Aargau.

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