«Machen Sie Ihren Job, ich mache meinen!» - Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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«Machen Sie Ihren Job, ich mache meinen!»

Lesedauer: 2 Minuten

Mütter und Väter machen es Lehrkräften im Elterngespräch manchmal unnötig schwer. Unsere Autoren haben Lehrpersonen gefragt, welche Sätze sie besonders auf die Palme bringen.

Text: Fabian Grolimund und Stefanie Rietzler
Bild: Rawpixel.com

«Ich war auch so. Das legt sich dann schon.», «Mein Mann war auch so.», «Sie ist ja noch klein.», «Aus mir ist auch was geworden!»

Es mag für Eltern tröstlich sein, wenn sie selbst erlebt haben, wie sie aus gewissen Schwierigkeiten herausgewachsen sind. Lehrpersonen haben aber oft das Gefühl, dass Eltern durch solche Sätze die Schwierigkeiten ihres Kindes verharmlosen und kaum Bereitschaft zeigen, gemeinsam mit der Schule an Lösungen zu arbeiten.  

«Machen Sie Ihren Job, ich mache meinen!»

Manchmal müssen Lehrkräfte nachfragen, weshalb ein Kind ständig müde ist. Vielleicht erfahren sie auch vom Kind, dass es stundenlang vor dem Fernseher sitzt und die Eltern sich wenig kümmern. Mit diesem Satz verhindern Eltern jegliche Zusammenarbeit zum Wohle des Kindes.

«Können Sie meiner Tochter mal sagen, dass sie früher ins Bett gehen soll? Auf mich hört sie ja nicht.»

Eltern und Lehrpersonen bilden eine Bildungs- und Erziehungspartnerschaft. Das bedeutet aber nicht, dass Eltern ihre Erziehungsaufgaben an die Lehrkräfte ihrer Kinder delegieren können.

«Die Schüler können heute ja nicht einmal mehr richtig!»

Eltern vergleichen die Leistungen ihrer Kinder gerne mit ihren Leistungen im selben Alter. Dabei sehen einige vor allem, was die Kinder heute nicht mehr gleich gut können oder nicht mehr auf dieselbe Weise lernen – und übersehen, dass Kinder heute in der Schule eine Vielzahl neuer Kompetenzen erwerben und ihnen in vielen Punkten etwas voraushaben. 

«Dann geben Sie ihm halt mal eine Ohrfeige – uns hat das auch nicht geschadet!», «Sie müssen bei meinem Sohn einfach härter durchgreifen, dann gehorcht er Ihnen schon!»

Lehrpersonen wollen und müssen heute ohne Gewalt auskommen. Entsprechende Forderungen nach einer «härteren Gangart» von Eltern verhindern lediglich, dass gemeinsam nach Lösungen gesucht werden kann.

«Die Parallelklasse ist schon zwei Lektionen weiter!», «Frau X gibt viel mehr Hausaufgaben als Sie!»

Manche Eltern schauen sehr genau hin, wie viel und was ihre Kinder in der Schule lernen. Besonders mühsam wird es für Lehrkräfte, wenn Eltern beginnen, einzelne Lehrpersonen untereinander zu vergleichen und die Schule als Wettrennen zu betrachten.

«Es sind doch nur Kinder.», «Das gab es doch früher auch.»

Bei Mobbing-Situationen hilft es überhaupt nicht, wenn Eltern das Verhalten ihrer Kinder entschuldigen, fieses Verhalten normalisieren oder bagatellisieren und versuchen, dem gemobbten Kind die Schuld zuzuschieben.


Was ist eine gute Schule, was ein guter Lehrer? Wie können Kinder am besten lernen? «Wie Schule gelingt»: Über dieses Thema hat Psychologe und Lerncoach Fabian Grolimund 2019 mit Nik Niethammer gesprochen. Hier können Sie das Gespräch im Kulturpark als Video anschauen und die wichtigsten Punkte nachlesen.

Stefanie Rietzler und Fabian Grolimund
sind Psychologen und leiten die Akademie für Lerncoaching in Zürich. Die beiden eint der Wunsch, dass Kindergarten und Schule Orte sind, wo sich Kinder, Eltern und Lehrpersonen wohl fühlen und voneinander lernen können.

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